Aus der Vogelwelt: Ammern (2) Rohr-, Fichtenammer,

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Die knapp sperlingsgroße Rohrammer (Emberiza schoeniclus) kann mit keiner anderen unserer einheimischen Ammern verwechselt werden. Rohrammer-Männchen haben einen schwarzen Kopf und eine schwarze Kehle, dazwischen liegt ein weißes Nacken-band, das an den Kopfseiten zu einem Bartstreifen ausläuft. Der Rücken ist schwarz mit rostroten Federsäumen. Flügel und Schwanz sind braun-schwarz gemustert, der Bauch ist grau. Das Gefieder vom Weibchen ist cremefarben und dunkelbraun gestreift, der Kopf ist braun gestrichelt und sie haben einen hellen Überaugenstrich. Die Backenstrei-fen sind nicht so ausgeprägt und die Unterseite ist mehr gestrichelt. Im Herbst und Win-ter verliert das Rohrammer-Männchen sein Prachtkleid und sieht dem Weibchen sehr ähnlich.

Die Rohrammer ist ein typischer Singvogel der Schilfzonen. Sie leben hauptsächlich in Feuchtgebieten mit viel Schilf und Seggen in der Nähe von offenen Wasserflächen. Ein-zelne Bäume sind als Sitzplatz sehr willkommen, in stark verbuschten Gebieten halten sie sich aber nicht auf. Seltener ist die Rohrammer entlang von Gräben mit Büschen und Röhrichtbereichen zu finden. Ihre Flexibilität im Bezug auf den Lebensraum ist wohl der Grund, wieso diese attraktive Vogelart noch nicht in den Roten Listen vertreten ist.
Ihre Häufigkeit in Sachsen wird mit 5.000 – 10.000 Brutpaaren angegeben. Die letzten Zahlen für den Leipziger-Raum waren mit 280 – 330 Brutpaaren angegeben. Wobei sich mit der Gestaltung der uns umgebenden Seenlandschaft und deren naturnahen Ent-wicklung auch auf neue Lebensräume für die Rohrammer hoffen lässt.

Die Rohrammer baut ihr Nest auf oder nur wenig über dem Boden. Es ist gut im dichten Gras, Ried, Rohr und ähnlichem versteckt und liegt manchmal auch unten im Gebüsch. Es wird vom Weibchen gebaut und ruht auf einem Gewirr von Pflanzen oder klemmt zwischen Pflanzenstängeln. Der verhältnismäßig lockere Bau besteht aus Stängeln und Blättern, aus Moos und Torfmull und ist innen mir Haaren, Wolle und anderem weichem Material ausgelegt. Von April bis Juli zieht ein Rohrammern-Paar zwei, selten drei Ge-nerationen von Jungen auf. Das Weibchen legt vier bis sechs Eier ins Nest. Die Grund-farbe der Eier ist violett oder bräunlich und mit schwarzen oder violetten Kritzeln oder Klecksen dicht besetzt, die häufig etwas verwaschen sind. Vorzugsweise werden die Eier vom Weibchen etwa zwölf bis vierzehn Tage lang gewärmt. Etwa ebenso lang werden die Jungvögel im Nest von dem Männchen und dem Weibchen mit reichlich Nahrung in Form von kleinen Insekten und Larven versorgt. Junge Rohrammern können beim Verlassen des Nestes noch nicht fliegen und sind erst zwei bis drei Wochen später selbstständig. So lange werden sie noch von den Alten gefüttert. Bedroht ein Räuber das Nest, so versucht der Altvogel ihn wegzulocken. Er lässt den Flügel hängen und stellt sich lahm. Der Räuber folgt der vermeintlich leichten Beute, die, sobald die Entfernung zum Nest genug groß ist, plötzlich wieder putzmunter davonfliegt.

Im Sommerhalbjahr leben Rohrammern vorwiegend von kleinen Insekten, Schnecken und Würmern. Sie picken ihr Futter häufig vom Boden auf, klettern aber auf der Suche nach Schilfsamen auch gewandt im Röhricht herum. Sie stellen im Herbst und Winter ihre Nahrung um auf Sämereien und feine, grüne Sprösslinge. Nicht selten kann man sie im Herbst auf abgeerntete Mais- und Getreidefeldern beobachten, wo sie – oft gemein-sam mit Finken und Sperlingen – nach Nahrung suchen.

Rohrammern sind Zugvögel und überwintern in Südeuropa. Ausgelöst durch den Klima-wandel, verändern aber in den letzten Jahren viele Vogelarten, ihr Zugverhalten. Einzelne kälteunempfindliche Rohrammern können neuerdings auch im Winter bei uns beobachtet werden. Das Brutgebiet reicht von den Küsten Westeuropas bis Kamtschat-ka, Sachalin und Nordjapan. Fehlt jedoch in Teilen des Mittelmeerraumes.

Territoriale Bezeichnungen lauten auch: Rohrammerling, Rohrspatz oder Rohrsperling.

Wenn schon wir Menschen „schimpfen wie ein Rohrspatz“, was ist dann vom Rohrspatz-Gesang zu erwarten? Tatsächlich ist der Rohrammer-Gesang, gerne von erhöhtem Pos-ten vorgetragen, eher unmelodisch und rau, zudem sehr monoton. So ließe sich diese Werdung des Gesanges erklären.

Die nur auf wenige Gegenden Deutschlands beschränkte Zippammer ( Emberitza cia) unterscheidet sich von den anderen bei uns vorkommenden Ammernarten durch fol-gende Merkmale:  Beim Männchen sind Kopf und Hals blassgrau, die Ohrgegend ist durch einen schwarzen Überaugenstreif und einen schwarzen Bartstreif, der am Hin-terkopf mit dem Überaugenstreif zusammen trifft, eingefasst. Die Oberseite ist schwarz-braun mit breiten rostroten Federsäumen, die Unterseite ist hell roströtlich. Beim ähnlich gezeichneten Weibchen ist die Kopfzeichnung verwaschener, Kopf, Brust und Flanken sind schwarzbraun längs gefleckt. In Deutschland kommt sie nur in wenigen wärmebe-günstigten Gegenden vor. Die Zippammer ist vom Mittelmeerraum bis in die Weinbau-gebiete an Mosel, Nahe, Rhein, Lahn, Ahr und Main vorgedrungen. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Weinberge, sonnige Berghänge, an deren Felsen und Geröllhalden, die abwechseln mit lockeren Baum- und Buschbestand durchzogen sind. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands wird sie zu den vom Aussterben bedrohten Arten ge-zählt. Der Brutbestand in Deutschland wird mit 350-400 Brutpaare angegeben, wobei davon allein 250-300 Brutpaare für Reinland-Pfalz angegeben werden.

Im 19. Jahrhundert war die Zippammer in Mitteleuropa noch viel weiter verbreitet, doch vermutlich klimabedingt erloschen viele Brutvorkommen. Der Bestandsrückgang hielt bis in jüngerer Zeit an. Wobei der Klimawandel evt. dazu beitragen könnte, dass sich die Bestände in Zukunft erholen könnten.

Die Zippammer ist Brutvogel in der gemäßigten, mediterranen und Steppenzone sowie in Gebirgsregionen der Süd-Paläarktis von Nordwest-Afrika bis Südwest-Sibirien, Afgha-nistan, Indien und Tibet.

In Mitteleuropa sind Zippammern Standvögel oder Teilzieher, wobei der Anteil von Über-winterungen im Brutgebiet stark schwankt. Überwinterungsgebiete deutscher Zippam-mern liegen in Süd- und Südwestfrankreich, aber auch in Rheinland-Pfalz gelingen Winterbeobachtungen.

 Klaus Rost

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