Überall ist in den Gebüschen und Bäumen wieder reges Leben eingezogen. Freibrütende Vogelarten suchen passende Stellen an denen sie ihr Nest errichten können. Die verschiedenen Freibrüterarten nutzen, je nach Art, dabei vom Boden beginnend bis zu den Wipfeln der Büsche die einzelnen Höhenlagen.
Am bzw. kurz über dem Boden hat sich der Fitislaubsänger eingerichtet. An bewachsenen Gräben oder in Schonungen unter kleinen Nadelbäumen, meist durch Gerank oder überhängendes Gras gut gegen Sicht geschützt, errichtet er sein Nest. In unseren Gärten kann man mitunter das Nest auch in den Erdbeerbeeten finden. Als Nistmaterial werden Moos, Blätter, Flechten und Federn verbaut, zur Auspolsterung der Nestmulde werden Haare verwendet. Das Nest gleicht einem „Backofen” mit einem weiten seitlichen Einflugloch.
Über dem Boden bis etwa 50 cm Höhe richten sich Dorn- und Mönchsgrasmücke, Nachtigall, Rotkehlchen, Goldammer, Zaunkönig und Weidenlaubsänger ein. Mit seinem graugrünen Gefieder gleicht er dem Fitislaubsänger. Bekannter ist er wegen seines Gesanges auch als „Zilpzalp”.
Neststandorte bis in ca. 120 cm Höhe bevorzugen Garten-, Klapper- und Sperbergrasmücke, der Neuntöter und die Heckenbraunelle. Bis in 200 cm Höhe finden wir die Nester von Amsel, Singdrossel, Gimpel und Bluthänfling und bis in 400 cm Höhe die von Gelbspötter, Grün- und Buchfink sowie des Stieglitz. Selbstverständlich können die Höhenangaben auch variieren.
Als eine der Ersten beginnt die Amsel mit dem Nestbau, selbst wenn die Büsche das Nest noch nicht durch ihr spärliches Blattwerk schützen. Dadurch fallen sie leicht den unterschiedlichen Prädatoren (Räuber) zum Opfer. Werden die Altvögel nicht Opfer, werden sie einen neuen Brutversuch unternehmen.
Zur Unterscheidung der Nester von Amsel und Singdrossel verbaut die Singdrossel auch Moos und die Nestmulde ist tief napfförmig, sauber und glatt mit einer Kittmasse ausgestrichen, welche die Singdrossel aus zerbissenem Holzmulm und Speichel, der sie noch feuchte Erde beisetzt, herstellt (bei anderen Drosselarten fehlt diese hell-holzfarbene Masse als Innenauskleidung). Die Farbe der Innenauskleidung ist von der Farbe der verwendeten Erde abhängig.
Während der Zeit des Brutgeschehens und der Jungenaufzucht ist es ebenso wichtig, dass genügend fett- und eiweißreiches Futter zur Verfügung steht. Besonders die Arten, die den Winter über in wärmeren Gebieten verbracht haben, müssen nach der kräftezehrenden Reise in ihr angestammtes Brutgebiet ihren Kräftehaushalt aufbessern.
Wurde in der Vergangenheit immer nur die Winterfütterung für unsere Vögel propagiert, so wird gegenwärtig immer mehr für die Ganzjahresfütterung geworben. Dies wird so begründet: Müssen in der Winterszeit die in unseren Breiten verbliebenen Vögel nur Futter für sich selbst zum Überleben finden, so kommt im Sommer folgender Umstand hinzu: Unsere Gartenvögel tätigen während dieser Zeit in der Regel zwei Bruten. Dafür müssen sie neben ihrem eigenen Hunger auch noch den ihrer Jungen stillen.
Für die Aufzucht ihrer Jungen sind die Vögel voll gefordert. Die Eltern sind den ganzen Tag, oft bis zu 18 Stunden lang, auf Futtersuche nach Insekten, Raupen und anderer eiweißreicher Nahrung für den Nachwuchs und nach möglichst energiereicher Kost für sich selbst. Dabei müssen sie oft weite Strecken zurücklegen, weil sowohl in der Landschaft als auch in den Gärten immer weniger zu holen ist! Denn die Insektenpopulationen sind in Deutschland um rund 30 Prozent gesunken. Ursache ist, dass nicht mehr so viele Futterpflanzen und Wildkräuternektar zu finden sind. Auch Samen von Wildkräutern sind rar geworden. Schwinden den Vögeln die Kräfte, fressen die Eltern nur noch für sich und der Jungen gehen ein.
Während die im Winter bei uns vorkommenden Vogelarten meist Körnerfresser oder Gemischtköstler sind, können wir ihnen mit der Darreichung von entsprechendem Körnerfutter über die unwirtliche Jahreszeit helfen. Neben diesen Vogelarten halten sich in der wärmeren Jahreszeit auch eine Vielzahl von Vogelarten – sogenannte Weichfresser – in unserer Natur auf, die mit Körnerfutter nichts anzufangen wissen.
Natur– und Vogelschützer haben für diese Vögel zur unterstützenden Fütterung Futtermischungen entwickelt. In diesen Energieblöcken oder Knödel werden getrocknete Beeren, getrocknete Insekten sowie Mehlwürmer eingefügt.
Eine weitere Hilfe können wir den Jungvögeln erweisen, indem alle offenen Wasserbehälter abgedeckt oder mit Schwimmbrettchen versehen werden. Solche Wasserbehälter wie Regenwassertonnen, Bassins u.ä. werden durch ihre glatten Ränder sehr oft zur Vogelfalle. Das Wasser lockt in den sommerlichen Tagen zum Trinken und Baden. Besser geeignet sind extra aufgestellte Vogeltränken, die möglichst frei stehen und einen Sitzstein in der Mitte der Wasserfläche aufweisen sollten. Als gut geeignet haben sich hierbei Tonschalen mit einem griffigen Rand erwiesen.
Neben den oben genannten Freibrüterarten haben die meisten Höhlenbrüter jetzt bereits Junge und am Himmel machen in den ersten Maitagen die Mauersegler auf sich aufmerksam.
Hinweisen möchte ich noch, liebe Gartenfreunde, dass am Wochenende vom 13. bis 15. Mai 2016 die „Stunde der Gartenvögel” stattfindet. An diesem Wochenende halten bundesweit wieder viele Vogelfreunde eine Stunde lang Ausschau nach Vögeln, die sie im eigenen Garten oder vom Balkon aus entdecken können.
„Je häufiger zur Vogelzählung aufgerufen wird, desto besser lässt sich auch feststellen, wo es Veränderungen gibt. Unser Wissen über Bestandsveränderungen ist gerade bei den häufigen Arten noch viel zu gering”.
Vielleicht nutzen auch Sie einmal die Gelegenheit und zählen die Vogelarten, die Ihre Parzelle in dieser Zeit aufsuchen bzw. überfliegen. Ich wünsche Ihnen dabei interessante Beobachtungen.
Klaus Rost