Es wird immer öfter propagiert, dass sich vor allem Blattläuse mit Seifenlösungen und allerlei Jauchen und Brühen vertreiben lassen. Ehrlicherweise muss man zugeben, dass ein Großteil solcher Jauchen und Brühen sich wirklich nur im vorsorglichen Einsatz bewährt haben.
Zu diesem Zweck müssen Pflanzen bereits vor einem Massenauftreten der Schädling in drei- bis fünftägigen Abständen mit einer solchen Lösung besprüht bzw. übergossen werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Lösung auch an die Blattunterseiten gelangt. Falls es dagegen auf den Pflanzen schon regelrecht von Blattläusen oder anderen hartnäckigen Schädlingen, wie Spinnmilben oder weißen Fliegen wimmelt, ist nach Meinung vieler Kleingärtner eine Vernichtung dieser Schädlinge oft nur mithilfe eines industriell hergestellten Pflanzenschutzmittels möglich.
Dabei sollte man aber Produkte bevorzugen, die keine schädigenden Nebenwirkungen für Nutzinsekten und Vögel haben. Im Normalfall ist diese Information auf den Verpackungen der jeweiligen Produkte aufgedruckt. Außerdem sollte man beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln niemals nach dem Motto „Viel hilft viel“ verfahren, sondern immer die Gebrauchshinweise des Herstellers befolgen. Oftmals erzielt man nämlich bessere Erfolge, wenn man ein Mittel zwei oder dreimal in geringeren Dosen anwendet, als einmal eine Überdosis auf die Pflanzen zu sprühen.
Wie schon in anderen Artikeln erwähnt, gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten sowohl Zier- als auch Nutzpflanzen vor Schädlingen und Parasiten zu schützen. Seien da Schutznetze, Leimringe, Farbtafeln, Pheromonfallen und andere mechanische Pflanzenschutzmöglichkeiten genannt. Über die Anwendung und Wirkungsweise der einzelnen Möglichkeiten des wirksamen Pflanzenschutzes, möchte ich hier im Einzelnen nicht eingehen. Das können Ihre Fachberater in den Vereinen genau erläutern. Nachgewiesen ist aber, dass diese Möglichkeiten meist effektiver wirken als jedes chemische Pflanzenschutzmittel. Im Kleingartenbereich sind diese Schutznetze, Leimringe und andere völlig ausreichend, um Schadinsekten von den Kulturpflanzen fernzuhalten.
Zumal der Einsatz von Spritzmitteln zur Folge hat, dass mindestens genauso viele Nutzinsekten wie Schadinsekten vernichtet werden. Der ignorante Kleingärtner nennt es dann einfach Kollateralschaden. Die weggespritzten Insekten bilden übrigens auch noch die Nahrungsgrundlage für unsere Vogelwelt. Gerade in der Brutzeit sind die Vögel auf Insekten in der näheren Umgebung darauf angewiesen. Was nützt das schönste Vogelhotel, wenn ich den reich mit Insekten gedeckten Tisch mit Spritzmitteln abräume? Wem nützt das schönste Kleinstbiotop im Garten, wenn ich die Wiese in der Umgebung chemisch behandle, nur um mit einem englischen Rasen beim Betrachter angeben zu können? Reptilien haben auch ein größeres Jagdgebiet als das von Ihnen angelegte Kleinbiotop.
Der Satz, den ich neulich hören musste: „Wir haben jetzt einen Teich angelegt und was für die Natur getan“, ist so abwegig, wenn man das betreffende Objekt betrachtet. Ich glaube, so mancher Kleingärtner sollte sich durchaus mal Gedanken machen, ob er noch andere Möglichkeiten findet sein Gewissen zu beruhigen. Weitere Einzelheiten erspare ich mir.
Erik Behrens
Gartenfachberater der Gartenfachkommission des SLK und zertifizierter Pflanzendoktor / LSK