Die im Winter bei uns verbliebenen Vögel sind bei günstigen Wetterbedingungen beim Nestbau, ebenso wie Heckenbraunelle und Zaunkönig. Der April ist auch der Monat an dem der bereits seit dem vergangenen Monat bei uns wieder eingetroffene Hausrotschwanz durch eine zweite Rotschwanzart ergänzt wird, dem Gartenrotschwanz. Die Gartenrotschwänze kommen deutlich später aus ihrem Winterquartier zurück, das in den Savannen Westafrikas und in Zentralafrika liegt. Sie haben eine wesentlich längere Zugstrecke gegenüber dem Hausrotschwanz. Beim Zug in das Winterquartier und zurück zu uns legt der Singvogel zudem jeweils bis zu 8000 Flugkilometer zurück. Um Mitte April ist der Gesang der Männchen zu vernehmen. Die Weibchen treffen etwa 14 Tage später ein.
Das beste Kennzeichen ist der rostrote Schwanz, der durch häufige, vibrierende Bewegungen auffällt. Im Prachtkleid sind die Männchen mit weißer Stirn, schwarzer Kehle und orangeroter Brust deutlich bunter als die überwiegend grauschwarzen Hausrotschwanzmännchen. Schwierig wird es bei der Unterscheidung der Weibchen. Weibliche Gartenrotschwänze sind oberseits weniger grau als Hausrotschwänze, ihre Unterseite ist deutlich heller und mehr rostfarben getönt. Weibliche Hausrotschwänze wirken im Gesamteindruck mehr grau.
Selten ist er geworden, unser farbenprächtiger Gartenrotschwanz. Verschiedene Umstände haben leider seinen Rückgang beschleunigt. Er bewohnte früher vorrangig alte Apfel- und Birnenbaumbestände, in denen er auch die ihm zusagenden Nistplätze fand. Meistens wurde das Nest in einem ausgefaulten Astloch angelegt.
Alte Baumbestände sind leider eine Seltenheit geworden. Flurbereinigung und Agrarchemie haben das Ihrige zum Rückgang des Gartenrotschwanzes beigetragen. Leben heute geschätzte 110 000 bis 160 000 Brutpaare in Deutschland, waren es vor etwa 30 Jahren noch etwa drei- bis viermal so viele.
Abhilfe könnte geleistet werden durch die gezielte Aufhängung von künstlichen Nistkästen für den Gartenrotschwanz. Ein wichtiger Umstand sollte dabei allerdings beachtet werden. Als Zugvogel kehrt diese Vogelart erst Mitte bis Ende April wieder zu uns zurück. Zu dieser Zeit sind aber zumeist die angebotenen Nistkästen von anderen Höhlenbrütern belegt und nur schwer findet der Gartenrotschwanz noch einen freien Nistplatz. Deshalb sollte der Nistkasten für den Gartenrotschwanz erst um den 20. April aufgehängt werden. Bevorzugt werden Nistkästen mit einem ovalen Flugloch mit den Maßen 70 mm x 40 mm.
Der Gartenrotschwanz nimmt auch hin und wieder Halbhöhlen oder Nischenbrüterkästen mit zwei ovalen Fluglöchern wegen der größeren Helligkeit im Nistkasteninneren gern an. Wichtig dabei ist, die Kästen vor Katzen geschützt anzubringen. Zur Abwehr der Vierbeiner genügt etwas Stacheldraht, eine Blechmanschette oder stachel- bzw. dornenbewehrte Äste um den Baumstamm anzubringen.
Bei mir im Garten hat er sich über mehrere Jahre hinweg einen Starkasten mit einem Fluglochdurchmesser von 45 mm zu seiner Kinderstube auserkoren.
Das Nest, welches allein vom Weibchen gebaut wird, ist ein lockerer Bau aus dürren Blättchen, Halmen und Wurzeln. Die Nestmulde ist mit Tierhaaren und Federn ausgepolstert. Auch die Bebrütung des aus fünf bis sieben Eiern bestehenden Geleges erfolgt allein durch das Weibchen. Die Farbe der Eier ist einfarbig grünblau.
Wenn nach 13 bis 15 Tagen die Jungen ausgeschlüpft sind, beginnt für die Eltern die Sorge um die Ernährung der ewig hungrigen Jungvögel. Beide Altvögel fliegen unermüdlich umher und bringen junge Raupen, Schmetterlinge, Baumwanzen, Käfer und andere Insekten, die sie sehr geschickt auch im Flug fangen.
Der Gartenrotschwanz ist ein eifriger Insektenvertilger, der seine Beute vorwiegend am Boden aufnimmt. Dadurch macht er sich in unseren Gärten außerordentlich nützlich. Nach 12 bis 16 Tagen verlassen die Jungen das Nest, und bald, nachdem sie sich selbständig gemacht haben, beginnen die Altvögel mit dem Bau eines neuen Nestes für ihr zweites Gelege. Gelegentlich legt auch der Kuckuck sein Ei in das Nest des Gartenrotschwanzes, vorausgesetzt der Nestzugang ist nicht zu eng.
Bereits im September oder Anfang Oktober verlassen die Gartenrotschwänze wieder ihre mitteleuropäische Brutheimat und ziehen in ihr afrikanisches Winterquartier, das ihnen – im Gegensatz zum winterlichen Europa – die notwendige Insektennahrung bietet.
Immer mehr Zugvögel treffen im April ein, Anfang des Monats neben der Mönchsgrasmücke, dem Fitis und dem Trauerschnäpper auch die Nachtigall. Zaun-, Dorn- und Gartengrasmücken machen sich ebenfalls wieder bemerkbar. Gegen Monatsende ist dann auch der Pirol zu hören. Die Gebüschbrüter unter ihnen treffen meist dann ein, wenn die Vegetation so weit vorgeschritten ist, dass ihre Nester im Buschwerk genügend Schutz finden.
Gelegentlich sind erbitterte Revierkämpfe um den Besitz eines Nistkastens zu beobachten. Manchmal gelten die Kämpfe allerdings auch einem Weibchen, das jeder der Kämpfenden zu besitzen trachtet.
Die Zugvögel sind gegenüber den so genannten Stand- bzw. Strichvögeln im Nachteil, denn bei ihrer Rückkehr finden sie den gewohnten Kasten vielleicht schon von einer anderen Art besetzt. Die Revierbesetzung und damit die Brutzeit kündigen sich in einem von Woche zu Woche zunehmenden Vogelkonzert an. Die am letzten Wochenende des Vormonats stattgefundene Umstellung auf Sommerzeit kommt dem Vogelbeobachter entgegen: Im April kann er die gewonnene Stunde gut nutzen und muss nicht allzu früh aufstehen, um den morgendlichen Höhepunkt des Gesanges zu erleben. Mitunter lassen sich so bereits mehr als 15 verschiedene Singvogelarten in einer einzigen Morgenstunde feststellen.
Ab 15. April ist wieder jeden Sonntag die Vogelschutzlehrstätte im Gartenverein “Am Kärrnerweg” von 9.00 bis 12.00 Uhr geöffnet. Hier haben Sie die Möglichkeit unsere Gartenvögel aus nächster Nähe anzuschauen, ohne dass diese wegfliegen. Gruppen haben die Möglichkeit nach telefonischer Voranmeldung unter 0341-4772753 einen Termin außerhalb der Öffnungszeit zu vereinbaren.
Klaus Rost