Aus der Vogelwelt: Möwen (2) – Silber- und Schwarzkopfmöwe

Die am zahlreichsten vorkommende Seemöwenart und an den deutschen Küsten beheimatete Möwe ist die Silbermöwe (Larus argentatus), deren Name von der „silbergrauen“ Mantelfärbung abgeleitet ist.

Sie hat auch noch eine Anzahl von volkstümlichen Namen, deren Auflistung diesen Rahmen sprengen würde. Genannt seien nur Blaumantel, Haffmöwe oder Kulax.

Mit einer Flügelspannweite von 125 bis 155 cm ist sie so groß wie ein Mäusebussard. Bemerkenswert sind der kräftige gelbe Schnabel, die gelben Greifvogelaugen und die rosa Füße. Während der Brutzeit befindet sich ein blutroter Fleck am Unterschnabel. Die Deckfedern der Hand- und Armschwingen sind silbergrau, der ganze Rest des Gefieders ist strahlend weiß. Zwischen den Geschlechtern gibt es keinen farblichen Unterschied. Lediglich in der Größe bzw. im Gewicht gibt es einen minimalen Unterschied zwischen Männchen (1101 g) und Weibchen (950 g).

Im Winter tragen Silbermöwen ihr Schlichtkleid. Dann sind auf dem weißen Kopf lauter braune Striche und neben dem roten Fleck erscheint noch ein dunkler Fleck. Ihr Gewicht kann bis zu 1,4 kg betragen.

Das Nest wird sorgfältig aus trockenen Gräsern, Moosen und Flechten gebaut. Neben dem Neststandort auf dem Boden kann es auch offen auf Felssimsen von Küstenfelsen und zwischen Steinen seinen Platz haben. Ab Ende April werden 1 bis 3 (4) sehr variabel olivgrün, bräunlich oder steingraue Eier mit schwarzbraunen Flecken, Stricheln und Haken gelegt. Beide Elternteile brüten und kümmern sich um die Jungenaufzucht. Die Brutdauer beträgt 25 bis 28 Tage. Nach 46 bis 62 Tagen sind die Jungvögel flügge. Es findet eine Jahresbrut statt, wobei bei einem Gelegeverlust auch Nachgelege möglich sind.

Die Nahrung der Silbermöwe besteht aus Fischen, Insekten, Würmern, Schnecken, Muscheln und Abfällen von Mülldeponien. Sie treten aber auch als Nesträuber auf, indem sie Eier und kleine Küken von Artgenossen rauben. Im Frühjahr und Sommer kann man beobachten wie die Möwen mit Eiern oder auch Muscheln hochfliegen und sie dann auf einen harten Gegenstand fallen lassen, damit sie zerspringen (ähnlich wie Krähen mit Nüssen), um an das Innere zu kommen.

Der Brutbestand in Deutschland umfasst 29.000 bis 36.000 Paare (2014), die überwiegend an der Küste brüten. Im Binnenland ist die Silbermöwe regelmäßiger Brutvogel mit mehreren hundert Paaren am Niederrhein, im Wesergebiet, im Oderbruch, in der mecklenburgischen Seenplatte und in den Tagebaufolgelandschaften Mitteldeutschlands und der Lausitz. Für Sachsen werden 80 bis 150 Brutpaare (2007) angegeben.

Seit 1951 brütet die Schwarzkopfmöwe (Larus melanocephalus) in Deutschland. Die erste Brut wurde auf der Ostsee-Insel Langenwerder in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen.

In Sachsen wurde sie 1959 erstmalig beobachtet und war in den Folgejahren seltener, nicht alljährlicher Durchzügler bzw. Gast zwischen April und Oktober. Der erste sächsische Brutnachweis gelang 1976 an einem Grubenrestloch südöstlich von Hoyerswerda.

Derzeit gibt es in Deutschland zwischen 310 bis 380 Brutpaare, die sich in wenigen Kolonien konzentrieren. Sie ist ein seltener Brutvogel mit jahrweise stark schwankenden Beständen an wenigen, räumlich weit auseinanderliegenden Orten (an der Ostseeküste und deren Hinterland, auf den Nordseeinseln und am Unterlauf der Elbe, in Sachsen (50 bis 70 BP), Brandenburg, Baden-Württemberg und Bayern.

Der erste Brutversuch im Leipziger Raum wurde 1980 am Stausee Windischleuba, Kreis Altenburg vermeldet. Die größte Konzentration in Sachsen gibt es derzeit mit 25 bis 50 BP am Werbeliner See (südwestlich Delitzsch). Von dieser Art gibt es europaweit etwa 1 Millionen Tiere, in Deutschland kommt sie, wie oben erwähnt, jedoch sehr selten vor.

Die Brutplätze der Schwarzkopfmöwe befinden sich in Deutschland, bis auf Ausnahmen, in Lachmöwenkolonien. Die Schwarzkopfmöwen werden häufig mit der Lachmöwe verwechselt. Sie hat einen weißen Körper mit grauen Flügeln, die Flügelspitzen und Schwanzfedern sind weiß, der Kopf ist bis in den Nacken schwarz, die Augen sind dunkel mit weißen Augenlidern, der Schnabel ist leuchtend rot und die Beine sind dunkelrot.

Im Winter im Schlichtkleid oder Ruhekleid hat sie keinen schwarzen Kopf. Während dieser Zeit hat sie einen weißlichen Kopf mit unterschiedlich ausgedehnter dunkler Maske am und hinter dem Auge.

Die Schwarzkopfmöwe kommt an den sächsischen Brutplätzen ab Anfang März an. Die Brut beginnt ab Ende April, die Jungen schlüpfen ab Ende Mai. Mit Beginn der Flugfähigkeit der Jungen werden die Kolonien ab Mitte Juni verlassen. Der Sommer-/Herbstdurchzug beginnt Ende Juni mit dem Höhepunkt um Anfang September und späteren Beobachtungen bis November/Dezember. Vereinzelt kommen auch Überwinterungen vor. Ihre Nahrung besteht aus kleinen Fischen, Würmern, Krebstieren, Schnecken, Aas, Insekten und Larven. Als Feinde kommen z.B. der Fuchs, die Rohrweihe, das Wiesel, der Marderhund, Falken, Großmöwen und Rabenvögel in Betracht. 

Klaus Rost 

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