Aus der Vogelwelt: Möwen (1) – Lachmöwe

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Möwen sind die wohl bekannteste Vogelart an nahezu allen Küsten der Erde. Es sind mittelgroße bis große Vögel. Unter der Vielzahl der verschiedenen Möwenarten gibt es nur wenige, die in Deutschland vorkommen und noch weniger (vier), die im Binnenland als Brutvogel auftreten.

Die Lachmöwe mit ihrem dunkelbraunen Kopf und die Silbermöwe mit dem roten Fleck auf dem Schnabel. Darüber hinaus die Sturmmöwe, die aussieht wie eine kleine Silbermöwe, nur, dass ihr der charakteristische rote Fleck fehlt und letztlich die der Lachmöwe sehr ähnlich aussehende Schwarzkopfmöwe.

Die Bestimmung der Möwen ist sehr komplex und bereitet Probleme, da sie erst nach mehreren Jahren ausgefärbt sind und bis dahin eine Reihe verwirrender dazwischenliegende Kleider ausbilden. Erst mit Erreichen der Geschlechtsreife – die kleineren Arten im 2. oder 3. Winter und die größeren Arten im 4. Winter – ist dieser farbliche Gefiederwechsel abgeschlossen.

Durch die Veränderung der uns umgebenden Landschaft mit den entstehenden Seen sind sie auch bei uns immer öfter zu beobachten. Je nach Art werden sie zwischen 30 bis 80 cm groß. Sie haben lange, schmale, spitze Flügel und kräftige, schlanke Schnäbel. Der Schnabel ist leicht gebogen. Damit können sie die Nahrung nicht nur gut fangen, sondern auch gut transportieren.

Die Möwen haben Schwimmbeine, bei denen die Schwimmhaut die 2. bis 4. Zehe verbindet. Die Hinterzehe ist schwach und fehlt manchmal. Es sind ausgezeichnete Flieger, die ohne ersichtliche Mühe auch schweren Stürmen widerstehen und meisterhaft kreisen und segeln. Sie können im Allgemeinen nicht Stoßtauchen, sind bei der Nahrungsaufnahme aber auch nicht so streng an das Wasser gebunden wie z.B. Seeschwalben. So sieht man die Binnenlandmöwen auch häufig auf frischgepflügten Äckern nach Engerlingen suchen, auf dem Schlick abgelassener Teiche und auch am Strand sowie auf kurzrasigen Wiesen „wurmen“ und nach sonstiger Beute suchen, denn sie sind Allesfresser.

Die Möwen sind äußerst gesellig und nisten meistens in umfangreichen Kolonien. Die Nester sind einfache Mulden mit einem Gelege von meistens 1 bis 3 gesprenkelten Eiern. Die geschlüpften Jungen sind mit dichten, gesprenkelten Dunen bedeckt und können bald nach dem Auskriechen laufen. Sie werden von den Altvögeln lange, meistens direkt in den Schnabel gefüttert.  

Die Lachmöwe (Larus ridibundus) gehört zu den zahlenmäßig am stärksten vertretenen Vögeln Europas. Sie nistet in Mittel-, West- und Osteuropa, in Skandinavien und an den Küsten Islands. Die Populationen aus dem Norden und Osten ziehen von Juli bis August in den Süden, während die Populationen aus den übrigen Teilen Europas zum Teil in ihrer Heimat überwintern und zum Teil ins Mittelmeergebiet ziehen. Bereits im Spätwinter erscheinen die ersten Lachmöwen auf den fast noch zugefrorenen Gewässern.  

Für Sachsen wird ein Brutbestand von 5.000 bis 7.000 BP angegeben. Durch günstigere Nahrungsbedingungen (Mülldeponien) konnten die Bestände in der Vergangenheit stark anwachsen. In der Umgebung Leipzigs werden u.a. an nachfolgenden Gewässern Brutkolonien genannt: Imnitzer Lachen, Rückhaltebecken Stöhna, Tagebau Groitzsch, Lobstädter Lachen, Tagebau Bockwitz, Harthsee, Frohburger Teiche, Kulkwitzer Lachen.

Die Lachmöwe gilt als die kleinste in Europa beheimatete Möwenart und erreicht eine Körpergröße von maximal 39 Zentimetern und eine Flügelspannweite von bis zu einem Meter. Sie ist kleiner und schmaler als die Sturmmöwe und hat spitzere Flügel. Im Sommerkleid ist der Kopf dunkelbraun. Beim Vogel im Winterkleid ist von der dunklen Farbe nur ein kleiner Fleck hinter dem Auge übrig. In allen Kleidern ist ein verlässliches Erkennungsmerkmal die weiße Vorderkante der Handschwinge und auf der Oberseite der dunkle Hinterrand. Die Handschwinge der Lachmöwe ist auf der Unterseite fast ganz schwarz.

Im Gegensatz zur Sturmmöwe sind Schnabel und Beine tiefrot und der Schnabel oft mit dunkler Spitze. Die Geschlechter gleichen sich im Aussehen. Das Männchen ist lediglich geringfügig größer (250 bis 400 g) als das Weibchen (195 bis 300 g). In stehenden oder langsam fließenden Gewässern, auf kleinen Inseln und angeschwemmten Schilfhaufen, auf Kauben und inmitten der Schilfbestände oder auf kurzrasigen Wiesen in Strandnähe befindet sich der Nistplatz.

Das Nest wird gemeinsam von beiden Partnern gebaut. Die Nestbaustoffe bestehen aus Pflanzenmaterial, das die Lachmöwe am Brutplatz oder dessen nächster Umgebung vorfindet, also aus Schilfstengeln und -blättern, Binsenhalmen, dürren Zweigen u.a. Lachmöwen sind in einem Alter von zwei Jahren geschlechtsreif. In monogamer Saisonehe wird eine Jahresbrut durchgeführt. Beide Partner bebrüten das Gelege 22 bis 24 Tage und übernehmen auch die Aufzucht der Jungen, welche nach 26 bis 28 Tagen flügge sind. Die bis zu drei Eiern sind äußerst variabel, olivgrün bis -braun mit helleren und dunkleren braunen Flecken und grauvioletten Unterflecken.

Ende Juli haben Möwen ihr Brutgeschäft abgeschlossen und tauchen dann im Binnenland dauerhaft an Mülldeponien oder an Kläranlagen auf. Meistens liegt die Zahl flügger Jungen unterdurchschnittlich 1,6 je Paar. Viele Eier und Jungvögel gehen im Frühjahrshochwasser verloren. Die Sterblichkeit der Jungen ist direkt nach dem Ausfliegen am größten. Flügge Jungvögel haben eine mittlere Lebenserwartung von rund vier Jahren, allerdings sind 50 % im Alter von 2,5 Jahren tot.

Die ältesten beringten Lachmöwen wurden 28, 30 und mehr als 32 Jahre alt. Die Lachmöwe bevorzugt tierische Nahrung (Regenwürmer, Insekten, Fische sowie andere wirbellose Tiere und kleine Säuger), zudem pflanzliche Nahrung sowie Aas und (besonders im Winterhalbjahr) vielfach Abfälle. Der Nahrungsbedarf einer ausgewachsenen Lachmöwe beträgt etwa 142 g/Tag. Ernähren sie sich überwiegend von Regenwürmern, benötigen sie davon ein Frischgewicht von 165 bis 220 Gramm. Ob die Lachmöwe ihren Namen von ihrem spöttisch lachenden Ruf hat oder weil sie früher an kleinen Wasserflächen, sogenannten „Lachen“, gebrütet hat, kann niemand ganz genau sagen. Aber der schwedische Forscher Carl von Linné hat sie „Larus ridibundus“ genannt und das lateinische Wort „ridibundus“ heißt „lachend“.

Klaus Rost 

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