Aus der Vogelwelt: Greifvögel (1) – Turmfalke

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Häufig überfliegen Beute suchende Greifvögel unsere Gartenanlagen. Der wohl bekannteste unter den städtischen Greifvögeln ist der Turmfalke

Der Turmfalke ist kleiner und schlanker als eine Krähe. Seine Oberseite ist rotbraun und schwach dunkel gefleckt. Bei alten Männchen sind der Oberkopf, der Hinterrücken und der Schwanz aschgrau. Das Weibchen und die Jungvögel haben eine vollkommen rotbraune Oberseite, welche stark dunkel gefleckt und quer gebändert ist. Der Schwanz ist braun mit mehreren dunklen Querbändern und einer breiten schwarzen Schwanzendbinde. Typisch für den Turmfalken sind seine langen spitzen Flügel. 

Ein typisches Kennzeichen des Turmfalken ist der Rüttelflug. Dabei spät er mit heftigen Flügelschlägen und breitgefächertem Schwanz in der Luft stehend in erster Linie nach kleinen Bodentieren, vor allem Mäuse, aber auch kleine Insektenfresser Spitzmäuse, Maulwurf mitunter Reptilien, Kleinvögel und Insekten aus, die er im schnellen Stoßflug geschickt erbeutet. Dieser Spähflug, 20 bis 40 m über dem Boden mit ständigem Drehen des Kopfes, erweitert den ohnehin großen Gesichtskreis erheblich.

Die Geschwindigkeit im Stoßflug ist relativ gering, so dass der Falke noch vor Erreichen des Bodens den Steilflug abfangen und je nach Umständen aus kurzem Rütteln erneut ansetzen kann. Stoßende Maulwürfe werden durch die sich bewegende Erde hindurch gegriffen, ohne dass sie der Vogel zu sehen braucht! Die geringe Geschwindigkeit beim Stoßflug ist der Hauptgrund dafür, dass die Jagd auf fliegende Objekte im Allgemeinen geringe Bedeutung hat. Eine erfolgreiche Jagd auf fliegende Kleinvögel (z.B. Mauersegler, Schwalben, Stare, Amseln, Finken und Sperlinge) und Fledermäuse ist nicht selten, die Zahl der Fehlstöße dabei allerdings oft sehr hoch.

Das Plündern von Nestern wird offenbar vor allem von Stadtfalken mitunter systematisch vorgenommen, wobei auch Arten bis zur Größe von Ringeltaube und Rabenkrähe sowie Höhlenbrüter nicht verschont werden. Aus der reichhaltigen Liste der Insekten seien als besonders typisch herausgegriffen: größere Käfer (namentlich Lauf-, Mist-, Mai-, Juni- und Bockkäfer), Heuschrecken, Grillen und Maulwurfsgrillen, mitunter auch Käferlarven und Raupen.

Interessant ist auch, dass Turmfalken selbst aus großer Höhe die Urinspuren von Mäusen erkennen. Urin reflektiert UV-Licht und Turmfalken können – anders als wir Menschen – den ultravioletten Anteil des Sonnenlichts wahrnehmen. Wühlmäuse markieren ihre Wege ständig mit Kot und Urin. Anhand der ultravioletten Leuchtspuren können die Falken schnell abschätzen, wo es sich für sie auszahlt zu rütteln.
Der tägliche Nahrungsbedarf eines ausgewachsenen freifliegenden Falken liegt zwischen 40 bis 60 g Fleisch bzw. bei 60 bis 80 g lebender Mäuse, von denen maximal 5 in einem Magen gefunden wurden. Nestlinge von 100 g Gewicht benötigen in 24 Stunden eine Feldmaus (etwa 18 g), um ihr Gewicht zu halten und 2,5 bis 3 Mäuse, um einen Gewichtszuwachs von 15% zu erreichen.

Die unverdaulichen Nahrungsreste, z.B. Haare, Federn, Chitin, die vor allem oft zu groß sind, passieren den Darm und werden als Gewölle ausgeschieden. Man unterteilt beim Turmfalken in zwei Typen von Gewölle: a) Größerer Typ, die Eulengewöllen ähnlich sehen und eine Größe von 4,5 x 2,2 cm aufweisen. In diesen Gewöllen liegen in der Regel Knochenreste fest eingehüllt von Mäusehaaren. b) Viel häufiger werden die üblichen grauen Haarstöpsel gefunden, die nur ausnahmsweise Knochensplitter oder Zähne enthalten. Diese Gewölle sind kleiner und messen im Schnitt 3,3 x 1,4 cm. Finden kann man die Gewölle unter den Horsten und den Schlafplätzen. Die tägliche Nahrungsmenge eines Turmfalken beträgt ca. 25 % seines Körpergewichtes.

Bei der Wahl seines Lebensraumes ist der Turmfalke recht anpassungsfähig, brütet in Städten, Steinbrüchen, Hochgebirgen oder Feldgehölzen und baut kein eigenes Nest. Die Eier werden in Mauerlöchern, Felsspalten, aber auch in ehemaligen Krähen-, Elsternnester und alten Greifvogelhorsten abgelegt. Nistmöglichkeiten an geeigneten Gebäuden werden bei Sanierungen häufig verschlossen und Kirchtürme oftmals von außen unzugänglich gemacht. Dadurch gehen Nistplätze verloren.

Zur Schaffung von Ersatz sollten an geeigneten Stellen Nistkästen, vornehmlich an der Ost- oder Westseite von Gebäuden in ca. 6 bis 8 m Höhe angebracht werden. Aber auch innerhalb von Gebäuden kann man so einen Kasten hinter Gebäudeöffnungen anbringen. Etwas Torf oder Sägespäne als Einstreu auf den Boden reichen als Nistunterlage vollkommen aus.

Es wird eine Jahresbrut getätigt. Die Eiablage erfolgt im April/Mai dessen Gelege besteht aus 4 bis 6 Eiern, die auf gelblich-weißer Grundfarbe stark braunrot oder braun gefleckt sind, so dass dadurch die Grundfarbe häufig ganz verdeckt ist. Das Weibchen brütet allein etwa 21 bis 27 Tage, während dieser Zeit wird es vom Männchen mit Nahrung versorgt.

Die Nahrung jagt er fast immer im offenen Land, auch in der intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft, über Ödland, Sportplätzen usw. Im Winter auch häufig entlang von Straßen. Insbesondere bei Stadtbrütern scheint die Vogeljagd eine größere Rolle zu spielen. Der Nahrungserwerb erfolgt zu ca. 85% als Ansitzjagd und zu 15% mit Flugjagd. Bei der Flugjagd wird etwa 4mal so viel Energie verbraucht wie bei der Jagd aus dem Ansitz. Der Turmfalke ist ein Jahresvogel d.h. er bleibt ganzjährig bei uns.

Klaus Rost

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