Aus der Vogelwelt: Schwäne (1) – Höckerschwan

Höckerschwan - Bild von Susanne Jutzeler, suju-foto auf Pixabay

Heute nehme ich Sie mit zu einer Exkursion an einen der vielen um unsere Stadt entstandenen Gewässer. Hier können wir zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten Schwäne (Cygnini) beobachten. Wussten Sie, dass es mehrere verschiedene Schwanenarten gibt? Ich möchte Sie mit ihnen vertraut machen.

Die Schwäne gehören zur Ordnung der Gänse und innerhalb dieser Ordnung zur Familie der Entenvögel. Schwäne sind die größten aller Entenvögel. Wegen des rein weißen Gefieders der europäischen Arten und der eindrucksvollen Größe haben sie in zahlreiche Mythen und Märchen Eingang gefunden.

Wer hat nicht schon von Leda, der Tochter des ätolischen Königs Thestios gehört, in die sich Zeus verliebte und sich ihr in der Gestalt eines Schwanes näherte und sie schwängerte. Oder von dem Schwanengesang. Dieser Ausdruck geht auf einen alten griechischen Mythos zurück, der besagt, dass Schwäne vor ihrem Tode noch einmal mit trauriger, jedoch wunderschöner Stimme ein letztes Lied anstimmen. Als Schwanengesang bezeichnet man u.a. auch das letzte Werk eines Musikers oder eines Dichters. Auch die letzte Rede eines Politikers wird oft im weitesten Sinne des Wortes als Schwanengesang bezeichnet.

Von den sieben auf der Erde vorkommenden Schwanenarten können vier Arten in Europa beobachtet werden. Es ist der wohl allen bekannte und am häufigsten vorkommende Höckerschwan (Cygnus olor), der Singschwan (Cygnus cygnus), der Zwergschwan (Cygnus bewickii) und der Trauerschwan (Cygnus atratus), wobei das natürliche Verbreitungsgebiet des Trauerschwans in Australien und Tasmanien liegt. In Neuseeland wurde der Trauerschwan eingebürgert und In Europa kommen ausschließlich ausgesetzte und verwilderte Trauerschwäne vor. Man sieht sie oft auf Parkteichen. Eine selbsttragende Population, die im Jahr 2000 sechzig bis siebzig Brutpaare umfasste, gibt es wohl nur in den Niederlanden und möglicherweise auch in Nordrhein-Westfalen.

Der Höckerschwan – das gesamte Gefieder von Männchen und Weibchen ist schneeweiß. Der Höckerschwan hat seinen Namen bezogen auf den Höcker über dem Schnabel. Beim Männchen ist der Höcker, besonders während der Brutzeit, deutlich größer als beim Weibchen. Der Schnabel selbst ist orangerot und bei den Jungvögeln bleigrau. Der Höckerschwan erreicht eine Größe von 1,60 m und ein Gewicht bis zu 12,5 kg. Somit zählt er zu den schwersten flugfähigen Vögeln in unseren Breiten, abgesehen von der Großtrappe, die 16 kg auf die Waage bringt. 

Stehende oder träge fließende Gewässer, die neben vegetationsreichen und nicht zu tiefen Randzonen über größere freie Wasserflächen verfügen; vorzugsweise Binnenseen und Teiche sowie Altwässer werden als Biotop bevorzugt. Höckerschwäne sind heute überall in Mitteleuropa anzutreffen und es gibt fast kein Gewässer mehr ohne Schwäne.

Die Territorien von Wildschwänen sind meist sehr groß, doch kommt es an sehr günstigen Brutplätzen gelegentlich zu kolonieähnlichen Konzentrationen. Halbwilde und zahme Höckerschwäne begnügen sich meist mit wesentlich kleineren Revieren.

Halbwilde Schwäne brüten und überwintern auf vielen kleinen Binnenseen und Flüssen, zahme auf Parkteichen. Bekannt dafür sind die Schwäne auf der Hamburger Alster. Die Alsterschwäne sind sogar ein Wahrzeichen der Stadt Hamburg. Eine Abrechnung aus den Jahren 1591/1592 belegt, dass bereits seit mehr als 400 Jahren die Höckerschwäne auf der Alster auf öffentliche Kosten mit Getreidefutter versorgt wurden. 1664 gar stellte der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg die Vögel unter besonderen Schutz. Seit 1818 ist für die Betreuung der Tiere das städtische Amt eines Revierjagdmeisters eingerichtet worden. Der sogenannte Schwanenvater ist der einzige Mitarbeiter der Zentralstelle Schwanenwesen, die im Bezirksamt Hamburg-Nord angesiedelt ist.

Da im Winter die Gefahr besteht, dass die Alster zufriert und die Schwäne eventuell mit einfrieren oder die Tiere keine Nahrung mehr finden, werden die etwa 130 Schwäne jedes Jahr nach Eppendorf gebracht. Dort leben sie auf einem Teich mit einer künstlichen Strömung, der nicht zufrieren kann. Öffentlich viel beachtet ist dabei der jährlich im November stattfindende Umzug der Schwäne in das Winterquartier. Je nach Witterungslage kehren sie im März oder April unter Bootbegleitung des Schwanenvaters zurück auf die Alster, ihre Kanäle und Fleete.

Der Höckerschwan führt eine Jahresbrut von März bis Juni durch. Das Weibchen legt 5 bis 8 Eier in ein großes Nest aus Pflanzenresten, das in der Nähe von Gewässern gebaut wird. Das Männchen trägt das Nistmaterial heran, aus dem das Weibchen das Nest anlegt. Die Eier sind hell graugrün gefärbt mit einem weißlichen Kalküberzug. Die während der Bebrütung durch Umwelteinflüsse oft eine braungelbe Färbung annehmen.

Das Ausbrüten der Eier übernimmt das Weibchen alleine. Nach etwa 36 Tagen schlüpfen die Jungen. Die Schwanenküken kommen grau oder weiß auf die Welt. Sie gehören zu den Nestflüchtern und können gleich schwimmen. Nach 120 bis 150 Tagen sind die Jungen flugfähig, bleiben aber oft noch bis zum Spätherbst und Winter bei den Eltern. 

Höckerschwäne benutzen ihr Nest über Jahre, wenn es keine Störungen gab. Das Männchen bleibt während des Brutgeschehens in unmittelbarer Nähe, um bei Störungen durch Feinde z.B. Menschen, Hunde, Füchse und Rivalen angreifen zu können. In der Brutzeit sind die Schwäne sehr aggressiv. Sie zischen, beißen und schlagen mit den Flügeln. Die Geschlechtsreife tritt beim Weibchen zuweilen schon nach 2 Jahren, gewöhnlich zu Ausgang des 3. Lebensjahres, nicht selten erst im 4. Jahr ein. Die Paarbildung erfolgt allerdings ausnahmsweise schon nach 1 Jahr, sehr häufig im Alter von 2, in der Regel vor Erreichen des 5. Lebensjahres; einzelne Männchen sind aber noch im Alter von 4 und 5 Jahren ledig.

Klaus Rost

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