Das Vereinsleben nimmt endlich wieder Fahrt auf

Robby Müller (l.) und Ralf-Dirk Eckardt beim Gespräch in der Geschäftsstelle des Stadtverbandes. Foto: André Dreilich

Robby Müller und Ralf-Dirk Eckardt, die Vorsitzenden der beiden Leip­ziger Kleingärtnerverbände, unterhielten sich mit dem „Leipziger Gar­tenfreund”. Themen waren das Jahr 2022 und der Ausblick aufs neue Jahr.

Frage: Auch 2022 war „Corona” lei­der noch immer ein Thema. Wie ist es in dieser Hinsicht den Leipziger Kleingärtnern ergangen?

Robby Müller (RM): Allen Erschwernissen zum Trotz haben die Klein­gärt­nervereine das Vereinsleben hochgehalten. Vor allem im zweiten Halbjahr war die Rückkehr zur Normalität deutlich. Mitgliederversammlungen und Sprechstunden fanden wieder regulär statt; Kinder- und Sommerfeste wurden gefeiert und vieles mehr. Dafür gebührt allen Kleingärtnern und vor allem den Ehrenamtlern in den Vereinen Dank.

Sie alle haben zusätzliche Mühen auf sich genommen, um ihre Vereine am Leben zu erhalten. Das ist eine ungeheure Leistung und zeigt, wie stark der Zusammenhalt im Klein­gar­tenwesen ist.

Ralf-Dirk Eckardt (RDE): Diesem Dank kann ich mich nur anschließen. Natürlich hat die Digitalisierung vieles möglich gemacht, was vor Jahren undenkbar gewesen wäre. Doch ohne den Einsatz unserer Mitglieder hätte das alles nichts gebracht. Umso mehr freut es mich, dass die Vereine nun wieder Fahrt aufnehmen. Viele Ehrenamtler brennen förmlich darauf, endlich richtig loslegen zu können.

Leider stecken wir ja ohne Atempause bereits in der nächsten Krise. Die Preise für Gas und Strom schießen in die Höhe. Was macht das mit den Vereinen?

RM: Auf der einen Seite leiden wir alle persönlich unter den steigenden Kosten. Auf der anderen Seite sehen sich die Vereine als direkte Kunden der Energieversorger mit erhöhten Abschlagszahlungen konfrontiert. Das betrifft insbesondere den Stromverbrauch der einzelnen Pächter, für den die Vereine ja in der Regel in Vorkasse gehen.

Mein Rat: Die Vorstände dürfen in dieser Situation nicht abwarten, sondern sollten mit den Mitgliedern über Abschlagszahlungen reden, um Geld zurücklegen zu können. Im Privatbe­reich macht man das ja auch so. Wer zu lange wartet, kann sich schnell in die Zahlungsunfähigkeit manövrieren.

Immerhin hat uns der Pressesprecher der Stadtwerke auf Anfrage mit­geteilt, dass die von der Bundesregierung geplante Strompreisbremse wohl auch für Vereine gelten wird (Anmerkung der Redaktion: Stand zu Redaktionsschluss am 19.12.2022).

Lassen Sie uns noch einmal auf 2022 zurückblicken. Was waren aus Ihrer Sicht Höhepunkte des Jahres?

RM: Ein Höhepunkt war aus Sicht des Stadtverbandes das Ergebnis des 25. Bundeswettbewerbs „Gärten im Städte­bau”. Die Goldmedaille für unseren Kleingärtnerverein „Kultur” e.V. ist ja nicht „nur” eine Auszeichnung für diesen Verein, sondern würdigt auch die Arbeit des Leip­ziger Kleingartenwe­sens. Die Ehrung hat auch im Leip­ziger Rathaus für Aufsehen gesorgt.

Ebenfalls wichtig: Im vergangenen Jahr konnten mit dem „Tag des Gartens” und der „Wan­derung durch Leip­ziger Klein­gartenanlagen” zwei wichtige Veranstaltungen stattfinden, die längst zu einer guten Tradition geworden sind und einen festen Platz im Leipziger Kleingartenwesen haben.

RDE: In diesem Zusammenhang ist es sehr gut, dass sich künftig auch Vereine unseres Kreisverbandes, deren An­lagen im Leipziger Stadtgebiet liegen, als Ausrichter des Tages des Gartens bewerben können. Beide Verbände haben sich darauf verständigt, ab 2025 aller fünf Jahre einen Klein­gärtnerverein aus dem Gebiet des Kreisverbandes als Ausrichter zum Zu­ge kommen zu lassen. Auf diese Weise wird die Zusammenarbeit der bei­den Leipziger Kleingärtnerverbände weiter vertieft.

Mit welchen Vorhaben starten Sie ins neue Jahr?

RM: Wir haben als Verband für 2023 wieder ein umfangreiches Programm vorbereitet. Der erste Höhepunkt ist die Teilnahme beider Verbände an der Messe „Haus-Garten-Freizeit”, auf die wir uns nach zweijähriger Zwangspause besonders freuen. Am Messestand werden Gartenfachberater Fragen von Besuchern beantworten, die Vogelschutzlehrstätte und Imker sind mit im Boot und natürlich wird es wieder Vorträge und Baumschnittvorführungen geben. Außerdem werden Bodenproben untersucht.

Die Wanderung wird am 13. Mai stattfinden und u.a. durch Paunsdorf und den Grünen Bogen führen. Start und Ziel ist in der Anlage des Klein­gärtnervereins „Ostende” e.V. Der „Tag des Gartens” erlebt am 1. Juli seine 32. Auflage. Er findet im KGV „Schreber-Hauschild” e.V. statt.

RDE: Als Kreisverband werden wir auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit nutzen, das Kleingartenwe­sen bei Stadtfesten zu präsentieren. So nehmen wir an den Veranstaltungen in Schkeuditz, Taucha, Mar­kran­städt und Markkleeberg teil.

Welchen Stellenwert haben Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit für die Verbände?

RM: Als Kleingärtner sind wir eng mit der Natur verbunden und engagieren uns für Nachhaltigkeit auf Vereins- und Verbandsebene. Das findet zunehmend Anerkennung und hat sich auch im Bundesnaturschutzgesetz nie­dergeschlagen. Dort sind Kleingärten jetzt als schützenswert aufgeführt.

Natürlich gibt es noch viel zu tun. Alle Kleingärtner sind gefordert, ihre Gärten im Sinne des ökologischen Gar­tenbaus zu ertüchtigen, um dem Kli­mawandel zu begegnen. Als Verbände unterstützen wir die Vereine dabei fachlich und organisatorisch. Wichtig ist es, über den Gartenzaun zu schauen und das ökologische Denken auch nach außen zu dokumentieren.

Was gibt es für Neuigkeiten aus dem Leipziger Rathaus?

RM: Wir stehen in engem Kontakt zur Stadtverwaltung, um dort die Belange des Kleingartenwesens zu vertreten. Als Verbände engagieren wir uns bei der Erarbeitung des „Masterplans Grün”. Unser längerfristiges Ziel ist eine Fortschreibung der Kleingartenkonzeption der Stadt.

RDE: Durch die Mitarbeit im Klein­gartenbeirat der Stadt und laufende Kontakte zu Stadträten und Ämtern sind wir einerseits über aktuelle Entwicklungen informiert, andererseits können wir aber auch unsere Themen und Vorhaben auf dem kurzen Weg zur Sprache bringen.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Landesverband Sachsen der Kleingärtner?

RM: Für uns ist der Landesverband ein wichtiger Partner, den wir mit unserer Mitarbeit aktiv unterstützen. Aktuell gibt es im Verband einige Veränderungen, das spüren wir auch.

RDE: Eine sehr gute Sache sind aus unserer Sicht die vom Landesverband angebotenen Online-Schulungen zu einer Vielzahl von Themen, die in der Vorstandsarbeit von Interesse sind. Dieses Angebot kommt in den Vereinen sehr gut an; wer es noch nicht nutzt, sollte davon im eigenen Interesse Gebrauch machen.

Die Fragen stellte André Dreilich

Unsere Gesprächspartner

• Robby Müller (RM), Vorsitzender des Stadtverbandes Leipzig der Kleingärtner e.V.

• Ralf-Dirk Eckardt (RDE), Vorsitzender des Kreisverbandes Leipzig der Kleingärtner Westsachsen e.V.

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