Pflanzenraritäten: Artischocke

Schon die alten Ägypter im 8. Jahrhundert v.u.Z. und später auch die Griechen und Römer verzehrten mit Vorliebe die verdickten Blütenkörbe verschiedener Distelarten sowie auch Artischocken (Cynara cardunculus, Syn. Cynara scolymus). Die Artischocken waren lange Zeit ein Delikatessgemüse nur für die Reichen. Als ihre Heimat wird meistens Nordafrika angesehen.

Im 15. Jahrhundert tauchte sie in Italien auf. In Frankreich, England und Belgien weitete sich ihr Anbau erst im 16. Jahrhundert aus. Später gelangte die Artischocke nach Mitteleuropa. Heute ist sie am beliebtesten in Frankreich, wo auch die Sorten mit der besten Qualität entstanden, sowie in Südeuropa. In rauen Lagen gedeihen die abgehärteten französischen Sorten besser als die italienischen.

Hauptnutzteil sind die Blütenkörbe, die aus den fleischigen Hüllblättern und dem Blütenboden bestehen. Die Ernte erfolgt, wenn die Blütenkörbe voll entwickelt sind, aber noch nicht zu blühen beginnen. In dieser Zeit sind diese sehr zart und schmackhaft. Sie werden roh und gekocht verzehrt oder in Essig oder Öl eingelegt. Die starken Blattstiele der Artischocken lassen sich bleichen und ähnlich wie die Kardone (geschält in Zitronenwasser eingelegt und nach Rezeptur zubereitet) verwenden.

Die Pflanze sieht sehr dekorativ aus. Die Artischocke ist eine ausdauernde, stattliche, über 1,5 m hohe Pflanze. Die Blätter sind groß, fiederteilig und auf der Unterseite grau. Die verzweigten Stängel tragen große, fleischige Blütenkörbe mit einem Durchmesser von 8 bis 10 cm, die sich mit blau-violetten Blüten entfalten. Diese werden oft in der Floristik für Dekorationen verwendet.

Die Artischocke ist anspruchsvoll an Boden und Feuchtigkeit. Sie bildet reichlich Ausläufer. Um aber eine ordentliche Entwicklung zu sichern, belassen wir nur zwei Haupttriebe an der Pflanze. Die Vermehrung der Pflanze erfolgt durch Teilung der Büschel. Eine Anzucht durch Samen ist einfacher, jedoch nur die Samen veredelter Sorten verwenden. Die Aussaat geschieht von Februar bis März. Die vorgezogenen Setzlinge werden im Mai im Abstand 80 x 100 cm ausgepflanzt. Die Ernte erfolgt bei einjähriger Kultur hierzulande erst kurz vor Frostanbruch. Wir können auch ausgewachsene Stängel abschneiden und in Sand einlagern, wo die Blütenkörbe ihr Wachstum vollenden.

In den mitteleuropäischen Klimaverhältnissen müssen wir vor Beginn des Winters die Stängel abschneiden und die Pflanzen mit Reisig abdecken. Die Kultur höchstens vier Jahre am gleichen Standort belassen. In meinem Garten erreichen die Artischocken im zweiten Standjahr eine Höhe von fast 2 m. Die mehr als 20 Blütenstände dienten als Bienenweide und Blickfang für viele Besucher.

Rainer Proksch – Gartenfachberater der Fachkommission des Stadtverbandes

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