Giftpflanzen im Kleingarten: Herbstzeitlose

Bild von Couleur auf Pixabay
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Geschichte: Der griechische Arzt Pedanios Dioscurides, der berühmteste Pharmakologe des Altertums (1. Jahrhundert), beschrieb schon in seiner „De materia media” Colchicum-Arten. Die Pflanzen wurden seinerzeit zu Heilzwecken, aber auch zu Giftmorden benutzt. Im Mittelalter verwandte man die Herbstzeitlose (Giftpflanze des Jahres 2010) hauptsächlich zur Behandlung von Gicht. Auch gegen Pest, aber ohne die erwarteten Erfolge. Umso sicherer war ihre Verwendung für gezielte Mordanschläge. Der Name ist von der Landschaft Colchis an der Ostküste des Schwarzen Meeres abgeleitet (Linné). Weitere Namen u.a. sind: Butterwecken, Giftkrokus, Heugucken, Hundszwiebel, Kuheuter, Michaeliblume und Teufelsbrot.

Vorkommen: Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist pflanzengeografisch ein submediterran-subatlantisches Gewächs. Sie ist von Süd-Irland, Süd-Großbritannien, über das mittlere Europa bis in die westliche Ukraine verbreitet. In Deutschland vorrangig im Süden bis in die Gebirgsregionen, im Norden dagegen selten oder gar nicht. Die Pflanze wächst vor allem auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen und Weiden sowie an Böschungen, hier bevorzugt an sonnigen oder halbschattigen Standorten, an denen es relativ warm ist und die nicht ungeschützt dem Wind ausgesetzt sind. Mancherorts ist sie konzentriert anzutreffen auch in Kleingartenanlagen.

Beschreibung: Die Herbstzeitlose ist eine ausdauernde Knollenpflanze. Sie zeigt zum Zeitpunkt der Blüte keine Blätter. Die im Herbst erscheinenden ein bis drei Blüten pro Pflanze sind etwa 20 cm hoch und bestehen aus sechs meist blassrosa bis violett, selten weißen Blütenhüllblättern. Diese verwachsen zu einer langen Röhre und der Fruchtknoten steckt tief in der Erde. Im Frühjahr werden die Blätter der Pflanze, die ungestielt aus dem Boden wachsen, rund 20 bis 30 cm lang. Die Blätter sind kahnförmig und riechen beim Zerdrücken schwach scharf bis herb. Die Unterseite der Blätter ist matt. Die Blätter umhüllen die Fruchtkapsel, die ca. 5 cm lang und zuerst grün ist. Später braun und runzlig. Schwarzbraune Samen mit klebrigen Anhängseln sind zu sehen.

Blütezeit: August bis Oktober, Fruchtzeit April bis Juni.

Giftige Teile: Die gesamte Pflanze, besonders die Samen und Knollen. Es kommt immer wieder zu Vergiftungsfällen durch Verwechslung der Herbstzeitlose mit dem Bärlauch!

Giftige Wirkstoffe: Vorwiegend das Tropolon-Alkaloid Colchicin, das bis über 1% in der Pflanze enthalten sein kann. Der Alkaloidgehalt steigt mit zunehmender Samenreife an. Bei Kindern kann bereits die Aufnahme von 3 Samen und das Aussaugen einer Blüte toxisch wirken. Als tödlich werden ein Gramm Samen für das Kind und fünf Gramm für den Erwachsenen angesehen. Für Erwachsene wirken auch 50 Gramm aufgenommene Blätter tödlich.

Symptome: Erst etwa 2 bis 12 Stunden nach Pflanzenaufnahme treten Brennen und Kratzen von Mund und Rachenschleimhaut, Schweißausbrüche, Erbrechen und blutiger Durchfall auf. Im weiteren Verlauf der Vergiftung, etwa 24 bis 72 Stunden nach Pflanzaufnahme, Blutdruckabfall, Atemnot und Herzversagen. Nach dem Überstehen von Vergiftungen werden Veränderungen des Blutbildes und Haarausfall beobachtet.

Erste Hilfe: Entfernen der aufgenommenen Pflanzenteile aus dem Mundraum und reichlich zu trinken geben.

Hinweise: In Anbetracht der spät einsetzenden Symptome bei der Vergiftung, sofortige Artzvorstellung nach Pflanzenaufnahme, nach größeren aufgenommenen Pflanzenmengen den Notarzt benachrichtigen.

Olaf Weidling – Gartenfachberater der Fachkommission des Stadtverbandes

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