Aus der Vogelwelt: Kormoran

Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay

Bei Spaziergängen an den vielen Seen, die unsere Stadt umgeben, fallen einem mitunter gänsegroße schwarze Vögel auf, die auf einem aus dem Wasser ragenden Gegenstand mit ausgebreiteten Flügel sitzen. Es sind prächtige Taucher, die nach einem Tauchgang ihr Gefieder trocknen lassen, da bei ihnen nicht – wie bei anderen Wasservögeln – das Wasser vom Gefieder abperlt. In der Luft fliegend, erscheint das Flugbild kreuzförmig, d.h. die Flügel erscheinen genauso breit wie der Körper von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende. Es ist der Kormoran (Phalacrocorax carbo), der mancherorts wegen seines schwarzen Aussehens auch „Meerrabe”, „Seerabe” oder „Wasserrabe” genannt wird. Mit der Wahl des Kormorans zum Vogel des Jahres 2010 wurde eine sehr umstrittene Vogelart ausgewählt, die eine rege Diskussion zwischen Naturschützern und Fischern entfachte.

Kormorane wurden vom Menschen seit alters her erbittert verfolgt und zwar aus drei Gründen:

1.: Sie sind Fischjäger und somit Nahrungskonkurrenten des Menschen;
2.: sie bringen ihre Nistbäume in wenigen Jahren durch ihren scharfen Kot zum Absterben;
3.: dort, wo sich Kormorane ansiedeln, entstehen schnell große Kolonien von manchmal mehr als tausend Paaren.

Kormorane sind Schwimmtaucher. Sie werden mit 90 cm etwa gänsegroß und haben eine Flügelspannweite von 145 cm. Die Vögel wiegen im Mittel 2,50 kg (1,70 bis 3,20 kg), wobei die Weibchen etwas kleiner als die Männchen sind.

Typisch für den schwarzglänzenden Kormoran ist, wie oben bereits erwähnt, sein kreuzförmiges Flugbild. Er besitzt ein weißes Kinn und einen weißen Fleck an den Schenkeln.

Am Schnabelansatz und an der Bauchseite über den Füßen befindet sich zur Paarungs- und Brutzeit jeweils ein großer, heller Fleck. Der Schnabel ist gelb.

Charakteristisch ist auch die Hakenspitze am Schnabel, mit der er Fische besser ergreifen kann. Ihre Füße haben Schwimmhäute. Beim Schwimmen liegt sein Körper tief im Wasser, gleichzeitig hält er den Schnabel schräg nach oben. Kormorane führen eine Saisonehe und sie suchen sich jedes Jahr einen neuen Partner.

Im Unterschied zu Enten und anderen Wasservögeln wird beim Kormoran das Gefieder beim Tauchen nass. Deshalb nehmen die Kormorane nach jedem Aufenthalt im Wasser für kürzere oder längere Zeit eine charakteristische Trockenhaltung ein. Dann sitzen sie mit halbgelüfteten Flügeln gern auf Pfählen, kahlen, aus dem Wasser ragenden Bäumen oder auch am Strand.

Die Jagd auf Fische erfolgt tauchend, so können sie beim Tauchen normalerweise in Tiefen von einem bis zehn, manchmal aber auch in 15 bis 20 m Tiefe vordringen. Sie bleiben dabei bis zu 45 Sekunden unter Wasser. Allerdings wird auch von 40 m tiefen Tauchgängen, bis zu 200 m Tauchweite und einer Tauchdauer von 90 Sekunden berichtet.

Sie nisten gewöhnlich in größeren Kolonien und schlafen auch im Winterhalbjahr gern gesellig in Schlafbäumen. Auch auf Jagd gehen sie oft gemeinsam. Zum Nestbau verwenden sie Zweige und polstern die Nestmulde mit Schilf und anderen aus dem Wasser gefischten Pflanzenteilen aus. Die bevorzugten Niststandorte sind hohen Bäume bzw. Baumgruppen. Auf Inseln können sie aber auch auf dem Boden nisten. Durch den Kot der Vögel sterben die Horstbäume nach einigen Jahren ab. Oft brüten die Kormorane in gemischten Kolonien gemeinsam mit Graureihern.

Beide Eltern bauen und brüten. Kormorane brüten nur einmal im Jahr. Es kann nach Störungen und Verlust des Geleges zu einem Nachgelege kommen. Meistens werden 3 bis 4 Eier in einem Abstand von 2 bis 3 Tagen gelegt. Sie sind hellblau mit kalkigem weißem Überzug. Die Brutdauer beträgt 23 bis 24 Tage. Etwa sieben Wochen beträgt die Nestlingszeit der Jungen. Deren Füße entwickeln sich rasch und die Jungen können schon vorzeitig auf dem Horstbaum herumklettern. Mit zwei Monaten sind sie dann voll flugfähig und nach einem weiteren Monat sind sie selbstständig. Erst im Alter von gut drei Jahren werden die Jungen geschlechtsreif.

Je nach Brutort sind Kormorane Teilzieher oder Zugvögel. Die Ostseepopulation zieht über Land und überwintert von Süddeutschland bis Nordafrika. Jungvögel zerstreuen sich schon im Juni und Juli in der weiteren Umgebung.

Jahrzehntelang war der Kormoran aufgrund der intensiven Verfolgung durch Fischer und Angler aus Deutschland verschwunden. Erst nach seinem konsequenten Schutz durch die EG–Vogelschutzrichtlinie von 1979 leben heute in Deutschland wieder rd. 24.000 Brutpaare, davon mehr als die Hälfte in großen Kolonien nahe der Küste.

Die insbesondere von Fischereiverbänden immer wieder geforderte massive Bestandsreduktion dieser Vogelart auf nationaler und europäischer Ebene, selbst in Schutzgebieten, ist weder ökologisch noch ethisch zu begründen und zu verantworten. Der Naturschutzbund setzt sich dafür ein, dass der Kormoran als natürlicher Bestandteil der Gewässerfauna akzeptiert wird.

An Fischzuchtanlagen bzw. in Zentren der Teichwirtschaft können gebietsweise Probleme durch den Kormoran auftreten. Dort müssen gemeinsam vor Ort Lösungen gefunden werden, wirtschaftliche Schäden durch Kormorane zu verhindern, ohne den natürlichen Bestand dieser Vogelart erneut zu gefährden.

Der Kormoran unterliegt in Deutschland nicht dem Bundesjagdgesetz und ist daher keine jagdbare Art. Auf Grundlage des Bundesnaturschutzgesetzes (§ 43, Abs. 8) haben die verschiedenen Bundesländer darunter auch Sachsen, Kormoranverordnungen erlassen, nach denen der Vogel mit Ausnahmeregelung bejagt werden kann.

In Sachsen wurde 2007 zur Abwendung erheblicher fischereiwirtschaftlicher Schäden die Sächsische Kormoranverordnung (SächsKorVo) erlassen. Diese Verordnung legt fest, dass Teichwirte sowie Inhaber und Pächter von Fischereirechten in einem Gebiet von 200 Metern um fischereiwirtschaftlich genutzte Gewässer abschussberechtigt sind, wenn sie im Besitz eines Jagdscheines sind. Ohne Vergrämungsabschüsse verursachten die Kormorane dabei allein in Sachsen Schäden in einer Größenordnung von rund einer Million Euro pro Jahr. Nach Inkraftsetzung dieser Sächsischen Kormoranverordnung konnte das Schadensniveau auf unter 200.000 Euro pro Jahr gesenkt und jährlich etwa 2.300 Kormorane geschossen werden.

Kormorane kann man zum Fischfang einsetzen. Seit 1.400 Jahren ist diese Zusammenarbeit zwischen Mensch und Vogel nachweisbar. In Europa begann die Fischjagd mit Kormoranen im 14. Jh. und war besonders im 17. Jh. weit verbreitet. In Ostasien wird diese Art von Fischfang heute noch für Touristikzwecke gepflegt. Die Vögel sitzen an langen Leinen auf dem Fischerboot und um ihren Hals wird ein enger Ring gelegt, so dass sie die Beute nicht verschlucken können. Der Fischer fährt bei Nacht zum Fang aus und lockt die Fische durch den Schein von Fackeln bis an das Boot, wo sie dann von den Kormoranen erbeutet werden. Gegen Ende der Fangnacht wird der Halsring entfernt und die Vögel können für ihren Eigenbedarf fischen. In Mazedonien ist diese Fischerei heute noch in Anwendung.

Die Lebensdauer von Kormoranen beträgt selten mehr als zehn bis fünfzehn Jahre. Der älteste in Deutschland beringte und später lebend beobachtete Vogel war mindestens 21 Jahre alt.

Klaus Rost

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