Weisheiten und Bräuche, rund um Natur und Garten: Spargel als Aphrodisiakum

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Folge 6: Spargel als Aphrodisiakum

Spargel gilt seit alten Zeiten als ein besonderes Aphrodisiakum (angeblich potenzförderndes Mittel). „Wer Spargel kochen und sie dann in Fett braten, dann das Gelb von Eiern mit zerstoßenen Gewürzen dazugeben und jeden Tag von diesem Gericht essen wird, wird stark zum Beischlaf werden und darin ein Reizmittel seiner Liebesgelüste finden“ (Pflanzen der Liebe/Franckh-Kosmos Verlag).

Dabei ist eine direkte Wirkung auf die Fortpflanzungsorgane kaum anzunehmen. Da die Inhaltsstoffe des Spargels jedoch anregend auf die Nierentätigkeit wirken, hat man dies auch auf den Sexualbereich übertragen. Die vermeintliche Wirkung ist eher auf die charakteristische Gestalt der Spargelstange zurückzuführen. Anspielungen auf die verräterische Gestalt des Spargels gibt es viele. Besonders der Spargel mit rötlichem Kopf wurde mit dem Penis des Mannes verglichen.

„Spargel in die Speise getan bringt den Männern lustige Begierde“ (Matthioli, ital. Arzt & Botaniker) und warum nicht auch den Frauen? Man ging sogar soweit, aus der Art wie jemand Spargel isst, auf sein Genießen in der Liebe zu schließen.

In alte Zeiten bereiteten schon weise Inderinnen Liebestränke aus Spargel. Sie wollten bei müden Männern die Begierde wecken. Im Mittelalter war dies eine Aufgabe von Hexen.

In der Sage heißt es, Thesus habe der Schönen Perigone nachgestellt. Doch diese entwich ihm und verbarg sich im Dickicht des Spargelkrauts. Sie gelobte, niemals Spargel zu verzehren oder auszureißen, wenn sie vor Thesus verborgen bliebe. Schließlich wurde sie aber doch noch von seinem leidenschaftlichen Bitten gerührt und kam freiwillig hervor. Als Erinnerung an diese Sage wurden Brautleute bei den Boiotiern (griechischer Volksstamm) mit Spargellaub bekränzt.

Spargel ist eine Dauerkultur, der bis zu 15 Jahre auf dem Beet verbleibt. Wild wächst das früher zu den Liliengewächsen gezählte Spargelgewächs im Mittelmeerraum und Vorderasien. Die Staude treibt aus einem Wurzelstock fingerdicke, fleischige Sprosse, die sogenannten Stangen. Sie bleiben unterirdisch cremeweiß. Sobald sie an Licht kommen färben sie sich bläulich bis rötlich, um schließlich zu ergrünen.

Die Kultur des sehr anspruchsvollen Feingemüses in Erdwällen ist sehr aufwändig und erfordert einige Erfahrung. Einfacher gestaltet sich das Ziehen von Grünspargel im Flachbeet. Hier erntet man die jungen, grünen, etwas kräftiger schmeckenden Spargeltriebe. Hinsichtlich der Sortenwahl sollte man sich beraten lassen. Qualitativ hochwertige Setzlinge müssen über 5 bis 6 kräftig entwickelte Triebknospen und 10 bis 12 einwandfreie Wurzeln verfügen. In den ersten 2 bis 3 Jahren nach der Pflanzung erntet man nicht, damit die Stauden Kraft sammeln können.

Die Ernte erstreckt sich je nach Witterung von Mitte April bis Ende Juni. Letzter Termin der Ernte ist der Johannistag (24. Juni). Danach benötigt die Pflanze eine Ruhezeit. Die Restsprosse wachsen durch und bilden das Spargelkraut aus. Dieses kann man in geringen Umfang zum Binden von Sommersträußen verwendet. Mitte bis Ende November wird es bis zum Boden abgeschnitten. Damit verhindern wir, dass Pilze und Schädlinge daran überwintern

Vorsicht: Die sich ausbildenden roten Beeren an den Samenständen sind stark giftig.     

Rainer Proksch
Gartenfachberater der Fachkommission des SLK

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