Aus der Vogelwelt: Grasmücke II

Bild von Psubraty auf Pixabay

In der vorangegangenem Ausgabe haben wir die Mönchs- und Gartengrasmücke kennengelernt und dabei festgestellt, dass der deutsche Name für die Gattung Grasmücken „weder zu Gras noch zu Mücke eine Beziehung hat; er stammt vielmehr aus dem Mittelhochdeutschen und setzt sich zusammen aus gra und smiegen, also Gra-smige, graue Schlüpferin, graue Smiege.”

Wenn auf den ersten Blick unverständlich erscheinend und nicht auf „Anhieb” zu erklären, ist der Name doch eine recht treffende Bezeichnung zweier hervortretender Eigenschaften, nämlich der unscheinbaren Gefiederfärbung und der Gewandtheit, mit der sich die Vögel auch im dichtesten Gestrüpp zu bewegen vermögen.


Weniger bekannt ist die Klappergrasmücke, obwohl sie früher auch als Zaungrasmücke bezeichnet wurde – was immerhin auf ein regelmäßiges Vorkommen in Siedlungen schließen lässt. Doch ihr Vorkommen ist regional recht unterschiedlich. Im Norden und in der Mitte Deutschlands kann man ihren charakteristischen Klapper-Gesang in Gärten, Parks und Friedhöfen öfters hören. Gerade wer einen größeren Garten mit höheren Büschen und Bäumen besitzt, sollte nach der Klappergrasmücke Ausschau halten. Doch wird man am ehesten durch die kurzen und recht weit hörbaren Klapperstrophen auf sie aufmerksam, mit denen die Männchen ihre Reviere markieren.

Die Klappergrasmücke ist eine zierliche Erscheinung und kleiner als die anderen bei uns heimischen Grasmücken. Ihr Gewicht liegt zwischen 11,6 und 13,5 Gramm. Im Gefieder sind beide Geschlechter eher unauffällig. Gegenüber verwandten Arten sticht ein recht scharfer Kontrast zwischen graubrauner Kopfoberseite und weißer Kehle hervor. Die Brust und die Bauchseite zeigen eine weißliche bis cremefarbene Färbung. Wegen der hellen Unterseite in Verbindung mit ihrem klappernden Gesang wird sie im Volksmund auch „Müllerchen” genannt. Die Füße sind dunkelgrau bis fast schwarz gefärbt. Der schmale aber dennoch kräftige Schnabel ist ebenfalls gräulich gefärbt. Rund um die Augen ist ein feiner Augenring zu sehen, die Iris der Augen ist dunkel gefärbt.

Das Nest wird in niedrigen Zier- und Beerensträuchern, in kleinen Koniferen oder in niedrigen Dornsträuchern erbaut, oft in Bodennähe, aber auch in bis zu 3 m Höhe. Es wird locker aus trockenen Halmen und Stängeln errichtet. Für den Innenausbau findet feineres Material Verwendung. Das Rohnest wird vom Männchen erbaut, das Weibchen vollendet es und lässt sich beim Innenausbau mitunter vom Männchen unterstützen. Nach 2 bis 3 Tagen, manchmal aber auch erst nach 6 Tagen, ist das Nest fertig. Es wird eine Jahresbrut durchgeführt. Das Gelege besteht aus 5 bis 6 Eiern, die auf gelblichweißer Grundfarbe mit aschgrauen und braunen Flecken, manchmal auch schwarzen Punkten und feinen Haarlinien gezeichnet sind. Die Brutdauer beträgt 10 bis 12 Tage. Spezifisch für die Klappergrasmücke ist, dass die Jungtiere noch volle 3 Wochen nach der Geburt hinter den Eltern herfliegen und von diesen gefüttert werden. Dies ist auch praktisch die einzige Phase, in der man sie relativ bequem beobachten kann. Zur Brutzeit ernährt sie sich wie alle Grasmücken überwiegend von Insekten und deren Larven.

Die kalte Jahreszeit (September bis April) verbringen die Klappergrasmücken hauptsächlich im Sudan und in Äthiopien. Dort werden ihre Bestände nicht selten durch Trocken- und Dürreperioden, aber auch durch großflächigen Einsatz von Pestiziden dezimiert. Umso wichtiger ist es geworden, diesem interessanten Vogel ausreichend Brutmöglichkeiten hierzulande zu verschaffen. Ein naturnaher, strukturreicher Garten bietet beste Voraussetzungen, auch einmal die Klappergrasmücke als Gast zu beherbergen. 

Die Dorngrasmücke ist etwas kleiner als der Haussperling und besitzt einen relativ langen Schwanz mit weißen Aussenkanten. Die Färbung ist sehr kontrastreich. Beim Männchen ist die Kopfkappe grau und beim etwas matter gefärbten Weibchen braun gefärbt. Beide Geschlechter besitzen einen schmalen weißen Augenring. In der Natur ist die Dorngrasmücke leicht mit der Klappergrasmücke zu verwechseln, die aber etwas kleiner und deren Schwanz deutlich kürzer ist. Zudem fehlt bei der Klappergrasmücke die rotbraune Färbung auf den Flügeln.

Die Dorngrasmücke ist ein Zugvogel und man kann sie zwischen Ende April bis September in und in der Nähe von dornigem Gestrüpp, Feldhecken, aber auch ab und zu in verwilderten Gärten antreffen. Ein sehr lebhafter Vogel, insbesondere das Männchen singt oft auf exponierten Warten und startet von dort aus Singflüge um kurz danach wieder im Dickicht zu verschwinden.

Von Mai bis Juli werden ein bis zwei Bruten aufgezogen, dies ist gleichzeitig auch die beste Beobachtungszeit. Das Nest der Dorngrasmücke befindet sich meist nur wenige Zentimeter, selten über 50 cm oberhalb des Bodens und besteht aus trockenen Halmen.

Als Nahrung werden fast ausschließlich Insekten und Spinnen bevorzugt und im Herbst geht die Art auch manchmal an Beeren.

Die Dorngrasmücke ist bei uns recht weit verbreitet, die Bestände sind aber abnehmend und sie ist bereits in der Vorwarnliste der Roten Liste vertreten. Sie kann unter günstigen Umständen in der Natur ein Alter von etwa fünf Jahren erreichen.

Die Sperbergrasmücke ist unsere größte Grasmückenart. Die Oberseite des Vogels ist aschgrau, die Unterseite grauweiß mit dunkler (namensgebender) Sperberung. Die Art bevorzugt offenes, sonniges Gelände mit Dornengebüschen, z.B. Gehölz-, Weg- und Waldränder, ehemalige Weinberge, Altobstanlagen, offengelassene flachgründige Kuppen, Steinbrüche, Tagebaurandgebiete.

Mit Beginn der Brutphase ist sie kaum noch zu bemerken. Sie nutzt das ausgeprägte Warn- und Verteidigungsverhalten des Neuntöters aus und teilt deswegen häufig das Revier mit ihm.

Die Sperbergrasmücke kommt lückenhaft im wärmebegünstigten Tief- und Hügelland der nordwest-, mittel- und ostsächsischen Region vor. In Südwestsachsen fehlt die Art, von Einzelnachweisen abgesehen, nahezu vollständig. Die natürlichen Schwankungen des Bestandes werden durch rasche landschaftliche Veränderungen der Lebensräume verstärkt (Gesamtbestand in Sachsen knapp 500 bis 1000 Brutpaare). Gefährdungsfaktoren für die nach der Roten Liste gefährdete Art ergeben sich vor allem aus der Zerstörung der Lebensräume, unter anderem Beseitigung von Gebüschen, Feldgehölzen, strauchbestandenen Böschungen und ähnlichen Strukturen sowie Nutzungsänderungen, Sanierungen und Sukzession auf Offenlandflächen (beispielsweise ehemalige Truppenübungsplätze, Bergbaufolgelandschaften).

Von Mai bis Juni brütet die Sperbergrasmücke in Dornengebüschen von Brombeere, Hundsrose, Schlehe, Weißdorn, Himbeere und seltener in anderen Sträuchern. Männchen und Weibchen bauen das Nest gemeinsam. Bevorzugt werden Schlehe und Weißdorn genutzt. Die Jungen werden von beiden Eltern mit Insekten und Beeren aufgezogen.

Der Zugvogel überwintert in Afrika (Wegzug meist August/September) und kehrt im Mai in das Brutgebiet zurück. Die Sperbergrasmücke verträgt keine feuchten und kühlen Frühsommer. Daher treten selbst in optimalen Habitaten, klimatisch bedingt, deutliche Bestandsschwankungen auf. Zusätzlich haben aber auch Lebensraumverluste durch Beseitigung von Hecken und Büschen, der Einsatz von Bioziden und die Intensivierung der Landwirtschaft mit verstärkter Nutzung von Ruderalflächen, Trocken- und Magerrasen negative Auswirkungen auf die Art. Daher gilt die Sperbergrasmücke bundesweit als stark gefährdet.

Klaus Rost

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