Aus der Vogelwelt: Heckenbraunelle

Bild von David Reed auf Pixabay

Wenn es uns jetzt an einem klaren Wintertag nach einem Gartenbesuch ist, dann wird uns die Stille empfangen. Kaum ein Vogel lässt sich sehen und vernehmen. Es sei denn, wir kommen in die Nähe einer Futterstelle. Selbst dort wo nur ein Meisenknödel im Baum hängt herrscht reges Treiben. Neben Kohl- und Blaumeisen finden sich auch Grünfinken ein. An einer größeren Futterstelle ist natürlich das Artenspektrum viel umfangreicher. Hier kann man auch den Kleiber, oder auch Spechtmeise genannt, antreffen. Doch was ist das? Am Boden unter der Futterstelle hält sich ein etwa sperlingsgroßer aber schlanker aussehender graubraun gefärbter Vogel auf. Ein Sperling ?

Nein, auch ist sein Schnabel spitzer als der eines Sperlings und auch die Art wie er nach Futter sucht ist eigenartig. Er kriecht förmlich mit wippendem Schwanz auf dem Boden vorwärts und pickt die Nahrung vom Boden auf ohne wie der Haussperling vorwärts zu hüpfen. Bei näherer Betrachtung kann ich feststellen, es ist eine Heckenbraunelle.

Die Heckenbraunelle ist die graue Maus unter den einheimischen Singvögeln. Der Vogel ist zwar weit verbreitet, wird mit seinem graubraunen Gefieder, seinem unauffälligen Verhalten und dem wenig aufdringlichen Gesang kaum zur Kenntnis genommen.
Das Männchen und das Weibchen sehen in der Färbung gleich aus. Die Heckenbraunelle weist einen grau-bläulichen Kopf mit zum Teil grauen bis brünetten Streifen auf. Die Wangen sind bräunlich gefärbt. Die Brust sowie die Kehle zeigen ebenfalls eine grau-bläuliche Färbung. Der Rücken ist dunkelbraun und zeigt schwarze Streifen. An den Flanken sind warme braune Streifen vorhanden. Auf den lebhaft braunen runden Flügeln sind ebenfalls schwarze Streifen zu verzeichnen. Die Gesamtheit der Federn ist ziemlich dunkel gleichmäßig gefärbt, ausgenommen sind Teile der Brust und des Bauches. Die Beine sind orangebraun bis rotbraun gefärbt.

Die Heckenbraunelle ist in unserer Gegend ein Standvogel. Das heißt sie bleibt sommers- und wintersüber bei uns. Nur in sehr strengen Wintern verlagert sie kurzzeitig ihr Aufenthaltsgebiet nach Süd- und Westeuropa.

Zwar bevorzugt die Heckenbraunelle Nadel- und Mischwälder mit viel Unterwuchs, doch ist sie auch in größeren, naturnahen Gärten und Parks zu finden. Sie führt ein eher unauffälliges Dasein, und ihre Anwesenheit kann schnell übersehen werden. Heckenbraunellen ziehen es vor, sich in dichtem Gebüsch zu verstecken oder mausartig am Boden vorbeizuhuschen. Auch ihr Nest legen sie stets gut versteckt und unzugänglich an.

Das napfförmige Nest wird selten höher als 1,0 m über dem Boden in Hecken, Gebüsch, Dickicht und dichtem Fassadenbewuchs errichtet. In unseren Gärten werden niedrig wachsende Koniferen und Stachelbeerbüsche bevorzugt. Das Nest wird allein vom Weibchen aus dürren Halmen, Wurzeln und trockenen Blättchen errichtet. Die Nestmulde wird mit Fasern (Bast), feinen Halmen und Tierhaaren ausgepolstert. Bei den jährlich durchgeführten 2 Bruten werden jeweils 5 bis 6 Eier gelegt. Die Eier sind ungefleckt lichtblau gefärbt. Sie erinnern an die Eier des Trauerschnäppers, nur dass dieser ein Höhlenbrüter ist.

Die Heckenbraunelle hat den typisch feinen Schnabel eines Insektenfressers. Im Sommer nimmt die Heckenbraunelle langsam geduckt gehend am Boden oder in niedriger Vegetation Insekten, Larven, Spinnen und Samen auf. Sie fängt nie Insekten im Flug. Im Winter ernährt sich die Heckenbraunelle fast ausschließlich von kleinen Beeren und von kleinen Samen. Zu den besonders stark genutzten Nahrungspflanzen zählen Brennessel sowie Ampfer, Holunder, Mohn, Miere, Vogelknöterich, Gauchheil, Portulak sowie Gräser und Seggen. Im Frühjahr frisst sie auch Samen der Erle.

Wir sollten also auch während der wärmeren Jahreszeit in unseren Gartenanlagen Ausschau nach der Heckenbraunelle halten. Denn sie benutzt unsere Gärten häufiger als Brutareal als wir glauben. 

Doch jetzt gilt unser Augenmerk erst einmal unserer Futterstelle. Hier sollte immer Futter; grobe und feine, fett- und mehlhaltige Sämereien, getrocknete Beeren, Nüsse u. ä. für den jeweiligen Geschmack der unserer Futterstelle aufsuchenden Vögel vorhanden sein. Der Fachhandel bietet ein reichhaltiges Angebot. Aber auch die abgeblühten Samenstände unserer Gartenpflanzen, die wir aus Sauberkeitsgründen im Herbst nicht abgeschnitten haben, bieten für die eine oder andere Vogelart ein Schnäppchen.

Klaus Rost

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