Aus der Vogelwelt: Wendehals

Bild von Luca_Cagnasso auf Pixabay

Der Wendehals gehört zur Familie der Spechte. Er ist etwas größer als ein Sperling, hat jedoch einen etwas gestreckten Körperbau. In seinem bevorzugten Lebensraum ist er durch seine braungrauen, linierten und marmorierten Federn vorzüglich getarnt. Er sieht eigentlich aus, wie ein fliegendes Stück Baumrinde mit zwei Beinchen dran. Recht auffällig sind ein vom Nacken zum Bürzel verlaufender dunkler Längsstreif und die schwarzen Querbinden der Steuerfedern.

Beide Geschlechter sind gleich befiedert. Das bekannteste Verhaltensmerkmal ist das auffällige Drehen des Kopfes bei Bedrohung, das dieser Spechtart den Namen gab. Der Wendehals ist ein echter Zugvogel und einziger Langstreckenzieher unter den europäischen Spechten.

Das Überwinterungsgebiet dieser Art liegt südlich der Sahara, und zwar in einem breiten Streifen von Senegal, Gambia und Sierra Leone im Westen bis nach Äthiopien im Osten, nach Süden reicht es bis zur Demokratischen Republik Kongo und Kamerun. Nach seiner Rückkehr aus dem afrikanischen Winterquartier beginnt der Wendehals ab Ende April mit der Revierbegrenzung und Partnerwerbung. Als Lebensraum bevorzugt er offene Landschaftsformen, wie Obstwiesen, Obstplantagen, Parks und parkähnliche, lichte Wälder. Sandiger Untergrund darf in seinem Nahrungsbiotop allerdings nicht gänzlich fehlen, denn dieser erleichtert ihm offenbar die Nahrungssuche.

Anders als die anderen Spechtarten trommelt der Wendehals nicht, sondern verwendet einen tonmäßig leicht ansteigenden “wied-wied-wied-wied-wied” – Ruf. Bei Störungen an der Höhle, gegen Ende der Nestlingszeit, stoßen die Jungen eine Folge schriller, breit gezogener Angstschreie aus, welche später in ein schwirrendes Zischen (ähnlich dem Zischen von Schlangen) übergehen.

Auch seine Bruthöhle zimmert der Wendehals nicht selbst. Stattdessen nimmt er Naturhöhlen, alte Buntspechthöhlen oder auch Nisthilfen mit einem Fluglochdurchmesser von mindestens 32 mm an. Wendehals haben nicht selten um ihre zukünftige Bruthöhle zu kämpfen. Wenn sie aus dem Winterquartier in ihr Brutrevier zurückkehren, haben Meisen und Stare schon mit der Brut begonnen. Wendehals inspizieren mögliche Bruthöhlen anderer Höhlenbrüter und scheuen sich nicht, bereits im Bau befindliche Nester anderer Arten herauszuzerren. Aber auch bereits vorgefundene Gelege werden zerstört und gefressen.

Meist wird erst nach Entfernen des vorgefundenen Nestes aus dem Nistkasten erkannt, dass dieser einen für das Gelege ungünstigen Flachboden hat und man begibt sich anschließend erneut auf Höhlensuche. Nach Spechtart tragen sie kein Nistmaterial ein, sondern legen die Eier auf dem bloßen Höhlenboden ab.

Die beiden Geschlechter kommen nur zur Brut zusammen und fliegen danach wieder getrennte Wege. Die “Ehe” hält nur eine Brutsaison. Die Gelegegröße beträgt in der Regel bis zu 10 Eier, es können auch mal mehr sein. Die Gelegestärke hängt immer von dem Nahrungsangebot ab. Die Eier haben eine mattweiße Farbe.

Der Wendehals schafft meist zwei Bruten je Saison. Nach fast zweiwöchiger Brut Mitte bis Ende Mai schlüpfen die Jungen. Die Nestlingszeit der Jungvögel beträgt 20 Tage. Nach dem Ausfliegen der Jungen werden diese maximal noch 14 Tage gefüttert. Danach trennen sich die Wege.

Der Wendehals ernährt sich überwiegend von Wiesenameisen, die ihre Nester in sonnig-warme und vor allem sandige Böden anlegen. Larven, Puppen und auch die Vollinsekten bleiben an der gestreckten Zunge, die als Leimrute wirkt, kleben. Die Zunge schnellt zurück und bringt die Beutestücke in die Mundhöhle. 150 bis 350 Einzelobjekte kann der von einer dünnen Speichelmembran umhüllte Futterballen enthalten, den die Altvögel im Kehlsack und im halbgeöffneten Schnabel zur Nesthöhle bringen. Der Inhalt des Kehlsacks wird dann an die Jungen verfüttert. Der tägliche Nahrungsbedarf eines Jungvogels besteht dabei aus zwischen 8.000 und 12.000 Ameisenpuppen. Auch andere Insekten wie Blattläuse, Schmetterlingsraupen oder Käfer sowie Früchte und Beeren dienen als Nahrung.

Seltener jagen Wendehälse an Bäumen oder Mauern. Sie sind jedoch nicht wie andere Spechte imstande, mit Hilfe des Schnabels die Baumrinde zu lösen und darunter nach Insekten zu suchen. Durch die extensive Landwirtschaft und durch Versiegelung und “Aufräumen” der Natur verringert sich das Nahrungsangebot für ihn. Auch scheinen sich die bevorzugten Beutetiere des Wendehalses als Folge der Überdüngung in immer tiefer liegende Bauten zurückzuziehen. Und wenn zu wenig Nahrung da ist, bekommt der Vogel seine Jungen nicht flügge.

Der Wendehals erreicht kaum ein Alter von über vier Jahren. Nur in seltenen Fällen und unter günstigen Umständen erreicht er acht bis zehn Jahre. Der Großteil der Brut erreicht aber nicht einmal die Geschlechtsreife. Zu den natürlichen Feinden gehören Habicht, Sperber, Waldkauz und Schleiereule.

Sollte man im Internet „googeln”, dann erfährt man auch: „Als Wendehals, in Anlehnung an den Vogel Wendehals (Vogel des Jahres 1988), wurden in der Zeit der Wende in der DDR 1989 Personen bezeichnet, die ihre Gesinnung vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Systems stets der aktuellen politischen Lage anpassten.”

Mit dem Wendehals beschließen wir die Vorstellung der Familie der in Deutschland als Brutvögel vorkommenden Spechtarten. Wir konnten damit 8 Arten – den Buntspecht (Ausgabe März 2013), den Klein- und Mittelspecht (Juni 2013), den Grünspecht, der es 2014 sogar zum Vogel des Jahres gebracht hat (Januar 2014), den Grauspecht, Schwarzspecht, Dreizehenspecht (August 2014) und letztlich den Wendehals kennenlernen.

Winterfütterung: Nun beginnt auch wieder die Zeit, da unsere gefiederten Freunde auf unsere Hilfe angewiesen sind. Soweit es noch nicht geschehen ist, wird jetzt angefüttert, damit sich die Vögel an die Futterstelle gewöhnen können. Solange jedoch die natürlichen Nahrungsquellen noch offen sind, geben wir immer nur mäßige Futtergaben in das Futterhaus hinein. Das Futter darf nicht feucht werden oder durch den Wind hinaus geblasen werden, deshalb ist eine gute Überdachung wichtig. Am günstigsten sind sogenannte Futtersilos.

In und um die Futterstelle ist auf Sauberkeit zu achten, damit Krankheitserreger keine Chance haben, denn besonders durch den Vogelkot werden diese Erreger übertragen. Auch sollte man den unterschiedlichen Futterbedürfnissen der einzelnen Arten Rechnung tragen. An den Futterstellen finden sich Körner- und Weichfresser ein. Deshalb sollte man Futter für beide Gruppen anbieten. Im Fachhandel sind eine große Auswahl geeigneter Futtermischungen, Talgringe und Meisenknödel erhältlich.

Man kann sich aber auch selbst eine Fettfuttermischung herstellen, indem verschiedene Sämereien, Nüsse, Haferflocken und ungeschwefelte Rosinen/Sultaninen etwa zur Hälfte in einen Blumentopf, eine Kokosnussschale oder auch nur eine Blechbüchse gefüllt werden. Die andere Hälfte füllt man unter Umrühren mit geschmolzenem, ungesalzenem frischen Fett oder Talg auf. Ist die Masse erkaltet, kann unsere „Futternuss oder -dose” im Freien aufgehängt werden.

Brot, Käserinde, Kuchen- oder andere Essenreste taugen ebenso wenig wie Gekochtes oder Salziges als Vogelfutter! Für unsere Meisen sind energiereiche Sonnenblumenkerne willkommen. Die Weichfresser – wie Drosseln, Rotkehlchen, Zaunkönige, Heckenbraunellen – nehmen das Futter lieber vom Erdboden auf. Ihnen wird deshalb eine separate Futterstelle auf dem Erdboden eingerichtet. Gut eignet sich dazu der Komposthaufen, an dem eine Stelle ständig locker zu halten ist, damit die Vögel, die im warmen Komposthaufen lebenden Insekten aufnehmen können. Wenn Sie die genannten Voraussetzungen geschaffen haben, dann steht der Beobachtung unserer Futtergäste aus nächster Nähe nichts mehr im Wege.

Klaus Rost

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