Pflanzenraritäten: Topinambur

Bild von Alina Kuptsova auf Pixabay

Topinambur (Helianthus tuberosus) gehört zur Familie der Korbblütengewächse, ist mit der Sonnenblume verwandt und sieht dieser auch ähnlich. Die Heimat dieser Pflanze ist Nord- und Mittelamerika. Kanadische Indianer bauten die Pflanze zuerst an. Französische Siedler lernten die Knollen zu lieben und zu schätzen, als eine Hungersnot auftrat. Gegen 1800 gelangte sie nach Europa in die Gärten der Reichen als schöne Blume aus einer Knolle.

Erst später entdeckte man Topinambur auch hierzulande als Gemüse. Es galt ab sofort als wichtiges Grundnahrungsmittel, bis es von der Kartoffel verdrängt wurde.

Vor einigen Jahren entdeckte man Topinambur als Diät-Lebensmittel für Zuckerkranke wieder. Heute ist Topinambur in Deutschland tendenziell zunehmend auf Wochenmärkten und in Bioläden erhältlich. Als Gemüse werden die unterirdischen Wurzelausläufer verwendet. Die Knollen erinnern an Ingwerwurzeln und werden manchmal sogar mit diesen verwechselt.

Topinambur schmeckt nussig-süßlich und lässt sich als Suppe zubereiten oder in zahlreichen Gemüsegerichten verarbeiten. Roh passt die Knolle zu Salaten. Topinambur lässt sich ähnlich wie Kartoffeln zubereiten und ist durchaus eine Alternative dazu, besteht zu zirka 80 Prozent aus Wasser und enthält kaum Kalorien. In den Knollen kommen lösliche Ballaststoffe vor, die ein lange anhaltendes Sättigungsgefühl hervorrufen. Wer überschüssige Pfunde abbauen will, darf bei dem Wurzelgemüse daher mit gutem Gewissen zugreifen. Das knollige Gewächs soll den Blutzuckerspiegel wenig beeinflussen und gilt deshalb als Alternative zur Kartoffel.

Die Pflanze wird unter mehreren Namen gehandelt, so u.a. Knollen-Sonnenblume, Erdbirne, Erdartischocke oder Rosskartoffel (wurde früher an Pferde verfüttert).

Sie gedeiht bevorzugt in kalkhaltigen, nährstoffreichen und lockeren Gartenböden. Der Standort sollte warm und sonnig sein. Die Pflanzzeit der Knollen ist egal. Im Herbst oder im zeitigen Frühjahr werden sie ca. 10 cm tief in die Erde gelegt. Die Pflanze ist winterhart und kann im Boden bleiben. Im zeitigen Frühjahr treibt die Knolle aus und bringt einen sich verzweigenden 2 bis 3 m hohen Blütenstil mit zahlreichen gelben Blüten hervor.

Die Blütezeit liegt zwischen August und November. Sie gehört zu den Kurztagpflanzen, deren Blühzeitpunkt erst beginnt, wenn eine bestimmte Tageslänge unterschritten wird. Wegen des späten Blütezeitpunkts reifen die Samen in Mitteleuropa sehr selten aus, so dass die Pflanzen ganz auf die vegetative Vermehrung über Sprossknollen angewiesen sind.

Topinambur wird erst geentet, wenn er verwendet werden soll. Aufgrund der dünnen Schale trocknet er schnell aus und fängt an zu schrumpfen.

Ein Großteil der in Deutschland gerodeten Knollen wird für die Herstellung von Spirituosen verwendet und dies bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts. Nach dem deutschen Branntwein-Gesetz zählt der Topinambur-Schnaps zu den Obstlern. Vor allem in Baden gilt das Destillat als beliebter Verdauungsschnaps nach reichhaltigem Essen. Topinambur enthält Polyphenole, die für ihre antioxidative, entzündungshemmende sowie krebsvorbeugende Wirkung bekannt sind.

Topinambur wird nur von wenigen Krankheiten und Schädlingen befallen, die selten ertragsmindernd sind. Fast jährlich ist Echter Mehltau zu beobachten, dieser muss nicht zwingend bekämpft werden. Neben Mehltau kommt gelegentlich auch Rost vor. Unter Freilandbedingungen sind manchmal Wildschweine und Wühlmäuse als Schädiger anzutreffen. Bei sehr hohen Düngergaben (besonders Stickstoff) faulen die Wurzeln leichter.

Rainer Proksch – Gartenfachberater der Fachkommission des Stadtverbandes

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