Aus der Vogelwelt: Ammern (4) Ortolan, Grauortolan

Bild von David Reed auf Pixabay

Der Ortolan (Emberiza hortulana), wird auch als Gartenammer bezeichnet, ist, oder besser war wie wir später erfahren, eine charakteristische Art der offenen Landschaft. Lebensraum sind die reich gegliederten Agrarlandschaften im wärmebegünstigten Flach- und Hügelland mit leichten und trockenen Böden. Voraussetzung ist, dass Sing-warten (zum Beispiel Waldränder, Feldgehölze, Feldwege mit Baumreihen) in ausreichender Zahl vorhanden sind. Der Ortolan ist eine auffällige Erscheinung und kann kaum mit einer anderen Ammernart verwechselt werden. Der Kopf, Hals und Kropf sind beim Männchen zur Brutzeit graugrün, ein Augenring, der Bartstreif und die Kehle sind gelb. Die Oberseite ist braun mit schwarzen Längsflecken, die Unterseite, Brust und Bauch sind zimtbraun.

Die Schwanzaußenfedern sind weiß. Das Weibchen ist im Brut- und Ruhekleid insgesamt trüber gefärbt. Die Kehle weist dunkle Längsflecken auf. Im Winter ist das Rückengefieder des Männchens grauer, der Kopf mehr grünlich-grau gestreift. Der Ortolan ist ein ausgesprochener Zugvogel. Er überwintert im subtropischen Afrika nördlich der Sahelzone im Bereich südlich von Marokko und in Äthiopien. Nach fünf Monaten Aufenthalt kehrt er im April oder Mai ins Brutgebiet zurück. Der Ortolan bewohnt als Sommergast große Teile des europäischen Kontinents. Eine Ausnahme bilden einige Teile Spaniens, das westliche Frankreich, Dänemark, die meisten Gebiete Norwegens sowie Island und Großbritannien. In Norddeutschland bildet der Landkreis Lüchow-Dannenberg einen Schwerpunkt mit knapp 900 Revieren (Stand 1999). In Süddeutschland hat er am Maindreieck (Unterfranken) seine letzten Reviere mit einem Bestand von ca. 300 singenden Männchen (Stand 2003).

Der Ortolan musste nach 1960 einen bedeutenden Bestandesrückgang hinnehmen, so dass die Art heute nach der Roten Liste Sachsens als gefährdet eingeschätzt wird. Der Rückgang ist vor allem der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung mit großflächigem Biozideinsatz und der Beseitigung von Kleinstrukturen wie Feldhecken und Feldwege geschuldet. Insgesamt werden für Sachsen noch 400 bis 700 Brutpaare angegeben. In den 50er bis Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts war er auch in der Leipziger Gegend eine auffällige Erscheinung der Ackerlandschaft. Ein Straßen- und Wegevogel, der besonders an den mit Obstbäumen bestandenen Feldwegen und an den Waldrändern siedelte. Dann fast vollständiges verschwand bis auf gelegentliches Auftreten im südwestlichen Rand Leipzigs.

Der gegenwärtige Verbreitungsschwerpunkt des Ortolans ist das Ober-lausitzer Gebiet und die östliche Oberlausitz. Weitere Vorkommensschwerpunkte sind das Sächsische-Niederlausitzer Heideland (vor allem die Düben-Dahlener Heide), das Nordsächsische Platten- und Hügelland, die Großenhainer Pflege und einzelne Vorkommen im Leipziger Land. In den Gebirgslagen und in Südwestsachsen (Direktionsbezirk Chemnitz) fehlt die Art vollständig.

Der Ortolan baut sein Nest am Boden, vorwiegend in Getreidefeldern (vor allem Wintergetreide) und Feldfutterschlägen, bisweilen auch an Straßen- und Grabenböschungen, die sich am Rande landwirtschaftlicher Nutzflächen befinden. Die Brutzeit erstreckt sich von Mai bis Juni. Während dieser Zeit werden zwei Bruten getätigt. Das Gelege besteht aus 4 bis 5 weißlichen Eiern mit spärlichen dunklen Flecken und Schnörkeln.

Der schwermütig klingende Gesang wird, wie bei allen Ammerarten, von einem erhöhten Platz vorgetragen und klingt wie „dü dü dü – düh“, wobei die letzte Silbe – im Gegensatz zur Goldammer- herabgezogen wird. Gerüchte besagen, dass dieser Vogel mit seinem Gesang Ludwig van Beethoven zur Fünften Symphonie inspiriert hat.

Als Langstreckenzieher verbringt er den Winter In der Sahelzone sowie im Gebirge und den Hochländern West- und Südafrikas südlich der Sahelzone.

Der Ortolan wird in Deutschland für viel Geld geschützt, in Frankreich für teures Geld serviert. Hauptgefährdungsfaktoren ist die illegale Vogeljagd. Denn obwohl die Art europaweit rapide abnimmt, werden im Südwesten Frankreichs pro Jahr immer noch Zehntausende Ortolane auf dem Zug ins Winterquartier lebend gefangen. Die Tiere werden dann gemästet, in Alkohol ertränkt und enden schließlich in den Mägen von Gourmets, die bis zu 500 Euro für ein Ortolan-Menü bezahlen. (Das Lebendgewicht eines Ortolans liegt zwischen 20,8 und 27,8 Gramm.) In den „Beiträgen zur Vogelkunde“ aus dem Jahr 1822 beschreibt Christian Ludwig Brehm die Gartenammer als “Fettammer“.

Der Grauortolan (Emberiza caesia) oder auch als Rostammer bezeichnet liebt steinige Abhänge mit vereinzelten Büschen und Bäumen sowie Halbwüsten. Er ist ein Zugvogel, in Südosteuropa ist er Sommergast. Er brütet in ganz Griechenland, in den mittelmeer-nahen Gebieten in der Türkei und Zypern und in den östlichen Mittelmeer-Küstenstreifen in Vorderasien. Er überwintert im Sudan in Afrika. Selten wird er auch im mediterranen Raum Westeuropas gesichtet, manchmal verirren sich auch einzelne Tiere bis nach Helgoland.

Der Grauortolan ähnelt stark dem Ortolan (Emberiza hortulana). Er hat jedoch einen unverkennbaren leuchtend blaugrauen Kopf. Die Kehle und der Bartstreif sind zimtbraun (nicht gelb wie beim Ortolan), der Schnabel ist rötlich-pink. Das Weibchen ist matter und stärker gestreift als das Männchen und kann von Ortolan-Weibchen durch die zimt-braune Kehle und Bartstreif unterschieden werden.

Mit einer Länge von 16 cm und einem Gewicht von etwa 20 g hat der Grauortolan etwa die Größe unseres Haussperlings.

Im Mai 2016 war in einem Internet Blog zu lesen: Auf Sylt wurde Anfang des Monats ein Grauortholan (Emberiza caesia)) gesichtet. Er hielt sich wenige Tage in Rantum, nahe des Rantumbeckens auf Wiesen rund um die alten Kasernenbauten auf. (29.Mai 2016). Wo doch die “Rostammer” zu dieser Jahreszeit im östlichen Mittelmeerraum brüten. Was den Singvogel vom Weg zwischen Winterquartier in Ostafrika und Brutgebiet so hoch nach Norden verschlug ist unbekannt. Es war angeblich der erste Nachweis in Deutschland seit 136 Jahren. Die Sichtung lockte “Ornies” aus dem ganzen Bundesgebiet nach Sylt.

Klaus Rost

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