Richtige Behandlung von Saatgut führt zum Erfolg: Mindesthaltbarkeit von Saatgut

Der älteste Samen, der zum Keimen gebracht wurde sind Dattelsamen. Dieser wurde bei Ausgrabungen in der Wüste Israels entdeckt und durch einen Radiocarbontest auf ca. 2.ooo Jahre datiert. Nach einer Behandlung mit heißem Wasser und Pflanzenhormonen spross nach sechs Wochen das erste Blatt. Das Interesse vieler Kleingärtner besteht darin auf den Samentüten ein Mindesthaltbarkeitsdatum zu erkennen. Dies ist bei den meisten Lebensmitteln üblich. Auch einige Anbieter von Sämereien geben ein Mindesthaltbarkeitsdatum, jedoch nicht immer das Abfülldatum, auf ihren Verpackungen an. Oftmals wird für die Haltbarkeit willkürlich ein Zeitraum von zwei oder drei Jahren gewählt.

Ganz so einfach lassen sich aber keine Mindesthaltbarkeitsdaten festlegen. Die Keimfähigkeit von Saatgut ist abhängig von vielerlei Faktoren. Meist kommt es auch auf die Art an. Ist es Gemüse- oder Blumensaatgut. Tomatensamen keimen unter guten Lagerbedingungen bis zu 10 Jahren, auch Kohl und Radieschen laufen bis zu vier Jahren oftmals noch vollständig auf. Ganz anders sieht es mit Petersilie, Salaten und Schnittlauch aus. Die Keimkraft lässt schon im zweiten Jahr deutlich nach. Es gibt zwar Unterschiede bei einzelnen Sorten, die sind aber zusätzlich noch abhängig von den Erntejahren und den Herkunftsorten.

Die Keimfähigkeit der Samen hängt in erster Linie von den Lagerbedingungen ab. Eine niedrige relative Luftfeuchtigkeit von etwa 35 % ist ideal. Unter häuslichen Bedingungen ist das kaum zu schaffen. Zwischen 4 – 15 °C liegt die ideale Temperatur zur Lagerung. Auch diese Temperaturspanne ist kaum einzuhalten. Im Kühlschrank gelagertes Saatgut leidet ebenso, wie Saatgut, welches sich im Sommer in der Laube oder im Schuppen bei 25 °C oder mehr befindet. Luftdicht verschlossene Behälter, z. B. Folientüten mit Zippverschluss oder Gläser mit Schnappverschluss sind gute Lagerbehälter. Zusätzlich ist ein dunkler Lagerort auszuwählen. Ich empfehle jedem Kleingärtner beim Kauf, spätestens beim Öffnen, auf dem Samentütchen das aktuelle Datum zu notieren. Geöffnete Keimschutzverpackungen sind nach der Entnahme des Saatgutes flach zu drücken, an der Öffnung mehrmals zu falten und gegebenenfalls mit Klebefolie zu verschließen. Saatgut immer nach Bedarf, nicht auf Lager einkaufen!

Bei älterem Saatgut sollte man vorsichtshalber eine Keimprobe machen. Mit Keimproben befasst sich eine weitere Folge aus dieser Serie. Hier noch einige Haltbarkeitsdaten ausgewählter Blumen- und Gemüsearten.

1 bis 2 Jahre haltbar sind u.a.: Bohnenkraut, Fenchel, Kümmel, Lauch, Möhren, Majoran, Pastinaken, Petersilie, Schnittlauch, Schwarzwurzeln, Zwiebeln, Aster, Löwenmaul, Tagetes, Zinnie  

2 bis 4 Jahre haltbar sind u.a.: Bohnen, Dill, Erbsen, Kohlgewächse, Kopfsalat, Kresse, Radieschen, Rettich, Spinat, Cosmea, Malve, Rudbeckia, Sonnenblume

4 bis 6 Jahre haltbar sind u.a.: Basilikum,  Endivie, Gurken, Kürbis, Melonen, Sellerie, Tomaten,  Zucchini, Fuchsschwanz, Wicke

Rainer Proksch

Gartenfachberater der Fachkommission des SLK               

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