Der Niedergang der Insekten II

Bild von Åsa K auf Pixabay

Rasen, Thujahecke und Kirschlorbeer: Diese sind für heimische Insekten völlig nutzlos! Handlungsfeld: Mehrreihige Hecken unter Verwendung heimischer Gehölze anlegen, die im Frühjahr blühen und so Nektar und Pollen für Wildbienen sowie ganzjährig Nahrung für die Raupen vieler Nachtfalter liefern.

Solche Hecken bieten zudem Nistmöglichkeiten für Buchfink, Amsel etc. und viele Singvögel finden darin Nahrung, Insekten für ihren Nachwuchs und Früchte im Herbst. Rasenflächen durch Einsaat mit gebietseigenem Saatgut und partieller Mahd zu bunten Wiesen umwandeln, die Lebensraum für Schmetterlinge, Heuschrecken und Hummeln sind.

Fazit: Von der Bedeutung des Regenwurms für die Bodenfruchtbarkeit wird viel gesprochen, doch die Hauptarbeit bei der organischen Zersetzung und dem Humusaufbau leisten Insekten. Und sie können noch viel mehr.

Kaum haben sich die Blätter der Pflanzen entrollt und strecken sich dem Sonnenlicht entgegen, beginnt schon der Zerfall. Schmetterlingsraupen und Käferlarven, Heuschrecken und anderes Getier aus dem Reich der Insekten nagen, raspeln, beißen, schneiden, was das Zeug hält. Sie zerkleinern die Biomasse oder fressen sie komplett und scheiden den ersten guten Humus aus.

Fallen dann im Herbst die übrigen Blätter auf den Boden, stürzen sich Asseln, Milben, Ohrwürmer, Springschwänze und Schnurfüßer auf die Reste und durchlöchern die Blätter zu filigranen Gebilden. Erst jetzt kommt der Regenwurm und zieht die Blattgerippe in den Boden – und erntet allein unseren Dank.

Die immense Bedeutung der Insekten und ihre unglaubliche Vielfalt werden von uns Menschen meist nicht wahrgenommen und nur selten gewürdigt!

Die schiere Arten-Übermacht von allein in Deutschland etwa 175 Tagfalterarten, 3.000 Nachtschmetterlings-, 6.000 Käfer-, je 80 verschiedenen Libellen- und Heuschrecken-, je 1.000 Wanzen- und Pflanzenlaus-, 7.000 Mücken- und Fliegen- sowie 11.000 Hautflüglerarten, zu denen auch Bienen, Hummeln, Wespen und Ameisen zählen, leistet einen unersetzlichen Beitrag im vernetzten Naturhaushalt.

Doch die Vielfalt ist hochgradig bedroht. Insekten nehmen in rasantem Tempo in Artenvielfalt und Menge ab.

Unsere Atmosphäre ist nahezu insektenleer ­geworden und auf Wiesen, in Wäldern und Gärten sieht es meist nicht besser aus. Das Schlagwort »Bienensterben« ist in aller Munde und das zu Recht, denn wer soll die Blumen und Blüten bestäuben, damit sie Früchte und Samen bilden, wenn die Biene nicht mehr ist?

Meist wird dabei nur an die Honigbiene gedacht, doch fliegt diese nur die größten, für das Bienenvolk einträglichen Trachten, wie Obstbäume, Rapsfelder oder Löwenzahnwiesen an. Seltene Blumen und spezielle Blütenformen sind bei der Bestäubung auf Wildbienen oder besonders angepasste Nachtfalter angewiesen. Etliche Pflanzen sind hier evolutionär mit nur einem einzigen Insekt verbunden und sterben im Ex­tremfall mit diesem gemeinsam aus.

Unentbehrlich sind Insekten übrigens auch bei der Schädlingsregulation. Gut entwickelte Insektenpopulationen halten sich gegenseitig in Schach und vermindern durch Räuber-Beute-Beziehungen den Schaden auf ein akzeptables Maß. Die ökologischen Verknüpfungen und Wechselwirkungen aber werden nur selten verstanden.

Wie beeinflussen sich die Kontrahenten z. B. im Jahresverlauf? Das populärste Beispiel derartiger Beziehungsgeflechte ist das von Marienkäfer und Blattlaus. Nach der Winterruhe, die die Käfer in teils großer Anzahl gemeinsam verbringen, haben die Blattlausräuber erst einmal richtig Hunger.

Auf dem Gemüsebeet ist jedoch noch nichts gepflanzt, was Blattläusen schmecken könnte, und so müssen die Käfer zunächst woanders Fressbares suchen.

Nur in wilden Ecken oder naturbelassenen Gartenbereichen haben auch Blattläuse überlebt. Hier wächst dann die erste Käfer-Generation des neuen Jahrs heran, die später als Blattlausfresser zur Stelle ist, wenn die ersten Salatpflanzen auf unseren Beeten wachsen. 

Marienkäfer sind recht flugfaul und bleiben in der näheren Umgebung, in der sie aufgewachsen sind. Blattläuse kommen per Windverfrachtung überall hin. Die oft gestellte Frage der Gärtner, warum in ihren sterilen Gärten trotz all der Blattläuse keine Marienkäfer leben, dürfte damit beantwortet sein. Wir werden die Insektenwelt bis morgen nicht retten. Wir können aber heute noch damit beginnen.

Erik Behrens – Gartenfachberater SLK / LSK

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