Die Tomate ist ein Selbstbefruchter. Bei einigen Sorten, besonders bei den Kirschtomaten und auch bei den starkwachsenden, kartoffelblättrigen Sorten sowie bei einigen Fleischtomaten-sorten ragt der Griffel aus der zwittrigen Blüte heraus. Wenn mehrere der vorgenannten Sorten zusammenstehen kann es durch Insektenbestäubung zu einer Vermischung kommen. Will man also sortenreines Saatgut von mehreren Sorten gewinnen, müssen die Pflanzen mit Vlies oder durch ein Kulturnetz vor Insektenanflug geschützt werden. Der Flugradius von Insekten kann etwa 5 km betragen. Pflanzen unter solchen Schutzhüllen sollten zur besseren Selbstbefruchtung täglich einmal leicht geschüttelt werden.
Zur Samengewinnung werden nur gesunde und völlig ausgereifte Früchte verwendet. Größere Früchte werden quer durchgeschnitten und die Samen mit Fruchtsaft herausgedrückt. Das Fruchtfleisch kann dann gleich in der Küche verwertet werden. Kleinere Früchte werden mit einem Mixstab zerkleinert. Die harten, kleinen Samen werden dadurch nicht geschädigt. Diese breiige Masse wird mit der gleichen Menge Wasser versetzt und in einem offenen Gefäß bei Zimmertemperatur für etwa 3-4 Tage aufgestellt. Dadurch kommt es zu einem Fermentierungsprozess. Die keimhemmende geleeartige Schicht um die Samen und auch Krankheitskeime werden dabei abgebaut. Die Mischung sollte zweimal täglich umgerührt oder geschüttelt werden. Wenn sich eine leichte Schimmelschicht auf diese Masse setzt, wird sofort das Ganze auf ein Sieb geschüttet und gut durchgewaschen. Auf einem Teller oder auf Filterpapier (Kaffeefilterpapier) wird das aufgenommene Saatgut im Schatten bei Zimmer-temperatur getrocknet. Während des Trocknens am besten die Samen 1-2 mal umschichten, damit sie gleichmäßig und schnell trocknen und nicht ankleben.
Je nach Sorte und Lagerung bleiben Tomatensamen 4-10 Jahre keimfähig. Zur Erhaltung der langen Keimfähigkeit werden sie kühl in einem geschlossenen dunklen Gefäß aufbewahrt. Besonders sind dazu die kleinen schwarzen Filmdosen geeignet.
Achtung:
Von Hybridsorten sollte kein Saatgut gewonnen werden. Hybriden sind keine Ergebnisse von Gentechnik, sondern resultieren aus aufwändiger, meist per Hand vorgenommener Züchtungs-arbeit. Deshalb ist das Saatgut recht teuer. Die Elternlinien müssen im Grunde für jede Samentüte neu gekreuzt werden.
Da F1-Hybriden nicht samenbeständig sind, bringen sie eine uneinheitliche Nachkommen-schaft hervor. Die Erbanlagen der beiden Vorgängergenerationen setzen sich auf unterschiedliche Weise durch, was bei der Aussaat von selbst gewonnenen Samen zu sehr interessanten Ergebnissen führen kann. Die zweite Generation ist jedoch oft nicht so vital wie die F 1 Generation.
Literaturhinweis:
„Saatgutgewinnung im Hausgarten“ von Suzanne Ashworth, Eigenverlag Arche Noah
Rainer Proksch – Gartenfachkommission des SLK