Aus gegebenem Anlass möchte ich heute noch einmal auf die folgende Frage eingehen und vielleicht auch diskutieren: Ist der Gemüseanbau im Kleingarten heute noch modern?
Der richtige Kleingärtner wird sich bei dieser Frage an den Kopf greifen. Der Anbau von Obst und Gemüse im Kleingarten ist zeitgemäßer geworden. Sieht man sich nur die Preisentwicklung, die Anbaumethoden, die Erntebedingungen bei Importobst- und Gemüse an.
Es ist doch etwas Anderes, wenn ich aus meinem Garten etwas mit nach Hause nehmen kann, als es im Supermarkt kaufen zu müssen. Oft ist das dort gekaufte Gemüse schon vor Stunden oder Tagen geerntet worden. Man sieht das nicht auf den ersten Blick, aber das Obst und Gemüse ist unreif. Vor allem reift es nicht nach! Eine im Supermarkt gekaufte harte Birne bleit eine harte Birne. Wenn sie dann mal weich ist, ist sie meist verfault. Oder zumindest ungenießbar, aber nicht reif. Im Winter, bei tieferen Temperaturen, mag das nicht so ins Gewicht fallen. Aber im Sommer sehen die angebotenen Salate oft aus, als ob der Blitz in sie hineingefahren ist.
Die Auswahl an Obst- und Gemüsepflanzen für Ihren Kleingarten ist doch sehr groß. Man kann die Pflanzen selbst heranziehen oder in einer guten Gärtnerei kaufen. Jede Ernte stimmt den guten Kleingärtner zufrieden und macht stolz. Ja, natürlich, wenn man dann die Gegenspieler im Garten hat, wie die großen Wegschnecken oder gar Wühlmäuse, dann kann jedem schon mal die Lust vergehen. Oder denken wir an die Stare, die im Frühjahr über unsere Süßkirschbäume herfallen. Später sind es dann die Kirschfruchtfliegen. Das gibt dann immer wieder Kämpfe.
Um Schäden in Grenzen zu halten, bildet der Landesverband Sachsen der Kleingärtner (LSK) in Pillnitz an der Sächsischen Gartenakademie seine Vereins- und Verbandsfachberater umfassend aus. Nicht nur die richtige Obst- und Gemüsesortenauswahl wird hier besprochen und gezeigt, sondern auch neue Anbauformen, Obstbaumschnitt, Veredelung der Obstbäume, Möglichkeiten des richtigen Pflanzenschutzes, ökologisches Gärtnern etc. Ja selbst die Zubereitung von Salaten und Tees aus dem eigenen Garten stehen auf dem Programm.
Leider sind immer noch zu viele neue „Kleingärtner“ nicht so überzeugt, dass das Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten oft wertvoller ist, als jenes aus dem Supermarkt. Das beklagen viele Kleingärtner, die ihre Gartenparzellen schon über Jahrzehnte hinweg bewirtschaften. Da werden z.B. die Gemüsebeete verkleinert oder ganz entfernt sowie große Rasenflächen angelegt, Pools ohne Genehmigung aufgestellt, Gehölze gepflanzt, die für unsere Nützlinge im Garten wertlos sind, Kleingartenordnungen ignoriert usw. Deshalb nimmt das ökologische Gärtnern einen großen Raum bei unseren Schulungen ein.
Die neuen Gartenpächter möchte ich hier aufrufen: „Schauen Sie über die Gartenzäune bei den „alten Hasen“ und versuchen Sie diesen nachzueifern. Sie werden erstaunt sein, wie gut die Früchte aus dem eigenen Garten sind. Wenn Sie gern Rasen sehen, dann können Sie auch in den Stadtpark gehen. Den Rasen dort brauchen Sie nicht einmal zu pflegen.“
Der Gemüseanbau im Kleingarten ist das Sahnehäubchen. Aber grundsätzlich gilt immer wieder: Haben Sie Fragen zur Bewirtschaftung ihres Kleingartens, dann wenden Sie sich an Ihren Gartenfachberater im Verein. Er hilft Ihnen sicher gern weiter.
Erik Behrens
Gartenfachberater der Gartenfachkommission des SLK und zertifizierter Pflanzendoktor / LSK