Aus der Vogelwelt: Grünfink II

Bild von Oldiefan auf Pixabay

Nicht nur, dass es im September ruhiger in unseren Gärten geworden ist, hört man doch kaum noch den Gesang eines Vogels. Auch die Artenvielfalt wird von Tag zu Tag immer geringer, denn die Zugzeit hat begonnen.

Zurück bleiben höchstens einige Nachzügler, deren Junge einer Spätbrut noch nicht kräftig genug für die große Reise sind. Vielleicht handelt es sich auch um Vögel, die durch günstige Verhält­nisse in ihrem Lebensraum zur Überwinterung angeregt sind.

Aber auch eine Reihe von Vögeln, die ganzjährig bei uns verbleiben, zieht jetzt in kleinen Trupps umher und lassen sich auch in unseren Gärten sehen. Es sind Arten die für ihre Nahrung mehr auf vegetarische Kost stehen. Und hier finden sie gerade jetzt in unseren Gärten an den abgeblühten Blütenständen die jetzt Samen ausbilden einen reich gedeckten Tisch. Vorausgesetzt der Kleingärtner schneidet, seinem Ordnungssinn folgend, nicht gleich jeden verblühten Blütenstand ab.

An den Samenständen von Tagetes, Zinnien und Cosmeen finden sich gern Familienverbände vom Stieglitz ein. Von den fruchttragenden Gehölzen wird von den Beeren alles verzehrt, egal ob Fruchtfleisch oder Samen. So verzehren Weichfresser, wie beispielsweise Drosseln, Seidenschwänze, Schmätzer, Rotschwänze und Grasmücken, die Beeren wegen ihres Fruchtfleisches. Diese Vögel haben eine schnelle Verdauung, was bedeutet, dass sie die wichtigsten Samenverbreiter unter unseren Vögeln überhaupt sind. Von den aufgenommenen Samen der Beeren behalten die meisten von ihnen ihre Keimfähigkeit oder sie wird ihnen durch die Verdauung erst möglich. Am Holunder z. B. kann man folgende Vogelarten bei der Nahrungsaufnahme beobachten: Singdrossel, Wacholderdrossel, Amsel, Gimpel, Buchfink, Kernbeißer, Mönchsgrasmücke, Star, Rotkehlchen, Nachtigall, Dorngrasmücke, Braunkehlchen, Seidenschwanz, Heckenbraunelle, Hausrotschwanz, Zaunkönig, Waldlaubsänger und Sperbergrasmücke. An den Früchten der Wildrosen, den Hagebutten, sieht man jetzt ebenfalls Fraßspuren. Die Früchte sind oft aufgehackt und das Fruchtfleisch ist abgelöst. Das ist ein typisches Zeichen, das hier der Grünfink tätig war, er hat es auf die im Inneren der Frucht befindlichen Kerne abgesehen. Körnerfresser, zu ihnen zählt der Grünfink, interessieren sich für die Samen und entfernen das Fruchtfleisch. Sie tragen nicht zur Verbreitung der Samen bei.

Der Grünfink wird mancherorts auch als Grünling bezeichnet oder wegen seines „Gesangs” auch als Schwunsch. Der Grünfink bewohnt neben Europa und Teilen Asiens auch Nordwestafrika. Er ist Stand- und Strichvogel, was aber nicht ausschließt, dass besonders nord- und mitteleuropäische Vögel bis Norditalien, Frankreich, Spanien und Portugal ziehen. Er ist mit 14 bis 16 cm Körperlänge etwa so groß wie der Haussperling. Er ist ein häufiger Brutvogel in Feldgehölzen, an Waldrändern, auf Weideflächen mit Büschen, in Gärten und Parkanlagen. Er kommt auch häufig inmitten von Städten vor und nistet sogar auf Balkonen.

Der Körper, Kopf und Schnabel sind auffallend kräftig. Der Schnabel ist hell hornfarben. Die Außenfahnen der Handschwingen sind gelb, wodurch sich ein grüngelbes Flügelfeld ergibt. Beim zusammengelegten Flügel ist der Außenrand dadurch ebenfalls deutlich gelb. Die körpernahen Teile der Schwanzfedern sind ebenfalls gelb. Das Männchen ist auf der Körperunterseite gelbgrün und auf der Oberseite graugrün. Der Bürzel ist heller grün. Als Bürzel wird die hintere obere Rückenpartie zum Schwanz zu bezeichnet. Die Wangen, Hals, Nacken und große Flügeldecken sind grau, die Flanken sind hellgrau. Auf den Flügeln ist ein graues Flügelfeld im Bereich der Armschwingen. Die Spitzen des Großgefieders sind dunkel. Die Kehle ist schmutzig-gelb. Die Beine sind fleischfarben. Das Weibchen ist insgesamt deutlich matter und weniger gelb als das Männchen gefärbt. Die gesamte Körperbefiederung ist schwach längs gestrichelt. Ihre Oberseite und der Kopf sind bräunlich, die Unterseite des Rumpfes ist schwach grünlich-grau gefärbt. Die Kehle ist hell, die Wangen braun.

Er brütet von April bis Juni. Das napfförmige Nest wird aus Halmen und Reisern mit einer weich ausgepolsterten Nestmulde allein vom Weibchen errichtet. Man kann das Nest vorzugsweise in Büschen (Holunder, Wacholder) und kleinen Fichten, in Weißdorn- und Lebensbäumen, in dichten Hecken (Buchsbaum) und im Efeugerank in einer Höhe von 1,5 bis 3 Meter finden. Das Gelege besteht aus 5 bis 6 weißlichen Eiern mit dunkel-braunen Flecken und Punkten. Es werden zwei Jahresbruten durchgeführt. Während nur das Weibchen in 13 bis 14 Tagen die Eier ausbrütet, füttern beide Eltern die Nestjungen. Die Nahrung besteht überwiegend aus Beeren, Knospen und Sämereien.

Anfangs wird besonders durch das hudernde Weibchen der Nestrand vom Kot der Jungen sauber gehalten. Etwa ab dem 8. Tag häufen sich die Kotballen auf dem Nestrand, so dass gegen Ende der Nestlingszeit ein dicker Kotring die Nestmulde umgibt. Da die Kotballen nicht umhäutet sind, wie etwa bei höhlenbrütenden Vogelarten, verkleben sie leicht mit dem Nistmaterial und können nicht mehr ohne weiteres von den Altvögeln abgetragen werden.

Grünfinken leben außerhalb der Brutzeit in Schwärmen und nutzen gemeinsame Schlafbäume. Häufig schließen sich den Grünfinken Bergfinken, Buchfinken, Stieglitze Haussperlinge, Feldsperlinge und Goldammern an. Der Zusammenhalt der Schwärme ist bei Kälteperioden größer, wird bei Erwärmung (Tauwetter) lockerer und führt schließlich im Frühjahr bei Temperaturen über 0 ºC zur Auflösung. Im Winter verhält er sich als Gast an der Futterstelle gegenüber anderen Vogelarten sehr zänkig.

Im Mai 2009 wurde im Norden Deutschlands ein massenhaftes Sterben von Grünfinken beobachtet. Als Ursache wurden Trichomonaden, ein Einzeller, ermittelt. Laut NABU sind dabei deutschlandweit mehrere zehntausend Vögel an Trichomonaden verendet. Als Trichomonaden-Infektionsquelle kommt neben dem direkten Kontakt der Tiere untereinander vor allem Trinkwasser an Futterstellen in Frage, in dem der Erreger bis zu 24 Stunden überleben kann. An solchen Sammelpunkten der Vögel ist die Gefahr der Krankheitsübertragung besonders groß, deshalb ist es wichtig, dass Vogeltränken regelmäßig gründlich gesäubert und mit frischem Wasser versehen werden. Im Sommer des vergangenen Jahres konnten glücklicherweise keine derartigen Verluste beobachtet werden.

Da die höhlenbrütenden Vogelarten in diesem Monat ihr Brutgeschehen abgeschlossen haben, können jetzt die Nistkästen von den alten Nestern befreit und gesäubert werden. Mit einem größeren Pinsel werden die Staubteilchen aus den Ritzen und Fugen entfernt. Auch kann der Kasten mit Wasser gereinigt werden, jedoch ohne Zusatz von Reinigungsmitteln oder anderen chemischen Zusätzen.

Durch die unsere Stadt umgebenden neu entstandenen bzw. entstehenden Seen besteht die Möglichkeit, dass man ab jetzt hin und wieder größere Vogelschwärme am Himmel beobachten kann. Durch ihre Lautäußerungen wird man auf diese Vögel aufmerksam. Es sind dann meist Grau-, oder Saatgänse, die die großen Wasserflächen als Zwischenrastplatz oder z.T. auch als Überwinterungsplatz nutzen. Während sie auf den Gewässern nächtigen, ziehen sie morgens auf Acker- und Wiesenflächen um dort ihren Hunger nach pflanzlicher Nahrung zu stillen.

Klaus Rost

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