Die Waldammer (Emberiza rustica) ist eine Nordöstliche Art deren Brutgebiet der dich-ten, sumpfigen dunklen Taiga, dessen Verbreitung vom Südrand der Taiga bis an die Grenze hochstämmiger Waldinseln in der Waldtundra reicht, wobei die Art jedoch nicht die geschlossenen Hochwälder, sondern offenere Standorte wie Nasswiesen, Über-schwemmungsflächen, Ufergehölze und schüttere Moorkiefernwälder sowie Pioniersta-dien nach Waldbrand oder Kahlschlag und andere Störstellen besiedelt. Die Waldam-mer teilt ihre bevorzugten Lebensräume in Skandinavien oft mit dem Biber. Zieht im Herbst in südöstliche Richtung, um zwischen Zentralasien und Japan zu überwintern. Daher gelingen bei uns in Deutschland trotz der relativ nahen Brutgebiete nur wenige Nachweise. Sie ist ein Nacht- und Tagzieher. Der Herbstzug liegt im August–Oktober, der Frühjahrszug April–Mai.
Die Waldammer ist mit einer Länge 13–14,5 cm und einem Gewicht von 16,5–23 g eine eher kleine Ammer. Das Männchen ist ein schön gefärbter Vogel, der einen weißen Nackenfleck und Überaugenstreif auf dem sonst schwarzen Kopf trägt. Die Kehle ist weiß und auf der Brust befindet sich ein rotbraunes Querband. Auch die Schultern und der Bürzel sind rotbraun. Die Bauchseite ist weiß. Das Weibchen ist nicht so kontrastreich, die schwarzen Töne sind oft weitgehend durch braune ersetzt. Ein gutes Feldkennzei-chen stellen die verlängerten Scheitelfedern dar, die schon in der normalen lockeren Haltung den Hinterkopf etwas eckig erscheinen lassen. Bereits bei leichter Unruhe bilden sie eine auffällige Haube.
Wie bei allen Ammerarten besteht die Nahrung aus wirbellosen Tieren, Sämereien und Pflanzenteilen. Nahrungserwerb im Brutgebiet erfolgt im Gebüsch, niedrigem Gestrüpp und auf dem Boden, oft an feuchten oder nassen Stellen und direkt am Wasser. Vor allem pickend und klaubend. Verfüttert aber auch viele flugfähige Insekten bis zu großen Blattwespen und fängt diese evtl. z. T. im Fluge.
Mit einer Größe von 12–13,5 cm und einem Gewicht von 12–13 g. ist die Zwergammer (Emberiza pusilla) die kleinste Ammer Europas und die am häufigsten in Mitteleuropa auftretende Ammer der nördlichen Regionen, die in der Taiga brütet. Das Brutgebiet liegt also noch weiter nördlich als jenes der Waldammer und umfasst auch Teile der Tundra. Auf den Britischen Inseln und in den Küstenregionen der Nordsee gilt die Zwerg-ammer inzwischen als regelmäßiger Gast.
Da sie sich außerhalb der Brutzeit unauffällig verhält und leicht mit der Rohrammer ver-wechselt werden kann, wird sie wohl häufig übersehen. Der schwarzbraune Schnabel ist feiner und wirkt deshalb länger als bei der Rohrammer. Die Beine sind relativ kurz, der Schwanz wirkt kürzer als bei der Rohrammer. Zur Brutzeit sind Scheitel und Wangen kas-tanienbraun und kräftig schwarz begrenzt. Zwergammern haben eine braune Ober–seite, die schwarz gestreift ist. Die Unterseite ist weißlich und ebenfalls mit feinen schwar-zen Streifen besonders an der Vorderbrust und an den Seiten versehen. Das Weibchen ist, wie bei allen Arten, insgesamt matter gefärbt.
Die Zwergammer brütet in der Tundra am Wasser. Weidengebüsche in Flusstälern und Sümpfen sagen ihr zu. Auch in lichten Birkenwäldern brüten Zwergammern. Auf dem Zug und im Winter findet man Zwergammern auf spärlich bewachsenen offenen Flä-chen. Die Vögel brüten am Boden in Zwergweiden- und Weidengestrüpp. Sie ernähren sich vor allem von kleinen Sämereien, nehmen im Sommer aber auch Insekten auf.
Als Zugvogel liegt ihr Herbstzug in der Zeit von August–November. Die Rückkehr erfolgt wahrscheinlich im April-Mai. Den Winter verbringt sie in den Subtropen von Nordindien, Südchina und den nördlichen Teilen von Südostasien. Gelegentlich verirren sich einzel-ne Vögel auch in Westeuropa. In Deutschland scheint die Zwergammer wohl alljährlich in einzelnen Exemplaren in Helgoland aufzutauchen.
Während es im Herbst an den Küsten möglich ist, regelmäßig rastende Spornammern (Calcarius lapponicus) als Durchzügler und Wintergast zu beobachten, so ist diese hochnordische Ammerart nur selten im Binnenland zu beobachten. In Deutschland ist die Spornammer am ehesten an der Küste Schleswig-Holsteins zu finden. An der Küste Niedersachsens ist die Spornammer ein seltener Gast. Sie brütet im Norden Eurasiens und Nordamerikas, in Tundren und hochalpinen Gebieten. In Europa z.B. in Skandina-vien, wo sie in hoch gelegene Gebieten, z.B. in Tundren, Heiden und Mooren brütet. Sie überwintert überwiegend in Steppengebieten Südrusslands, der Südukraine und Un-garns. Die, mit ihren bis zu 30 g wiegende, kräftig gebaute und mittelgroße Spornammer ist ein Charaktervogel der Tundra. Sie gehört zu den häufigsten Singvögeln in arktischen Gebieten. Die nördlichsten Brutvorkommen liegen im Nordosten von Ellesmere Island in der kanadischen Arktis im Bereich des 85. Breitengrades. Der deutsche Artname bezieht sich auf die lange, nahezu gerade Hinterkralle. Die Spornammer ist relativ farbenreich. Das Männchen hat einen schwarzen Kopf, eine schwarze Brust, einen hellen Streifen der hinter dem Auge nach unten weg läuft und einen rostfarbenen Nacken, einen weißen Bauch und einen rötlichbraun gestreiften Rücken. Im Schlichtkleid, was sie im Winter trägt, sehen sie ganz unscheinbar aus, wie die Weibchen. Die Oberseite ist auch rötlich-braun gestreift und der Bauch weißlich mit dunklen Streifen. Der Kopf ist rostbraun mit hell abgesetzten Streifen. Die Spornammer hat schwarze Beine. Der Schnabel ist dick und kurz und gelb mit schwarzer Spitze. Im Flug ähnelt sie etwas der Feldlerche, ist aber kleiner und hat am Hinterrand des Flügels kein Weiß.
Sie ist eine vorsichtige Vogelart und flieht bei drohender Gefahr gerne laufend oder ver-steckt sich, indem sie sich auf den Boden drückt.
Ihr Bestand ist gesichert und die Spornammer wird in der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet geführt.
Die Spornammer ist eine arktische Art, die im Norden Skandinaviens in der Tundra und auf hohen Plateaus brütet, wo reichlich Sträucher mit unterbrochenen Krautbildungen vorkommen oder mit viel Rasen. Im Winter meist auf Salzmarschen und auf kurzem Grasland an der Küste um die Nordsee und Ostsee zu beobachten.
In der „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands“ von 1838 bezeichnet J. F. Naumann die Spornammer auch als „Lerchenammer, Sporner oder Lerchensporner“.
Klaus Rost