Der Niedergang der Insekten I

Bild von Åsa K auf Pixabay

Ach was war das für eine schöne Zeit, nach einer Woche getaner Arbeit in der Firma ab in den Kleingarten. Möglichst zeitig, um dem Summen und Brummen von Bienen, Hummeln und anderer Insekten zu lauschen, dem Zwitschern unserer einheimischen Vögel zuzuhören und im Garten dem hektischen Alltag zu entkommen. Wenigstens für zwei Tage.

Und heute? Nichts oder nur wenig. Die Vogeluhr steht auf „Fünf vor Zwölf“! Die Insektenwelt ist um über 75% zurückgegangen. Andere einheimische Kleintiere, wie Eidechsen, Ringelnattern, Frösche etc., die vor einigen Jahren noch in unseren Kleinbiotopen zu finden waren, sind fast verschwunden.

Bienen, Insekten Vögel, die Fauna im Allgemeinen … es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um wenige Schritte später beim vermutlichen Urheber anzukommen. Wann haben Sie zuletzt einen Schwalbenschwanz über eine Wiese tanzen sehen, einen Pirol in einem Auwald singen hören oder eine in der Sonne dösende Kreuzotter beobachtet? Dieser Reichtum der Natur ist die Grundlage unseres Wohlergehens. Das Verschwinden der Insekten ist eine nachdrückliche Warnung. Wir dürfen sie nicht in den Wind schlagen!

Wozu brauchen wir Insekten?

Insekten sind die artenreichste Tiergruppe. Sie sind das Fundament eines gesunden Ökosystems. Sie sind nicht nur die wichtigsten Pflanzenbestäuber, sondern regulieren auch Schädlinge und dienen zahlreichen anderen Arten als Futter. Weniger Insekten bedeutet deshalb weniger Fische, Frösche, Eidechsen, Vögel und Säugetiere. Wenn das Fundament wegbricht, dann droht das ganze Gebäude – unser gesamtes Ökosystem – einzustürzen!

Wie Alexander von Humboldt schon vor über 200 Jahren feststellte, ist alles in der Natur durch unsichtbare Bande verknüpft: Fehlen einzelne Arten, wirkt sich das auf andere Tier- und Pflanzenarten aus; und vom Gedeihen der Pflanzen hängen wiederum auch Wetter und Klima ab. Wenn wir unserem Ökosystem drei Viertel des Fundaments wegschlagen, ist das ein massiver Eingriff in die Naturordnung.

Und nicht zu vergessen! Viele Pflanzenarten sind von spezialisierten Bestäuberinsekten abhängig, die sich im Laufe der Evolution parallel mit ihnen entwickelt haben. Und die genetische Vielfalt der Pflanzen sichert die Landwirtschaft und damit unsere Nahrungsgrundlage gegen kommende klimatische Veränderungen und andere Herausforderungen, wie Schädlinge, ab.

Was können wir als Kleingärtner tun?

Ohne Insekten keine Bestäubung der Wild- und Kulturpflanzen, ohne Insekten somit ein sich verschärfender Welthunger, ohne Insekten ein Zusammenbruch der Nahrungsketten, denn Vögel, Säugetiere und andere sind direkt auf diese Kleinlebewesen angewiesen.

Kleingärtner haben Möglichkeiten, indem sie auf ihrer Parzelle den Golfrasen reduzieren und ein Stück Wiese stehen lassen, indem sie Brennnesseln Raum geben und Totholz nicht entfernen.

Es können für Insekten wichtige Nahrungs- und Entwicklungspflanzen ausgesät, gepflanzt und gefördert werden, die den Bedürfnissen heimischer Arten und Standorte entsprechen. Es können auch so genannte Insektenhotels für Hautflügler gebaut werden, dies jedoch mit Sachverstand (!), denn viele sind mit gutem Willen gebaut, doch völlig nutzlos.

Es können ganzjährig viele Maßnahmen etwa auch zum Schutz der Schmetterlinge im Garten getroffen werden etc. Und wenn´s nur im Balkonkasten oder auf wenigen Quadratmetern getan wird. Alles hilft und bereitet viel Freude, wenn Vögel, Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Käfer und Co im Garten wieder eine Heimat gefunden haben!

Nebenbei bemerkt

Schwebfliegen bestäuben Blütenpflanzen, von denen sie Pollen fressen und Nektar aus flachen Blütenkelchen aufnehmen. Ihre Larven ernähren sich von Blattläusen und können gezielt zu deren Regulierung eingesetzt werden.

Wildbienen bestäuben Pflanzen, deren Blüten Pollen und Nektar bereitstellen. Mit ihrem Rüssel saugen sie Nektar aus dem Kelch der Blüte. Zum Pollensammeln haben sie unterschiedliche Strategien entwickelt. Die meisten Arten nisten im Boden und benötigen dafür vegetationsfreie Stellen.

Der Maiszünsler kann mit einer winzigen Erzwespe reguliert werden, deren Larven die Eier dieses Schmetterlings ausfressen. So schlüpfen daraus keine Larven, die den Mais schädigen.

Die Larven zahlreicher Käfer und Fliegen ernähren sich von toten Tieren und Dung. Damit sorgen sie für hygienische Verhältnisse in unserer Umwelt. Neben den Schwebfliegen vertilgen auch mehrere Marienkäferarten sowie die Larven von Florfliegen Blattläuse und können zu deren Regulierung eingesetzt werden.

Schmetterlinge bestäuben Pflanzen, deren Blüten lange Nektarröhren besitzen. Tag- und nachtaktive Arten gelangen mit ihren langen Rüsseln in Blüten, die tagsüber und nachts blühen. Käfer nehmen mit ihren Mundwerkzeugen Pollen auf und bestäuben Blüten, die vornehmlich Pollen bereitstellen.

Erik Behrens – Gartenfachberater SLK / LSK

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