Hallo, hier ist wieder der “Garten-Olaf”.
Nach vielen Anfragen von Kleingärtnern möchte ich mich nochmals über den Obstbaumschnitt äußern. Alljährlich steht der Gartenfreund vor seinem Obstgehölz und überlegt, an welcher Stelle er nun beginnen solle. Im Sprachgebrauch eines Großteils der Kleingärtner ist der Ausdruck „Bäume verschneiden“ zu vernehmen. Dementsprechend sieht dann auch so mancher Baum aus. Auf das Thema Obstbaumschnitt kann man nicht oft genug eingehen. Wenn Sie am Ende meiner Ausführungen dennoch nicht so richtig klar kommen, dann schauen sie doch auf der Messe „Haus-Garten-Freizeit“ (11.-19.Februar) am Stand der Leipziger Kleingärtner vorbei. Hier erfahren sie alles über die Praxis des Obstbaumschnittes.
Als Gartenfachberater und Wertermittler des Stadtverbands Leipzig der Kleingärtner (SLK) bin ich permanent in den Kleingartenanlagen anzutreffen. Leider muss ich dabei immer wieder feststellen, dass der Obstbaumschnitt vernachlässigt wird oder gar nicht stattfindet. Hier haben unsere Kleingärtner noch viel Nachholbedarf! Der richtige Schnitt wirkt für Obstbäume wie eine Verjüngungskur. Er formt das Astwerk, lenkt die Saftströme und fördert Blütenreichtum sowie Ernteertrag der Obstbäume. Das Frühjahr ist die richtige Zeit für den Obstbaumschnitt. Durch den warmen Winter treiben auch die Bäume schon früher aus als gewöhnlich. Deshalb sollte man mit dem Obstbaumschnitt nicht zu spät beginnen. Welche Arbeiten sollten jetzt angegangen werden und was ist beim Obstbaumschnitt zu beachten:
Das Entfernen alter, kranker oder abgestorbener Triebe sorgt für eine sichtbare Erholung des Obstbaumes, dem damit wieder alle Nährstoffe zur Verfügung stehen. Der gezielte Schnitt macht den Obstbaum widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Pilzbefall. Mit dem Baumschnitt verbessert sich auch die Qualität der Früchte, die an alten Bäumen oft klein ausfallen.
Obstbäume sollten regelmäßig geschnitten werden, um eine bessere Belichtung der Triebe zu fördern. Dabei verbessert sich zwangsläufig die Fruchtqualität. Bei einem sachgemäßen Obstbaumschnitt kann man mit einem früheren Ertragsbeginn rechnen sowie Leistungsfähigkeit und Lebenszeit der Bäume erhöhen sich.
Wie lichte ich meinen Obstbaum aus? Zunächst werden alle konkurrierenden Triebe im Baum entfernt (Triebe sind meist gleich lang – Astgabel). Danach werden die Triebe, die nach innen wachsen herausgeschnitten und alle Äste, die sich gegenseitig berühren. Alle Triebe, die Sie schneiden, sollten immer an der Basis abgeschnitten und nicht eingekürzt werden. Wenn Sie einen Trieb einkürzen, bildet sich automatisch ein neues Gerüst (drei neue Triebe). Also merken: Entweder man schneidet einen Trieb an der Basis ab oder man lässt ihn dran. Dabei ist zu beachten, dass dieser nun auf 45° heruntergebogen wird. Dazu befestigt man ein passendes Gewicht. Das fördert die Bildung von Fruchtblüten.
Kleingartenpächter sollten sich mit den Schnittgesetzen befassen, denn jeder Schnitteingriff an einem Obstbaum wirkt sich auf Umfang und Stärke des Austriebes aus. Die Gehölze reagieren, wenn Triebe oder Äste weg- bzw. zurückgeschnitten werden.
Schnittauswirkungen: Durch einen starken Rückschnitt der gesamten Krone wird ein kräftiger Austrieb gefördert. Ein schwacher zieht demnach einen schwachen Austrieb nach sich. Wird in einer Krone ein Teil stark und der andere Teil schwach zurückgeschnitten, so kehren sich die Wirkungen um. Der schwach geschnittene Teil treibt stärker, der stark geschnittene Teil schwächer aus. Die durch den Schnitt verursachte Asymmetrie der Krone wird verstärkt.
Alle Werkzeuge die man beim Obstbaumschnitt benutzt, müssen scharf und sauber sein. Auch sollten sie verletzungssicher in der Hand liegen und gut zu führen sein. Äste die geschnitten werden, komplett entfernen und keine Aststümpfe stehen lassen. Je mehr Schnittstellen entstehen, desto mehr Wunden hat der Baum. Es ist besser, ganze Astpartien zu entfernen, als immer wieder einzelne Äste zu schneiden. Größere Schnittwunden sollten zur Abwehr von Krankheiten und Infektionen versiegelt werden. Es eignet sich Latex oder ein spezielles Wundverschluss-Mittel.
Zum Schluss noch ein wohlgemeinter Hinweis: Jedes Jahr werden im SLK bis zu 23 Gartenfreundinnen und Gartenfreunde im „Baumschnittseminar“ geschult. Nach diesem Seminar sollte der Baumschnitt wesentlich besser in den Kleingartenanlagen zum Tragen kommen und sich die Schnittfehler reduzieren.
Das wünscht sich der „Garten-Olaf“
Nachsatz:
Sehr geehrte Frau Mittag (KGV „Leipzig-Sellerhausen“), ich habe mich von Experten des Vogelschutzes beraten lassen und möchte mich korrigieren für die Aussage in der Januar-Ausgabe des LGF betreff der Fütterung von Wildvögeln. Seit neueren Erkenntnissen werden die Wildvögel bereits im Herbst angefüttert, um die kalte Jahreszeit ohne größere Verluste in der Population zu überstehen.