Ist von Meisen die Rede, dann verstehen wir Kleingärtner darunter meist die Begriffe Kohl- und Blaumeise ohne zu wissen, dass es weltweit weitere 51 Vogelarten gibt, die in ihrem Namen das Wort „Meise” tragen. Entsprechend der Systematik im Tierreich gehören zur Familie der Meisen 46 Arten, davon haben 6 Arten ihre Brutheimat in Deutschland. Zur Familie Schwanzmeisen gehören 7 Arten, zur Familie Beutelmeisen 9 Arten. Von diesen beiden Familien treten jeweils eine Art als Brutvogel in Deutschland auf. Aus der artenreichen Familie der Timalien ist in Mitteleuropa nur die Gattung Bartmeise vertreten.
Ich möchte Ihnen hiermit eine Kurzübersicht über die insgesamt 9 heimischen „MEISEN”-Arten vermitteln. Da alle drei in diesem Artikel vorgestellte Arten Jahres- oder auch Standvögel sind, besteht die Möglichkeit, dass Sie diese zur gegenwärtigen Jahreszeit auch an der Futterstelle beobachten können.
Familie Meisen (Paridae): Zu den Meisen zählen hauptsächlich Arten, die in baumreichen Habitaten leben. Sie sind klein sowie gedrungen und haben einen kräftigen Schnabel. Als gewandte Kletterer beschaffen sie sich ihre Nahrung vor allem im Gehölz. Es sind anpassungsfähige Tiere, die sich von Insekten und Sämereien ernähren. Viele Arten leben in der Nähe menschlicher Siedlungen und nehmen gern das Futterangebot von Menschen an. Sie sind Höhlenbrüter und überwiegend Standvögel. Im Winter schließen sie sich oft zu gemischten Trupps zusammen. Sie haben eine Gelegestärke von 7 bis 10 Eiern und sind typisch auf weißer Grundfarbe mit rötlichbraunen Flecken versehen. Außer der Sumpf- und Weidenmeise, welche nur eine Jahresbrut durchführen, tätigen die anderen Arten jeweils zwei Jahresbruten.
Kohlmeise (Parus major): Über das Aussehen der in unseren Gärten vorkommenden Kohlmeise nur soviel: Sie ist mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 18 Gramm unsere größte und zugleich häufigste Meisenart. Die Gefiederfärbung beider Geschlechter ist fast gleich. Lediglich der schwarze Bauchstreifen, der sich gegen den schwefelgelben Bauch abhebt, ist beim Weibchen etwas schmaler. Die Jungvögel ähneln den Altvögeln, nur sind alle Farben blasser. Zur Ansiedlung in unseren Gärten empfiehlt sich das Anbringen von Nistkästen mit einem Fluglochdurchmesser von 32 mm.
Als Standvogel hält sie sich das ganze Jahr über bei uns auf und wir können ihr mit entsprechender Fütterung im Winter über die karge Jahreszeit helfen. Noch ein Hinweis zur winterlichen Fütterung: Um das Leben der Vögel bei der Fütterung nicht unnötig aufs Spiel zu setzen, sollte man das Futter in einem Futtersilo bereithalten.
In vielen, der im Handel angebotenen Futterhäusern wird das Futter oft feucht, nass und verdirbt. Die Vögel setzen sich auch mitten ins Futter und kranke Vögel stecken andere durch ihren ins Futter gelangenden Kot an. So ist der Schaden, den man durchs Füttern anrichtet oft größer als der Nutzen, den die Vögel daraus ziehen können.
Die mittlere Lebenserwartung einer Kohlmeise liegt bei etwa 2,5 Jahren, da aber viele Meisen bereits im ersten Lebensjahr sterben, bedeutet dies auch, dass immer wieder einzelne Individuen zehn Jahre und älter werden. Der älteste wieder gefundene Ringvogel war sogar 15 Jahre und 5 Monate alt.
Blaumeise (Parus caeruleus): Die ebenfalls als Brutvogel in unseren Gärten vorkommende Blaumeise ist unschwer als solche zu erkennen. Sie ist kleiner als die vorgenannte Art und wiegt nur 11 Gramm. Auch hier sind Männchen und Weibchen gleich gefärbt. Lediglich die Farben des Weibchens sind matter. Draußen im Freien sind jedoch Männchen und Weibchen nicht zu unterscheiden. Die Kopfplatte der Jungen ist zunächst dunkelolivgrau bevor sie die Blaufärbung annimmt.
Entsprechend ihrer Größe ist ein Fluglochdurchmesser am Nistkasten von 28 mm ausreichend. Die Mühe, die munteren Vögel im Garten anzusiedeln, lohnt sich, auch für scharfe Aufwand-Nutzen-Rechner unter den Kleingärtnern. Denn wer bedenkt, dass pro Jahr ein bis zwei Bruten mit insgesamt 15 oder gar 20 immer hungrigen Jungen aufgezogen werden können, der benötigt keinen Computer, um ihre Nützlichkeit zu errechnen.
Man setze sich nur einmal ein paar Stunden hin, um zu beobachten, welches und vor allem wie viel Futter die Altvögel heranschleppen und in nimmersatte Schnäbel stopfen: Allein an einem Mai- oder Junitag fliegen die kleinen Meisen 15 Stunden lang alle zehn bis 15 Minuten den Nistkasten an, die Schnäbel gefüllt mit für die Gartenpflanzen meist schädlichen Insekten, Raupen und Würmern. Kann es überhaupt eine bessere Schädlingsbekämpfung geben?
Leider überleben 30 – 40 % der Jungvögel das erste Jahr nicht. Als Feinde kommen hauptsächlich Katzen, Sperber, Eichelhäher, Marder, Waschbären und auch Witterungsunbilden in Betracht. Der älteste nachgewiesene Ringvogel wurde 12 Jahre und 4 Monate alt.
Tannenmeise (Parus ater): Sehr stark an Nadelbäume gebunden, ist die Tannenmeise, die am häufigsten vertretene Meisenart im geschlossenen Fichten- und Tannenwald auch im Gebirge bis zur Baumgrenze. In Kiefernwäldern dagegen ist sie nicht so häufig anzutreffen.
Sie kommt aber auch in Mischwäldern und Parkanlagen vor, sofern dort größere Fichtenbestände vorhanden sind. Wie alle echten Meisen ist auch die Tannenmeise ein Höhlenbrüter.
Da in dunklen Nadelwäldern Spechthöhlen selten sind, baut sie ihre Nester oft in ausgefaulte Baumstümpfe, Wurzelstöcke und sogar in Mauselöcher und Kaninchenröhren auch Nistkästen nimmt sie häufig an. Das Nest selbst ist wie bei allen Meisen ein Moosnest aus zarten Halmen, Fasern und Würzelchen, das innen mit Tierhaaren und –wolle (Kaninchen- oder Hasenwolle) ausgepolstert ist.
Die Tannenmeise ist unsere kleinste einheimische Meise. Sie ist etwas kleiner als die Blaumeise, erreicht eine Körperlänge von 11,5 cm und ein Gewicht von ca. 11 g sowie eine Flügelspannweite von 17 bis 21 cm. Der schwarze Kopf wird von den weißen Wangen begrenzt. Typisch sind auch der weiße Nackenfleck und die hellen Punkte an den Flügeln. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt. Fast sieht sie wie die Kohlmeise aus, es fehlen ihr nur das Gelb und der schwarze Längsstreifen an der Unterseite.
Das Weibchen brütet allein, wird aber vom Männchen mit Nahrung versorgt. Tannenmeisen ernähren sich in allen Entwicklungsstadien bevorzugt von Insekten aber auch deren Eiern, die sie an den Zweigen der Nadelbäume und in kleinen Ritzen am Stamm suchen. Daher sind sie auch als biologische Schädlingsbekämpfer in der Forstwirtschaft recht beliebt.
Mit ihren langen Zehen können sich Tannenmeisen hervorragend an den Nadeln festhalten und mit ihren schmalen Schnäbeln kommen sie auch an Koniferensamen heran, die vor allem bei Frost und Schnee für sie sehr wichtig sind. Im Winter schließen sie sich oft mit anderen Meisenarten zusammen und besuchen die Futterstellen.
Tannenmeisen haben eine eher geringe Lebenserwartung. Einige Überlebenskünstler werden aber bis zu sieben Jahre alt. Der Hauptfeind der Tannenmeise ist der Sperlingskauz. Wo diese kleine Eule auftaucht, versammeln sich viele Meisen aufgeregt zeternd und schnarrend herum, um mit diesem Verhalten ihre Verteidigungsbereitschaft anzuzeigen.
Klaus Rost