Aus der Vogelwelt: Meisen 4 – Schwanz- und Bartmeise

Bartmeise - Bild von Heiko Stein auf Pixabay

Familie Schwanzmeisen (Aegithalidae): Dickwandige Nester aus Baststreifen, Moos und Gespinsten dicht verwoben sowie mit Flechten verkleidet, beutelförmig und mit seitlichem Eingang auf Stammausschlägen, in Astgabel oder im Brombeergestrüpp. Eier meisenartig gefleckt: gelblichweiße Grundfarbe mit feinen rostroten Punkten. Umfangreiche Gelege, meist aus 7 bis 11 Eiern bestehend. Zwei Bruten im Jahr. Eine Art Brutvogel in Deutschland.

Schwanzmeise (Aegithalos caudatus): An vielen Winterfütterungen ist sie an kalten Wintertagen ein willkommener und hübscher Gast.

Mit größtenteils schwarz-weißem Gefieder und dem langen Schwanz turnt die Schwanzmeise geschickt an den aufgehängten Futterquellen herum. Meist sind es kleine Trupps, die so versuchen die kalte Jahreszeit zu überstehen. Dabei bleiben sie immer nur kurze Zeit, zu unstet ist die kleine Schar auf der Suche nach Nahrung.

Auch wenn sie Schwanzmeisen heißen, mit den eigentlichen Meisen haben sie kaum Verwandtschaftsbeziehungen. Auffallend sind die großen Unterschiede in der Kopfzeichnung. In den Wintertrupps können wir Vögel mit schneeweißen, daneben solche mit gestreiften oder grauen Köpfen beobachten. Das gibt uns Hinweise auf die Herkunft unserer Gäste. Während die weißköpfigen Schwanzmeisen aus Nord- oder Osteuropa stammen, handelt es sich bei den streifköpfigen um Mitteleuropäer.

Von 14 cm Gesamtlänge beansprucht der Schwanz 8 cm und mit 6 Gramm sind sie Leichtgewichte. Im Januar und Februar lösen sich die Wintertrupps auf und die Paare besetzen ihre Reviere innerhalb des Winterstreifgebietes. Nachdem das Männchen einen Nistplatz ausgewählt hat, bauen beide Partner ein großes eiförmiges Nest mit seitlichem Eingang, das bis zu 10 m hoch zu finden ist.

Das Männchen schafft das Nistmaterial heran, während sich das Weibchen um den eigentlichen Bau kümmert, der in 15 bis 20 Tagen beendet ist. Grashalme, Moos und Flechten werden beim Bauen mit Spinnweben verklebt. Zur Auspolsterung des durch Flechten hervorragend getarnten Nestes sammeln sie Hunderte, manchmal bis zu 2000 kleine Federn. Einen Monat kann der Nestbau dauern. Durch das Sitzen in dem engen Nest können sich die langen Schwanzfedern sichelförmig verbiegen. Dem erfahrenen Beobachter sagt dieses Merkmal: Der Vogel brütet.

Pro Brut werden 8 bis 12 Eier gelegt und hauptsächlich vom Weibchen ausgebrütet. Nach knapp einem Monat verlassen die Jungen das Nest. Noch weitere zwei Wochen nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel gefüttert. Die Schwanzmeisen brüten am liebsten in offenen Laub- und Mischwäldern mit dichtem Unterholz und vielgestaltigen Waldrändern. Auwälder, Obstwiesen, Parks und Friedhöfe, aber auch Feld- und Ufergehölze, sind ihr Lebensraum. Hier turnen sie an den äußeren Zweigspitzen herum und der lange Schwanz übernimmt die Funktion einer Balancierstange. Blattläuse, Schmetterlinge und ihre Entwicklungsstadien, aber auch Spinnen und ihre Eier, werden abgelesen. Wegen ihres langen Schwanzes wird die Schwanzmeise im Volksmund auch „Pfannenstielchen” genannt.

Familie Timalien (Timaliidae): Timalien sind eine überwiegend in Süd- und Südost-Asien beheimatete Gruppe, Gebüsch und Bodendickichte bewohnende Vögel mit kurzen Flügeln und zumeist langem, gestreiften Schwanz. Die artenreiche Familie der Timalien ist in Mitteleuropa nur durch die Bartmeise vertreten. Die Nester bestehen aus Halmen, Rohr- und Schilfrispen und werden in großen, unberührten Rohrwäldern dicht über dem sumpfigen Boden oder der Wasseroberfläche errichtet. Die Nester und Eier unterscheiden sich wesentlich von denen der Meisen. Eier typisch gezeichnet: rahmfarbene Grundfarbe mit schwarzbraunen Flecken. Gelege meist aus 5 bis 7 Eiern bestehend. Zwei Bruten im Jahr.

Bartmeise (Panurus biarmicus): Sie ist keine Meise, sondern der einzige bei uns lebende Vertreter der hauptsächlich in Asien beheimateten Familie der Papageischnäbel (siehe oben). Da sie an große, zusammenhängende Schilfflächen gebunden ist, die in Deutschland selten geworden sind, findet man die Bartmeise bei uns nur stellenweise.

Ihr Verbreitungsgebiet befindet sind vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg, wo sie ihren Lebensraum in ausgedehnten Altschilfbeständen im Verlandungsgürtel stehender Gewässer sowie an Altwässern und langsam fließenden Flussarmen hat. Beide Partner errichten auf umgeknickten Rohrstängeln aus Blättern und weichen Samenständen des Schilfs ein tiefes, napfförmiges Nest. Ende April bis Juli werden zwei Jahresbruten durchgeführt. Beide Elternteile wechseln sich auch beim Brüten ab und füttern die Jungen gemeinschaftlich.

Bartmeisen sind Standvögel. Im Winter durchstreifen sie in größeren Trupps das Schilf, ständig auf der Suche nach Samen, wie sie das Röhricht hat. Im Sommer dagegen ernähren sie sich fast nur von Insekten.

Bartmeisen haben ein glattes seidiges Gefieder und einen fast so langen Schwanz, wie die Schwanzmeise. Die Flügel der Bartmeise sind rotbraun-, schwarz- und weißgescheckt. Beim Männchen sind der Kopf und der Nacken blaugrau, der sich vom Auge abwärts ziehende breite Bartstreifen ist schwarz und die Kehle ist weiß. Der Rücken und die Flanken sind rotbraun und der Steiß ist schwarz. Beim Weibchen fehlen die Bartstreifen des Männchens sowie auf dem Kopf die blaugraue und am Steiß die schwarze Farbe. Beim Weibchen ist das Rotbraun auch mehr gelb-braun.

Die junge Bartmeise ist von der Grundfarbe her strohfarben, das junge Männchen hat schwarze Augenstreifen und Rückenstreifen. Das junge Weibchen ist einfarbiger und sein Augenstreif ist grau. Die Läufe der Bartmeise sind schwarz, der Schnabel ist beim Männchen strohgelb und beim Weibchen grünlich-gelblich. Die Regenbogenhaut des Auges ist gelb-braun. Ihre Fußgelenke sind sehr stark, damit sie sich im Schilf gut festhalten kann.

Klaus Rost

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