Richtige Behandlung von Saatgut führt zum Erfolg: Kalt- oder Frostkeimer

Bild von Andreas Göllner auf Pixabay

Pflanzen, deren Samen vorwiegend unter Frosteinwirkung keimen, zählt man in der Fachsprache zu den Kalt – oder Frostkeimern. Die Samen der Kaltkeimer enthalten austriebshemmende und austriebsfördernde Pflanzenhormone in einem bestimmten Gleichgewicht. Es gibt auch hier wieder mehrere Methoden zur Anzucht, die gewährleisten, dass das Saatgut in Schalen, Töpfen oder später im Freiland gut aufgeht.

Nicht für alle Gartenblumen ist das Frühjahr der beste Saatzeitpunkt. Einige mehrjährige Pflanzen, die gemäßigtes Klima lieben, keimen in den frostigen Wintermonaten. Sie müssen für eine gewisse Zeit Minusgraden ausgesetzt sein, damit der Keimvorgang beginnen kann. Hierzu gehören u.a. Iris, Leberblümchen, Christrosen, Tulpen, Eisenhut, Glockenblumen, Enzian, Königslilie, Staudenastern, Phlox, Silberkerzen, Waldreben, Trollblumen, Kaiserkronen, Ranunkeln, Anemonen, Adonisröschen, Lilien, Pfingstrosen, Tränendes Herz, Veilchen, Primeln, Silberdisteln, Eisenhut, Zierlauch und viele andere. Ein Großteil dieser Pflanzen keimen um vier Grad plus, andere jedoch lediglich bei Minusgraden. Am besten keimen sie, wenn der Samen unter Schnee gelegen hat. Durch den schmelzenden Schnee wird der Keimprozess noch weiter gefördert. Vorgezogen wird in flachen Saatschalen, Pikierschalen oder einfachen Kisten, im Gewächshaus oder auf der Fensterbank in einem kühlen Raum. Die Anzuchterde wird gemischt aus normaler Gartenerde, Sand und Kompost. Dünne Aussaat ist wichtig, um ein späteres Schießen der Pflänzchen zu vermeiden. Dieser Prozess dauert etwa zwei bis vier Wochen. Im Januar/Februar kommen die Gefäße dann ins Freiland. Wenn Schnee vorhanden ist häuft man ihn darauf, um eine Temperatur zwischen minus vier und plus vier Grad zu erreichen. Notfalls kann im Kühlschrank gekühlter Samen bis Ende Februar noch direkt draußen in die Erde gesät werden. Eine Kältebehandlung der trockenen Samen im Gefrierfach bleibt meist ohne Wirkung.

Untersuchungen haben ergeben, dass es nicht ausdrücklich Frost sein muss. Temperaturen nahe der Frostgrenze sind meist ausreichend. Deshalb keimen frostkeimende Samenarten auch nach ausgesprochen milden Wintern. Wem das vorher Genannte zu kompliziert ist sät Pflanzen, die zu den Kalt- oder Frostkeimern gehören, bereits im Herbst ins Freiland. Sie keimen dann im Frühjahr. Man sollte die Aussaatstelle genau markieren und eventuell leicht mit Reisig oder Laub abdecken, damit das Saatgut bei Starkregen nicht weggespült wird.

Rainer Proksch

Gartenfachberater der Fachkommission des SLK

Print Friendly, PDF & Email

Weitere interessante Beiträge

blank

Naturnah gärtnern: Engerlinge im Gartenboden II

Engerlinge haben einen schlechten Ruf, der nicht in jedem Fall gerechtfertigt ist. Denn tatsächlich können sie von Nutzen sein. Verbreiten sie sich im Garten rasant, müssen aber passende Mittel und…
blank

Naturnah gärtnern: Engerlinge im Gartenboden

Liebe Gartenfreunde, in  dieser Gartensaison wurden sehr häufig Anfragen zu Engerlingen ( Käferlarven ) im Gartenboden gestellt. Anlass auf das Thema einzugehen. Bei Engerlingen handelt es sich um die Larven…
blank

Naturnah gärtnern: Richtig Gießen

die Wetterprognosen sagen auch für das Gartenjahr 2020 trockenes und heißes Sommerwetter voraus. Das heißt für uns Kleingärtner „umdenken“ beim Wasserverbrauch. Das Motto “Viel hilft viel” gilt beim Gießen nicht,…
blank

Naturnah gärtnern: Der Waschbär im Kleingarten

Der Waschbär ist weiter auf dem Vormarsch und entwickelt sich zu einer echten Plage. Immer häufiger trifft man die maskierten Eindringlinge auch in heimischen Gärten, auf Terrassen und Balkonen. Er verwüstet Blumenbeete, räumt Mülltonnen…