Tomatenanbau: Pflanzenerziehung

Unbegrenzt wachsende Tomatensorten werden eintriebig gezogen, das bedeutet, dass sie mindestens einmal pro Woche ausgegeizt (Seitentriebe ausbrechen) werden müssen.

Entfernen Sie die Geiztriebe in möglichst kleinem Zustand (bis maximal 10 cm) per Hand, da sie den Pflanzen Assimilate entziehen. Zudem entstehen beim Ausbrechen Wunden, die mit zunehmender Geiztrieblänge größer werden. Wegen des hohen Zelldrucks sind die Triebe am besten morgens auszubrechen, dann trocknen die Wunden am schnellsten wieder ein. Cremen Sie sich vor dem Ausgeizen die Hände ein, dann lässt sich der grünbraune und giftige Farbstoff später leichter abwaschen; oder benutzen Sie Handschuhe.

Die Pflanzen werden an einem mindestens 1,5 m langen Stab gebunden oder, bei mehreren Pflanzen, an einen quer gespannten Draht in etwa 1,5 m Höhe gekordelt und aufgeleitet, indem sie im Uhrzeigersinn um eine Schnur gedreht werden. Im Gewächshaus wird die Schnur am oberen Spanndraht befestigt. Um später die Pflanzen mit Schnur kompostieren zu können, sollte verrottbares Material gewählt werden. Gut geeignet sind 2 bis 3 mm dicke Baumwollschnüre.

Bei normaler Kulturzeit von Mitte Mai bis Ende September wurde bisher das unbegrenzte Wachstum von Tomaten im Gewächshaus nach 6 bis 7 Trauben gestoppt, indem nach Erreichen der 6. oder 7. Traube bzw. des oberen Spanndrahtes die Triebspitze ausgebrochen wurde. Zur Beschattung sollte man noch zwei Blätter darüber stehen lassen.

Im erwerbsmäßigen Anbau im Gewächshaus hat es sich als günstiger erwiesen, die Pflanzen nicht zu köpfen, sondern weiterwachsen zu lassen. Vor allem, wenn Pilzkrankheiten auftreten, kann man das befallene Laub wegnehmen und hat immer noch einen Neuzuwachs von gesundem Laub. Im Erwerbsanbau werden beim sogenannten “Layer-System” laufend und bei jedem Entgeizen, etwa ab der 1. Ernte, die unten kahl werdenden Stängel gelegt, dass heißt, die Tomaten von oben per Schnur abgesenkt.

Der Ertrag steigt, da durch das ständig frische, junge Laub die Assimilationsrate besser ist. Um Wunden beim Entfernen der Blätter möglichst klein zu halten, werden die Blätter von unten nach oben gerissen. Auch beim alten Kulturverfahren sollte möglichst vorsichtig entblattet werden. Zu beachten ist, dass durch zu starkes Entblatten der sogenannte Grünkragen und das Platzen der Früchte begünstigt wird.

Zuerst werden immer nur die unteren Blätter entfernt, die den Boden berühren, zu dicht hängen oder krank aussehen. So wird eine bessere Luftzirkulation möglich, der Bestand kann besser abtrocknen. Das ist die beste Vorbeugung gegen Pilzerkrankungen. Später kann bis zur zweiten Traube, bei Bedarf höher, entblattet werden. Nimmt man zuviel Laub und damit Assimilationsfläche weg, sinkt der Ertrag. Übrigens gibt es gegenüber diesen unbegrenzt (indeterminiert) wachsenden Sorten auch solche mit begrenztem (determiniertem) Wachstum, so genannte Buschtomaten.

Diese werden häufig nur einen Meter hoch, brauchen weder entgeizt noch angebunden zu werden und haben eine frühe Fruchtreife. Allerdings sind sie relativ anfällig gegen Pilzkrankheiten. Ganz im Gegensatz dazu gibt es gegen die Kraut- und Braunfäule widerstandsfähige Sorten, die semi-determiniert wachsen, ihr Wachstum also von selbst nach 6 bis 8 Trauben stoppen, wie z.B. “Vitella” oder “Myrto”.

Rainer Proksch – Gartenfachkommission SLK

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