Aus der Vogelwelt: Meisen 3 – Hauben- und Beutelmeise

Beutelmeise - Bild von SyLaVie auf Pixabay

Hiermit führen wir unsere Vorstellung der Meisenarten fort. Um ein relativ komplettes Bild über die Meisen zu vermitteln, befinden sich darunter auch Arten, die wir nicht unbedingt als Gartenvögel bezeichnen können, es jedoch ohne weiteres vorkommen kann, dass man bei Spaziergängen bzw. Exkursionen auf sie stößt. Heute sind es die Haubenmeise und die zu einer eigenen Familie gehörende Beutelmeise, welche nicht zu den „echten” Meisen gehört.

Haubenmeise (Parus christatus): Durch ihre spitze Federhaube und den schwarz-weißen Kopf ist die im übrigen oberseits bräunlichgraue, unterseits weißliche Haubenmeise leicht zu erkennen und von den anderen Meisenarten zu unterscheiden.

Männchen und Weibchen gleichen sich, nur ist die Haube beim Weibchen etwas kürzer. Die Jungen sehen den Altvögeln ähnlich, auch hier ist die Haube kürzer und das Gefieder insgesamt trüber. Mit 11,5 cm Größe ist sie nur minimal größer als die Blaumeise.

Haubenmeisen bewohnen Nadel- und Mischwälder. Bevorzugt werden reine Kiefern- und Fichtenwälder. Mehr noch als die mit ihr konkurrierende Tannenmeise ist die Haubenmeise ein reiner Nadelwaldvogel und dort vor allem auf alte Holzbestände angewiesen. Seltener kommen Haubenmeisen daher in den Nadelholzbereichen von Gärten und Parks sowie in Buchenbeständen vor. In Südwesteuropa bewohnt die sie außerdem Korkeichenbestände. Innerhalb des Waldes benötigt die Haubenmeise Lichtungen und abgestorbene bzw. sterbende Stämme, in denen sie eine Bruthöhle anlegen kann.

Sie ist ein ausgesprochener Höhlenbrüter, der vor allem in Höhlen und Spalten von Bäumen oder hinter der Baumrinde brütet und sich in vermoderten Baumstümpfen sowie in abgestorbenen Bäumen eine Bruthöhle zimmert. Seltener nimmt die Haubenmeise auch Nistkästen an. Die Bruthöhle meißelt allein das Weibchen und zwar in ähnlicher Art und Weise wie die Spechte. Die dabei anfallenden Holzstücke und Späne werden – allerdings im Gegensatz zu den Spechten – sofort auf Äste und Zweige in bis zu 5 m Entfernung getragen. In Abhängigkeit von der Härte des Holzes kann das Aushacken der Höhle zwei bis sechs Tage in Anspruch nehmen. Die Höhlen sind oft nur bis zu 5 cm breit und 11 bis 18 cm tief. Sie werden teilweise so ausgemeißelt, dass die Höhlenwand allein durch die Baumrinde gebildet wird. Für den Nestbau werden Moos, Flechten, Tier- und Pflanzenwolle sowie Spinnweben zusammengetragen. Die Nestmulde wird mit Dunen und Federn ausgepolstert.

Die Eiablage beginnt ab etwa Mitte April. Das Weibchen legt dann 4 bis 8 bzw. 9 weiße Eier mit rötlichen Punkten, die zum Ende hin zu einem Kränzchen verdichtet sind. Das Gelege wird 13 bis 16 (18) Tage lang bebrütet. In dieser Zeit wird das Weibchen vom Männchen gefüttert. Nach dem Schlupf bleiben die Jungen noch rund 18 bis 22 Tage lang in der Höhle und werden dann von beiden Eltern mit winzigen Insekten und Spinnentieren gefüttert. Bei Schlechtwetterphasen kann sich die Nestlingszeit verlängern. Nach dem Ausfliegen können die Jungen noch bis zu drei Wochen von beiden Eltern gefüttert werden. Es findet eine Jahresbrut statt.

Die Haubenmeise ist ein typischer Standvogel und kommt auch ohne vermehrte Verluste mit harten Wintern klar. Sie findet ihre Nahrung meist hoch in den Bäumen. Im Frühjahr kann man sie auch auf dem Boden finden, wo sie vor allem Spinnen jagen. Bei der Bewegung im Unterholz legen die Haubenmeisen ihre Haube an. Welche Funktion die Haube speziell hat, ist noch nicht geklärt.
Im Spätsommer werden auch Sämereien von Koniferen und anderen Nadelholzgewächsen gefressen. Größere Insekten oder Samen werden mit den Füßen festgehalten und mit dem Schnabel bearbeitet.

Bereits im Sommer beginnt die Haubenmeise Nahrungsverstecke anzulegen. Sie ist wenig gesellig und nur im Winter bilden sich kleine Trupps, die dann auch mit anderen Meisen vergesellschaftet sein können. Dann kann man die Haubenmeisen auch am Futterhaus beobachten.

Sie sind sehr standorttreu und halten sich das ganze Jahr über in ihrem Revier auf, das gegen Artgenossen verteidigt wird. So wurde ein farbberingtes Brutpaar fünf Jahre lang in seinem Revier beobachtet. Die Paarbildung findet frühzeitig, bereits nach der ersten Mauser, statt. Die Paare leben dann in Dauerehe zusammen. Trotz ihrer geringen Größe erreichen Haubenmeisen ein hohes Alter, was mit der lebenslangen Ortstreue in Verbindung stehen könnte. Manche Haubenmeisen werden sogar bis zu neun Jahre alt.

Familie Beutelmeisen (Remizidae): Sie bauen hängende Beutelnester aus Pflanzenfasern an herabhängenden Zweigen über dem Wasser oder an über Sumpf geneigten Ästen. Das Nest und die Eier unterscheiden sich wesentlich von denen der Meisen. Die Eier sind rahmweiß ohne Zeichnung. Das Gelege besteht meist aus 7 bis 8 Eiern. Es werden zwei Bruten im Jahr getätigt. In Mitteleuropa tritt eine Art als Brutvogel auf.

Beutelmeise (Remiz pendulinus): Die Beutelmeise bewohnt Auwälder und ausgedehntes Uferdickicht an Altwässern, Flüssen und Seen. Sie zählt unter den Vögeln zweifellos zu den geschicktesten Nestbauern. An den äußeren Zweigenden von Pappeln oder Weiden wird das birnenförmige Beutelnest aus Samenwolle frei baumelnd mit Hilfe von Pflanzenfasern aufgehängt oder kunstvoll im herabhängenden Geäst eingeflochten. Das Einschlupfloch seitlich am oberen Ende ist zu einer kurzen Röhre ausgezogen.

Das Männchen beginnt noch vor der Paarbildung mit dem Nestbau. Stellt sich trotz eifrigen Singens kein Weibchen ein, gibt es den Rohbau, der einem Henkelkörbchen gleicht auf und fängt an einer anderen Stelle von neuem an. Hat sich ein Paar zusammengefunden, dann wird das Nest in gemeinsamer Arbeit fertig gestellt. Sobald das Weibchen brütet, bemüht sich das Männchen, das sich nicht um das Brutgeschäft kümmert, um ein zweites Weibchen.

Nach der Brutzeit sammeln sich die Beutelmeisen in kleinen Trupps und streifen umher. Bei der Nahrungssuche lesen sie kleine Insekten und Spinnen von Zweigenden in den Baumkronen ab. Im Winter weichen sie auf Samen von Schilf oder krautigen Pflanzen aus.

Die Beutelmeise erreicht eine Körperlänge von etwa 10 bis 11 Zentimeter und sowie Gewicht von 8 bis 11 Gramm. Zwischen dem Männchen und dem Weibchen bestehen kleine Unterschiede im Aussehen. Das Männchen weist einen hellgrauen Kopf mit breiter schwarzer Gesichtsmaske auf. Der Schnabel ist spitz und kegelförmig. Der Rücken ist lebhaft kastanienbraun getönt, während die Unterseite rahmfarben oder hell rostbräunlich erscheint. Der Schwanz ist einfarbig dunkel. Im Flug zeigen die Flügel bei dem Männchen ein intensiv rotbraunes Band. Der Oberkopf des Weibchens ist mehr graubraun und die Gesichtsmaske ist etwas kleiner sowie mattschwarz und ist mit kleinen braunen Federchen durchsetzt. Der Rücken ist beim Weibchen heller kastanienbraun gezeichnet.

Beutelmeisen sind Kurzstreckenzieher, deren Überwinterungsquartiere im Mittelmeerraum zu finden sind. Von Mitte März bis Ende April treffen sie in ihren Brutgebieten in Mitteleuropa ein und im September treten sie den Flug in die Winterquartiere wieder an.

Obwohl die Beutelmeise von Osten nach Mitteleuropa vorzudringen scheint, ist sie in Deutschland noch ein sehr seltener Brutvogel. Nur im Herbst und Frühjahr kann man häufig umherstreifende Trupps beobachten. Die Beutelmeise kann unter günstigen Umständen in der Natur ein Alter von etwa drei bis fünf Jahren erreichen.

Klaus Rost

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