Beim Kauf von Saatgut stellen sich viele Kleingärtner noch die Frage: Was bedeutet eigentlich F1 / F2-Hybride und warum ist das Saatgut so teuer?
Ohne eine hochwissenschaftliche Abhandlung vornehmen zu wollen, kann zum richtigen Verständnis folgendes dazu erklärt werden: Entsprechend der 1. Mendelschen Regel, (benannt nach dem Entdecker Gregor Mendel), werden zwei Individuen einer Art, die in einem Merkmal unterschiedlich, aber jeweils reinerbig sind, gekreuzt. Die Nachkommen in der 1. Tochtergeneration sind in diesem Merkmal alle gleich. Dabei weiß der Züchter oftmals zuvor nicht, was bei den Kreuzungen herauskommt. Es handelt sich immer um Kreuzungen (Hybriden) aus zwei verschiedenen Elternsorten bzw. -rassen derselben Art. Ist das Ergebnis gelungen, kann die Sorte zum Verkauf angeboten werden.
F1 steht für die erste Tochtergeneration, also die direkte Nachkommenschaft des Elternpaares. Die F1-Hybriden vereinen in sich die unterschiedlichen Eigenschaften der sorgfältig ausgewählten Elternpflanzen. Häufig sind bei ihnen sogar die erwünschten Eigenschaften noch stärker ausgeprägt als bei den Eltern. Auf diese Weise entstandene Gemüsesorten bringen besonders hohe Erträge. Blumensorten haben meist ausgesprochen große und attraktive Blüten. Zudem zeigen F1-Hybriden häufig ein vitaleres Wachstum und eine verbesserte Resistenz gegen Krankheiten. Allerdings sind sie in der Regel auch etwas anspruchsvoller, was Düngung und Bodeneigenschaften betrifft.
Streng genommen sind F1 Hybriden keine Sorten im ursprünglichen Sinn. Deshalb können sie nicht in Genbanken erhalten werden. Man kann aus ihnen keine gleichwertigen Nachkommen ziehen. Es handelt sich um aufwändige, meist per Hand vorgenommene Züchtungsarbeit. Deshalb ist das Saatgut recht teuer. Die Elternlinien müssen im Grunde für jede Samentüte neu gekreuzt werden. Anders als sogenannte reinerbige Kombinationszüchtungen sind die F1-Hybriden nicht samenbeständig.
F2-Hybriden entstehen bei der Samenvermehrung von F1-Hybriden. F2 bedeutet zweite Tochtergeneration, die ursprünglich gekreuzten Eltern sind demnach die Großeltern. Wie schon erwähnt, sind F1-Hybriden nicht samenbeständig, sie bringen eine uneinheitliche Nachkommenschaft hervor. Die Erbanlagen der beiden Vorgängergenerationen setzen sich auf unterschiedliche Weise durch, was bei der Aussaat selbst gewonnener Blumensamen zu sehr interessanten Ergebnissen führen kann. Die zweite Generation ist jedoch oft nicht so vital wie die F1 Generation.
Anders verhält es sich mit F2-Hybriden, die als käufliches Saatgut angeboten werden. Hierzu kreuzt der Züchter gezielt zwei verschiedene F1-Linien. Die Nachkommen sind dann wiederum besonders wüchsige Pflanzen. Bei Blumen werden dann oft ausgefallene Blütentöne in bunten Mischungen angeboten.
Kleingärtner müssen wissen, sie kaufen „Einmalsaatgut“ zu teurem Preis. Mit der Alternative „Samenfeste Sorten“ wird sich eine spätere Folge dieser Serie befassen.
Rainer Proksch – Fachberater der Garten-Fachkommission des SLK