von Pflanzen und Tieren. Im Obstanbau ist das wertvolle Zusammenspiel von blütenbesuchenden Insekten und Ertrag am deutlichsten sichtbar. Ohne Bestäubung der Apfelblüten im Frühjahr durch Bienen, Hummeln und Wildbienen gäbe es im Herbst nur wenige und minderwertige Äpfel. Auch bei Wildpflanzen gibt es unzählige solcher Abhängigkeiten. Damit u.a. Honig- und Wildbienen, Wespen, Hornissen, Schwebfliegen und viele Käferarten überleben können, brauchen sie vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst ausreichend Nahrung und Wohnraum. Gerade der Kleingärtner hat Möglichkeiten im Nutz- und Ziergarten Lebensräume und Nahrungsangebote für Blüten besuchende Insekten zu schaffen. Das lebenswichtige Nektar- und Pollenangebot von Frühjahr bis zum Herbst kann er durch den gezielten Anbau von blühenden Pflanzen fördern.
Die genannten Insekten haben zwar zum Teil sehr unterschiedliche und spezialisierte Nahrungsansprüche, trotzdem gibt es allgemeingültige Hinweise zur Pflanzenauswahl. Wählen Sie viele verschiedene, einheimische und standortangepasste Blühpflanzen. Verlängern Sie das Blütenangebot durch Anbau von früh-, mittel- und spätblühenden Sorten. Wichtig sind vor allem Pollen- und Nektarspender im Frühjahr und im Spätsommer! Vermeiden Sie gefüllt blühende Blumensorten, diese bieten keinen Nektar und Blütenstaub.
Das Nahrungsangebot für Insekten im Gemüsebeet
Viele Kulturen können erst im Mai oder Juni gesät oder im Juli gepflanzt werden, andere räumen schon im Juni das Feld. Durch geschicktes Einbeziehen von Gründüngungspflanzen nicht nur nach der Ernte, also entsprechend einer Zwischenfrucht in der Landwirtschaft, sondern auch vor der Aussaat oder Pflanzung werden gleichzeitig viele Effekte erreicht: Bodenbedeckung, Humusaufbau, Unterdrückung von unerwünschten Beikräutern und ein Angebot von hervorragenden Nahrungsquellen für Bienen und andere Blütenbesucher.
Welche Arten bieten sich an?
Grundsätzlich genau die gleichen wie in der Landwirtschaft: Phacelia, Buchweizen und Senf (nicht bei Kohlhernie einsetzen) blühen bei zeitiger Aussaat bereits ab Mai. Wer dann schon pflanzen will, kann einfach aus dem Bestand heraus büschelweise die Gründüngung herausziehen (geht bei lockerem Boden ganz leicht) und seine Jungpflanzen einsetzen. Diese wachsen zunächst geschützt und unkrautfrei heran, bis der restliche Bestand verblüht ist oder vollständig um die kleinen Pflänzchen herum gemulcht wird. Die meisten Kleearten (z.B. Inkarnat- und Perserklee) blühen erst um einiges später, bieten sich als Voraussaat für späte Aussaaten (z.B. späte Möhren, Radieschen, Mangold, danach Spinat und Feldsalat) oder für noch spätere Pflanzungen (Grünkohl, Porree usw.) an.
Weitere Bienenweidepflanzen, wie Ringelblumen und Malven, finden sich in Mischungen verschiedener Hersteller und bereichern die Farbenpracht im Garten. Wer in den Folgejahren einzelne dieser sich selbst aussamenden Blumen, z.B. Borretsch und Malve, in den Beeten stehen lässt, erfreut die Insekten und das eigene Auge.
Beliebte Nektar- und Pollenspender unter den Gemüsearten sind z.B. die Kürbisgewächse (Zucchini, Kürbis, Gurken). Schön ist es auch, einzelne Gemüsepflanzen abblühen zu lassen. Blühende Zwiebeln, Möhren und Kohlgewächse sind nicht nur hübsch, sondern werden auch gerne von Insekten besucht.
Im Kräuterbeet geht alles
Auch wenn die Blüten von Gewürz- und Teekräutern oft klein und unscheinbar aussehen, sind die meisten bei Blütenbesuchern äußerst beliebt und bieten besonders im Sommer und Spätsommer Pollen und Nektar. Vorausgesetzt, wir lassen die Kräuter blühen!
Wertvolle Gewürzkräuter sind u.a.: Salbei, Rosmarin, Lavendel, Pfefferminze, Melisse, Fenchel, Dill, Liebstöckel, Majoran, Oregano, Thymian, Borretsch, Beinwell. Also, ist eine liebevoll angelegte Kräuterspirale nicht nur ein Blickfang für vorbeigehende Besucher, sie ist auch ökologisch sehr wertvoll.
Das Blumenbeet treibt es auf die Blüte
Unter den ausdauernden Stauden und den ein- und zweijährigen Sommerblumen finden sich viele Nektar- und Pollenspender. Entscheidend bei der Auswahl der Blumen ist, dass die Blüten nicht „gefüllt blühend“ sind.
Wichtige Pollen- und Nektarspender im Frühjahr sind z.B. die Zwiebelgewächse (Schneeglöckchen, Krokusse, Traubenhyazinthe, Blaustern, Narzissen). Für Bienen interessant sind die meisten Korbblütler (z.B. Astern, Sonnenblumen), ungefüllte Dahlien, Malvenarten sowie Reseda.
Typische Hummelblumen sind Rachen- und Röhrenblumen u.a. blauer und gelber Enzian, Rittersporn, Fingerhut, Lupinen. Beliebte Tagfalterblumen sind die Blüten der Trichter-, Stielteller- oder Köpfchenblumen sowie verschiedene Nelkenarten wie Kartäuser-, Heide-, Pech- und Lichtnelke, Kornrade, Winden, Primeln, Phlox, Feuerlilie, und Distel. Nachtfalter freuen sich über stark duftende Nachtblüher wie Nachtkerze, Türkenbund, nickendes Leimkraut, Zaunwinde, nachtduftende Levkojen, Seifenkraut.
Im Gegensatz zu Honigbienen sind Wildbienen z.T. stark auf einzelne Pflanzen spezialisiert. Die bevorzugten Nahrungspflanzen sind auf die Rüssellängen der Bienenarten abgestimmt (u.a. Rainfarn, Arten von Ziest, Fetthenne und Hauswurz).
Schwebfliegen holen sich ihr Futter vor allem von Doldenblütlern wie Bärenklau, Möhre, aber auch von Margeriten, Ringelblumen, Strohblumen und Herbstastern. Auch viele Balkon- und Kübelpflanzen bieten reichlich Futter für Insekten bzw. können manche Insektenweidepflanzen auch im Blumenkasten angebaut werden (z.B. Reseden, Knäuelglockenblume, Korn- und Ringelblume, Winden).
Statt der für Insekten wertlosen Geranien sollte im Blumenkasten lieber die Fächerblume blühen!
Gehölze im und um den Kleingarten
Wertvoll für blütenbesuchende Insekten ist ein breites Angebot von blühenden Sträuchern und Bäumen aus möglichst heimischen Gebieten. Neben Obstbäumen jeder Art, egal ob wild oder veredelt, Spalier oder Hochstamm, bieten Hartriegel, Liguster, Schneeball, Weißdorn usw. ein vielseitiges und z.T. ergiebiges Nahrungsangebot. Blühende Beerensträucher wie Johannis-, Stachel-, Him- und Brombeere im Frühjahr bieten ebenfalls Nahrung für Insekten.
Die ersten und somit sehr wichtigen Pollenspender im Frühjahr sind Haselnuss und die Weidenkätzchen. Auch Kletterpflanzen sind z.T. ergiebige Nahrungsquellen, u.a. wilder Wein, Efeu, ungefüllte Kletterrosen.
Blumenwiese statt englischer Rasen
Grünflächen im Kleingarten nehmen meist mehr Fläche in Anspruch. Der häufig so geschätzte grüne Zierrasen muss gehegt und gepflegt werden, braucht Wasser und Benzin für den Rasenmäher, ist aber für Tiere eine grüne Wüste!
Ein guter Grund, großen Wert auf einen vielfältigen Bestand zu legen. Dieser ist nicht nur bei der Ansaat mit standortangepassten Mischungen, sondern auch durch die Art der Nutzung zu beeinflussen. Auch ein artenarmer Rasen lässt sich oft nach einiger Zeit in eine bunte Wiese verwandeln, wenn man nicht düngt und selten mäht.
Ganz wichtig ist, dabei Pflanzen blühen und immer mal wieder aussamen zu lassen, Sameneinflug von anderen Fläche ermöglichen, eventuell mal mit von Hand gesammelten Wildpflanzensamen aus der umgebenden Landschaft oder einer Blumensaatmischung nachhelfen. Dass man eine Blumenwiese dann auch nicht alle vier Wochen mähen sollte, versteht sich von selbst. Wer einen Teil davon mehrere Jahre lang nur ein- bis zweimal jährlich mäht, wird staunen, was für eine Farben- und Blütenpracht sich entwickelt.
Und die Beleuchtung nicht vergessen
Beim Thema Licht im Kleingarten scheiden sich die Geister. Aus Sicht der Wildtiere ist die Sache aber eindeutig. Sie brauchen die Dunkelheit. Licht im Dunkeln stört ihren natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus.
Sie orientieren sich nachts normalerweise am schwachen Sternenlicht, stoßen jetzt sie auf eine viel hellere Lichtquelle und werden regelrecht in den Lichtbann gezogen. Sie sterben letztendlich an Erschöpfung, weil sie gar nicht mehr von dieser Lichtquelle wegkommen und werden Beute anderer Tiere. Im Extremfall gelangen sie irgendwo in diese Lampengehäuse, und verenden dort. So sterben Unmengen an Insekten durch die Gartenbeleuchtung und fehlen dann anderen Tieren in der Nahrungskette und den Blüten als Bestäuber.
Um den Schaden zu begrenzen, sollten Gartenbesitzer keine Lichtquellen mit blauen und ultravioletten Anteilen wählen! Denn gerade diese ziehen Insekten besonders stark an. Bei anderen Tieren ist bedeutsam, wo das Licht hinfällt.
Am Gartenteich liegt es auf der Hand, dass auch Amphibien und Frösche so in ihrem natürlichen Rhythmus gestört werden können, weil sie durch dieses Licht angelockt werden. An Gebäuden könnten sich nistende Fledermäuse oder Vögel durch Licht gestört fühlen. Allein die Position des Lichtes kann hier aber helfen, die Wildtiere möglichst wenig zu irritieren.
Erik Behrens – Gartenfachberater SLK/LSK / http://www.die-gartenfachberater.de