AKTIV FÜR LEBENSRÄUME „mein Biotop“

Im Totholzhaufen auf dem Biotop fanden sich bereits nach kurzer Zeit Erdkröte und Zauneidechse sowie zahlreiche Insektenarten ein. Foto: Kevin Klein

80 Prozent mehr Artenvielfalt findet sich heute in Städten im Vergleich zum Land. Je größer eine Stadt, umso größer ist meist auch ihr Artenreichtum. Am Stadtrand, so der Evolutionsbiologe Josef Reichholf, komme es dann „buchstäblich zum Absturz der Biodiversität“, denn die industrielle Landwirtschaft ist eine ökologische Wüste für Tiere und Pflanzen. Damit die Arten in der Stadt trotz voranschreitender Flächenversiegelung wieder Lebensräume finden, hat der NABU Leipzig ein Projekt gestartet: „Mein Biotop“, ein Mitmach-Projekt gegen das Artensterben und den Verlust von Lebensräumen. Denn besonders in Kleingärten schlummert das Potenzial, Lebensräume für unsere heimischen Tierarten bereitzustellen. Viele Kleingärtner wollen aktiv werden, deshalb wurde die Webseite www.mein-biotop.de ins Leben gerufen.

In der Kleingartenanlage Nordostvorstadt e.V. wurde eine Gemeinschaftsfläche von Mitgliedern des Gartenvereins und dem NABU Leipzig mit anschaulichen Biotop-Bausteinen umgestaltet. Am 14.07.2021 fand hier der offizielle Projektstart von „mein Biotop“ mit zahlreichen Gästen aus Stadtverwaltung, Umweltministerium und Kleingartenwesen statt. René Sievert vom NABU Leipzig begrüßte die Gäste und erläuterte Ziele und Hintergründe des neuen Projekts.

Anschließend sprach Wolfram Günther, Sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft. Er verwies auf die drängenden Probleme von Klima- und Artenschutz und darauf, dass es notwendig ist, praktisch etwas gegen Klima- und Biodiversitätskrise zu unternehmen. Der NABU liefere dazu wertvolle Ideen. Danach bedankte sich Peter Wasem, Leiter des Amtes für Umweltschutz der Stadt Leipzig, in seinem Redebeitrag beim NABU für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Es gebe Konflikte, aber auch ein Miteinander mit dem Ziel, die Natur in der Stadt zu schützen.

Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer, bedankte sich ebenfalls für die Zusammenarbeit auf verschiedenen Feldern und bezeichnete die Förderung der Biodiversität als wichtiges Anliegen. Unverzichtbar sei dafür ehrenamtliches Engagement, das an der Biotopfläche in vorbildlicher Weise nicht nur vom NABU, sondern auch vom Kleingartenverein komme. Diesen Gedanken griff Robby Müller in seinem Grußwort auf. Mit den Worten „Grün ist für alle da“, verwies der Vorsitzende des Stadtverbands der Kleingärtner auf die öffentliche Bedeutung der Kleingärten in der Stadt, dazu zähle auch ihre Rolle für die Biologische Vielfalt. In Gärten müsse Platz sein für Biotope, wichtig sei aber auch der Verzicht auf Gifte.

Im Anschluß gab es einen gemeinsamen Rundgang über das Schaubiotop mit vielen Erklärungen zum Projekt. Grundlegende Kenntnisse über die Zusammenhänge von Tieren und Pflanzen sind Grundlage für alle Maßnahmen zur Förderung von Nützlingen und damit der Artenvielfalt. Dazu bietet das Projekt des NABU Leipzig mein-biotop.de viele hilfreiche Tipps und Tricks, denn die Schaffung von Kleinstbiotopen im Garten hilft zahlreichen Tier- und Pflanzenarten. So kann z.B. mit der Anlage eines Totholzhaufen der Abtransport oder das Häckseln von Gehölzverschnitt vermieden werden. Stattdessen wird ein Tagesversteck und Überwinterungsquartier für Erdkröte, Igel und zahlreiche Insektenarten geschaffen.

Dies nützt auch dem Kleingärtner, wenn sich z.B. die Fressfeinde von Schnecken einfinden und damit auf natürliche Weise die ökosystemaren Zusammenhänge integriert werden. Strukturen aus natürlichen Materialien wie Totholz und Stein dienen als Unterschlupf und mikroklimatische Aufwertung. Werden die Beetflächen zum Beispiel mit Steinen wie einer Trockenmauer eingefasst, so speichern die Steine die Wärme und geben sie nachts wieder an die Umgebung ab. Davon profitieren auch die Gärtner, denn Erdbeeren lieben Wärme und werden dadurch süßer. Offene Bodenstellen, welche in sonnigen Bereichen liegen, bringen gewünschte Vielfalt mit sich. Denn in unbewachsenen Bodenstellen nisten 75% der Wildbienen. Und Wildbienen bestäuben sogar effektiver als Honigbienen, die Früchte sind größer und der Ertrag ist auch bei Schlechtwetterperioden gesichert.

Karsten Peterlein, NABU-Leipzig

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Der NABU Leipzig hat eine auf Leipzig abgestimmte Samenmischung zusammengestellt. Die darin enthaltenen Pflanzen sind wertvoll für die Insektenvielfalt. Die Tütchen sind beim NABU Leipzig erhältlich. Foto: Kevin Klein
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Zur Eröffnung vom Projekt „mein Biotop“ gab es Grußworte von Rüdiger Dittmar (Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer), Peter Wasem (Leiter des Amtes für Umweltschutz), Umweltminister Wolfram Günther, Sachsenlotto-Geschäftsführer Frank Schwarz und Robby Müller (Vorsitzender des Stadtverbands der Kleingärtner) (v.r.n.l.) Foto: Karsten Peterlein
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Beim Rundgang über das Schaubiotop im KGV Nordostvorstadt mit dabei Rüdiger Dittmar (Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer), Peter Wasem (Leiter des Amtes für Umweltschutz) (v.l.n.r hinten), Sachsenlotto-Geschäftsführer Frank Schwarz, Robby Müller (Vorsitzender des Stadtverbands der Kleingärtner) und Umweltminister Wolfram Günther (vorn v.l.n.r.) Foto: Christian Modla
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Blühendes Leben: Mit einfachen Mitteln kann man Flächen in einen Lebensraum verwandeln Foto: Beatrice Jeschke
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Die Vorsitzenden Sören Griesbach und Torsten Kuscharski erhalten als erste die Plakette „mein Biotop – Hier blüht Lebensraum“ Foto: Karsten Peterlein
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