Aus der Vogelwelt: Meisen 2 – Weiden- und Sumpfmeise

Sumpfmeise - Bild von Susanne Jutzeler, suju-foto auf Pixabay

Während im vorherigen Beitrag die Kohl-, Blau- und Tannenmeise vorgestellt wurden, sollen Sie heute etwas über Weiden- und Sumpfmeise erfahren. Weidenmeise (Parus montanus): Sie ist mit der ihr sehr ähnlichen Sumpfmeise (Parus palustris) ein Beispiel für Zwillingsarten.

Wegen des fast gleichen Aussehens werden beide auch als Graumeisen zusammengefasst. Unterschiede gibt es im Vorkommen und im Verhalten. Wegen ihres Aussehens wird die Weidenmeise auch „Mönchsmeise” genannt. Dieser Name wird ihr auch eher gerecht.

Sie bewohnt meist feuchte oder sumpfige Biotope wie Auwälder mit Birken, Erlen, Pappeln und Weiden, ist aber auch in Fichten- und Kiefernwäldern heimisch. Als Kulturflüchter überlässt sie die Parks und Gärten der Sumpfmeise. Von der Sumpfmeise unterscheidet sich die 11,5 cm große Weidenmeise durch die mattschwarze Kopfkappe und ein helles Feld im Flügel, das durch die Säume der Schwungfedern entsteht. Zudem reicht das Schwarz des Oberkopfes weit nach hinten; der schwarze Kehlfleck ist ausgedehnter. Wangen und Halsseiten sind weiß. Die Oberseite des Vogels ist graubraun, seine Unterseite weißlich mit dunkel rahmfarbenen Flanken. Der Schnabel ist schwarz und die Beine sind blaugrau.

Die Hauptnahrung besteht in der Brutzeit neben vielen kleinen Insekten und deren Larven vor allem aus Spinnen, die die Weidenmeise im dichten Bewuchs der Krautschicht des Waldbodens erbeutet. Gefressen werden auch Samen von Brennnessel, Distel sowie Hohlzahn. Zur Nahrung gehören ferner Pollen von Weidenkätzchen und Zitterpappeln sowie der Baumsaft von Birke und Ahorn. Besonders im Norden sind die Vögel als Vorratssammler bekannt. Hier werden vor allem Samen der Nadelbäume und auch erbeutete Insekten unter der Baumrinde, oder zwischen Moosen und Flechten versteckt.

Im März besetzt das Weidenmeisenpaar, das bis zu drei Jahre zusammenbleibt, sein Revier und sucht nach Baum- bzw. Spechthöhlen. Wird eine alte Höhle genutzt, wird sie ausgebessert und gesäubert. Meist zimmert das Weibchen eine neue Höhle in die Stämme morscher Weichhölzer. Das kann vier Wochen dauern. Das Weibchen kleidet die Höhle mit Samen bzw. Tierhaaren, Pflanzenfasern, Kiefernnadeln, Moos und Holzspänen aus.

Während das Weibchen die 7 bis 9 fast weißen, fahl rostrot gefleckten Eier 14 bis 15 Tage lang bebrütet, wird es vom Männchen mit Insekten, Larven und Spinnen gefüttert. Die Jungen werden von den Altvögeln 16 bis 19 Tage lang im Nest versorgt und nach dem Ausfliegen noch zwei Wochen lang betreut. Ende Juni bzw. im Juli fliegen die Jungen aus und streifen zusammen mit ihren Eltern umher. Mit einem Jahr erreichen die Jungen die Geschlechtsreife.

Der älteste Ringvogel hatte ein Alter von 12 Jahren und 11 Monaten. In Sachsen ist eine Weidenmeise nach 9 Jahren wieder am Ort der Beringung kontrolliert worden. Nach der von NABU und DRV veröffentlichten aktuellen Roten Liste (2007), wird der Brutbestand in Deutschland mit 170.000 bis 220.000 Paaren angegeben.

Sumpfmeise (Parus palustris): Die Sumpfmeise, auch Nonnenmeise genannt, ist knapp zwölf Zentimeter lang und neun bis zwölf Gramm schwer. Kopfplatte, Nacken und Kinnfeld sind schwarz. Der Rücken ist einheitlich graubraun, der Bauch weißlich. Der Unterschied zur Weidenmeise liegt in einem kleinen Kinnfleck und im Fehlen heller Flügelfelder. Sicherstes Unterscheidungsmerkmal sind Stimme und Gesang. Die Sumpfmeise singt klappernd einförmig, die Weidenmeise wohlartikuliert und abwechslungsreich. Der Name ist irreführend: Im Sumpf werden wir diese Meise kaum finden.

Sie bewohnt Laub- und Mischwälder und brütet in Parks und Gärten. Für Deutschland wird ein Bestand von 340.000 bis 480.000 Paaren angegeben. Das Weibchen nutzt Baum- und andere -Höhlen, die es ggf. vergrößert, fürs Nest. Auch Nistkästen werden angenommen. Die Jungvögel werden von beiden Eltern gefüttert. Sumpfmeisen fressen kleine Insekten und deren Larven sowie Spinnen, während der kalten Jahreszeit auch Sämereien. Nach Meisenart halten sie Körner mit beiden Füßen auf einem Ast fest und öffnen sie mit Schnabelhieben.

Bei gutem Samenangebot werden ganzjährig Depots in Rindenspalten sowie im Moos- und Flechtenbesatz grobborkiger Stämme und Äste mittlerer Höhe angelegt. Diese Nahrungsdepots bestehen max. acht Tage, bevor sie von den Meisen wieder geleert werden. 

Als Standvögel bleiben sie im Winter in ihren Brutgebieten und finden sich oft an Futterstellen ein. Die Meisenfamilie verlässt nach der Brut ihr Revier und streift in der Gegend herum, meist aber nicht über den Umkreis von 1 km. Bis in den Herbst kann die Familie zusammenbleiben, spätestens dann kehren die Altvögel ins angestammte Revier zurück. Viele Jahre können die Meisen im selben Revier und der selben Höhle leben.

Klaus Rost

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