Folge 5: Adonisröschen – Die Eisheiligen – die gestrengen Herrn
Ein plötzlicher Kälteeinbruch Anfang Mai wird sofort mit den „Eisheiligen“ in Verbindung gebracht. Die Eismänner, oder des gestrengen Herrn sind gefürchtet und dauern im norddeutschen Bereich vom 11. bis 13. Mai. Mamertus, Pankratius und Servatius sind dort von Namen her bekannt. Da der Kälteeinbruch in der Regel aus nordwestlicher bis nordöstliche Richtung voranschreitet erreicht er den Süden Deutschlands meistens einen Tag später, deshalb sind in diesen Regionen vom 12. bis 14. Mai meist nur der Pankratius, Servatius und der Bonifatius als Eisheilige bekannt. Vielerorts wird auch die „Kalte Sophie“ am 15. Mai hinzugerechnet. Der Name ist die volkstümliche Bezeichnung für den heutigen Sophientag. Sophia von Rom war eine um 304 nach Christi in Rom gestorbene Märtyrerin. „Oftmals hat sie Frost gebracht und die Pflanzen tot gemacht“. Dieser Fluch sollte in der Rechnung jedes Gärtners auftauchen, selbst dann, wenn möglicherweise das Wetter schon seit Wochen besonders frühlingshaft war. In vielen Jahren halten sich die Eismänner nicht genau an die Kalendertage, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass es in dem Bereich vom 5. bis zum 20. Mai noch einmal fieren kann. Durch die Verschiebung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender (10 Tage) ist die Spätfrostwetterlage auch noch vom 21. bis zum 25. Mai möglich.
Wer sich darauf einstellt, kann durch entsprechende Schutzmaßnahmen größere Verluste verhindern. Umso besser, wenn der Aufwand vergeblich war und ein Jahr die Ausnahme bildet. Vorsicht ist in jedem Fall geboten. Man sollte ausreichende Mengen an Abdeckmaterial bereitstellen, wie z. B. Folientunnel, Loch- bzw. Schlitzfolie und Gartenvliese. Bei schon zeitig ausgebrachten Tomatenpflanzen sind Reifehauben erforderlich. Selbst einfaches Zeitungspapier gewährt einen guten Schutz, man muss es nur ausreichend befestigen, damit es der Wind nicht fortweht.
Oftmals ist es nur ein kurzes Überfrieren in den Morgenstunden. Dann hilft am besten eine kalte Dusche kurz bevor die Sonne hochsteigt. So wird die Kälte langsam aus den Gefäßen der Pflanze gezogen. Denn nur ein zu abruptes Auftauen führt in aller Regel dazu, dass die Zellwände platzen und die Pflanzen absterben.
Die Eisheiligen gehören zu den sogenannten Lostagen, das sind feststehende Tage im Kalender. Nach altem Volksglauben ermöglichen sie Vorhersagen über die Wetter-verhältnisse der folgenden Wochen und Monate und bestimmen den günstigsten Zeitpunkt verschiedener landwirtschaftlicher und gärtnerischer Tätigkeiten, wie z.B. Aussaat und Pflanzung. Manchmal erlauben sie auch Prognosen über die zu erwartende Ernte.
Auf Kalenderblättern sind oftmals an diesen Tagen Sprüche zu lesen, die der Volksmund überlieferte.
> Pankratz und Servatz sind böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder <
> Vor Servati kein Sommer, nach Servati kein Frost <
> Der heilige Mamerz hat von Eis ein Herz <
> Pankratz hält den Nacken steif. Sein Harnisch klirrt von Frost und Reif <
> Servatius voller Ostwind ist, hat schon manch Blümlein tot geküsst <
> Manche Pflanze wird nicht alt, denn die Sophie liebt es kalt <
Rainer Proksch
Gartenfachberater der Fachkommission des SLK