Aus der Vogelwelt: Bluthänfling

Bild von Kathy Büscher auf Pixabay

Für die meisten Arten ist Höhepunkt der Brutzeit: Die ersten Jahresbruten sind flügge; oft beginnen Zweitbruten. Spätbrüter haben jetzt Eier im Nest. Um Monatsmitte ermitteln die Fachberater wieder den Bestand der im Verein brütenden Vögel. Den Erhebungen kommt eine immer größere Bedeutung zu, vor allem um festzustellen, wie sich der Bestand im Laufe der Jahre verändert. Sei es, dass sich die Anzahl der Brutpaare ändert oder andere Arten in unsere Gartenanlagen einziehen oder diese verlassen. Dort wo sich viele Hecken befinden, wird man hin und wieder auch die Nester von Gebüsch- oder Freibrütern finden. Darunter kann auch das Nest vom Bluthänfling sein.

Leider ist der Bluthänfling, dessen Männchen durch seine leuchtend rot gefärbte Stirn und ebenso gefärbte Brust – während der Brutzeit – auffällt, in den letzten Jahren recht selten in unseren Gärten als Brutvogel geworden. Sein Rücken ist rotbraun, die Schwingen schwarz mit weißen Säumen, ebenso die Schwanzfedern. Die Unterseite ist gelbbräunlich, mehr oder minder deutlich dunkler längsgestreift. Außerhalb der Brutzeit ist das Rot viel matter. Dem Weibchen fehlt das Rot. Es ist oberseits mehr dunkelbraun, oben und unten deutlich längsgestreift. Er ist kleiner als ein Sperling.

Das Nest, welches hauptsächlich vom Weibchen erbaut wird, befindet sich vorzugsweise in Hecken. Oft nicht allzu hoch. Als Nestbaustoffe finden feine Halme, Moos und Bastfasern Verwendung. Innen wird es mit Wolle und Haaren ausgepolstert. Oft finden sich in den Hänflingsnestern auch Bindfadenreste, Plastestückchen und anderer „Zivilisationsmüll“.

Das Gelege besteht aus vier bis sechs Eiern, die auf blassblauem oder bläulich-weißem Grund rosa oder purpurbraun gefleckt sind. Am stumpfen Pol verdichten sich die Flecken. Meist werden zwei Bruten im Jahr durchgeführt. Die Bebrütung setzt noch vor Vollendung des Geleges ein. Meist brütet nur das Weibchen 12 bis 14 Tage, die Jungen werden von beiden Partnern 13 bis 15 Tage im Nest gefüttert.

An seinem kurzen breiten Schnabel erkennen wir ihn als Körnerfresser. Samentragende Wildkräuter, die der Kleingärtner immer noch verächtlich als „Unkräuter“ bezeichnet, bilden die Hauptnahrungsquellen. Sämereien von Bäumen werden zwar nicht verschmäht (besonders die der Ulme), doch sieht man Hänflinge selten hoch auf dem Baum sitzend und schon gar nicht im Wald. Beeren und fleischige Früchte, von vielen Finkenarten durchaus geschätzt, werden vom Bluthänfling gemieden. Es ist durchaus möglich, dass Hänflinge durch die starke Anwendung von Herbiziden, also Vernichtungsmitteln, die „Unkräuter“ beseitigen, auf Dauer in Mitleidenschaft gezogen werden, da ihre Ernährungsbasis schmaler wird.

Etwas mehr Glück hat man bei der Beobachtung auf Brachflächen, wenn im Herbst die Wildkräuter ihre Hochzeit der Samenreife haben. Hier kann man den Bluthänfling in Gruppen mit anderen Finkenvögeln vergesellschaftet bei der Nahrungssuche beobachten. Dann zählen Pflanzen wie Ackersenf, Sternmiere, Ampfer, Knöterich, Disteln, Gänsefuß, Beifuss, Hahnenfußarten, Löwenzahn, Mädesüß usw. zu seinen Lieblingspflanzen. Da das alles Arten sind, die der Kleingärtner mit viel Akribie aus seiner Parzelle entfernt, ist es kein Wunder, dass hier der Bluthänfling vergeblich nach Fressbarem suchen würde.

Der Bluthänfling, oft auch nur Hänfling genannt, ist Strich- und Standvogel, der in west- bzw. südwestlicher Richtung von Mitte September/Ende Oktober abzieht und teilweise in England, vor allem aber in Frankreich, Spanien und Italien, bisweilen sogar in Nordwestafrika, überwintert. Die Rückkehr an seine Brutplätze erfolgt im März.

Mitunter bekommt man auch witterungsbedingt im Winter Bluthänflinge zu sehen. Bei der vorjährigen Zählung zur Stunde der Gartenvögel belegte der Bluthänfling den 46. Platz.

In unserem Garten wird es jetzt Zeit, dass auf allen unabgedeckten Wasserbehältnissen, auch dem Pool, ein Schwimmbrett aufgelegt wird. Es soll verhindern, dass die noch ungeschickten Jungvögel in dieser Wasserfläche ertrinken. Dazu eignet sich schon ein Stück Schaumpolystyrol, was wir oft beim Kauf eines Gegenstandes als Verpackungshilfe gratis mitgeliefert bekommen. Auch sollte nun eine Vogeltränke ständig zur Verfügung stehen. Hier kann man recht interessante Beobachtungen machen, wenn die Vogeleltern das erste Mal mit ihrem Nachwuchs einen Badeausflug machen.

Wer keine geeigneten Voraussetzungen im Garten für einen Teich besitzt, kann auch schon mit einer flachen Vogeltränke (Blumentopfuntersetzer) dafür sorgen, dass die Vögel der Nachbarschaft stets mit frischem Wasser versorgt sind. Um sie vor Katzen zu schützen, hat es sich bewährt, Vogeltränken auf einem etwa anderthalb Meter hohen Ständer zu befestigen. Die „Trink- und Badeanstalt“ der gefiederten Gäste sollte regelmäßig gereinigt und frisch befüllt werden, um der Ausbreitung von Parasiten und Krankheiten vorzubeugen.

Muldenförmige Vertiefungen, die da und dort gelegentlich in den Gar­tenbeeten zu finden sind, rühren von Sperlingen her. Diese nehmen gern ein Sand- oder Erdbad, um sich von Parasiten zu befreien, die sich in ihrem Gefieder aufhalten. Eine ähnliche Verhaltensweise kennen wir von den Schweinen die sich im Schlamm suhlen, wenn das „Fell juckt“.

Auch bei den Graureihern geht die Brutzeit vorbei und die hungrigen Jungen wollen gefüttert werden – mit Vorliebe mit frischer Beute aus nahe gelegenen Gartenteichen. Mit einigen Hilfsmitteln können Zierfischfreunde die ungebetenen Gäste jedoch von ihrem Teich fern halten. Als besonders effektiv hat sich das Überspannen des Teichs mit Netzen, dünnem Blumendraht oder Angelsehnen bewährt. Das schränkt den Bewegungsfreiraum der Fischreiher so ein, dass sie in der Regel nach einem bequemeren Revier Ausschau halten. Ganz wichtig ist hierbei jedoch, dass die Schnüre bzw. Teichnetze gut sichtbar sind, sodass bereits ihr Anblick die Reiher abschreckt, sonst besteht die Gefahr, dass sich die Vögel darin verfangen oder verletzen.

Klaus Rost

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