Heimische Heilpflanzen: Sauerkirsche

Sauerkirsche

Heilende Pflanzen vor unserer Haustür

In diesem Jahr blühte die Sauerkirsche (Prunus cerasus) so intensiv, dass ich diese fotografiert habe und etwas genauer vorstellen möchte. Sie gehört wie Steinost (Kirschen, Aprikose), Kernobst (Apfel, Birne), Beerenobst (Erdbeere, Himbeere) zu den Rosengewächsen.

Die Sauerkirsche, Weichselkirsche oder Weichsel kann als Baum, Strauch oder Busch kultiviert werden und Höhen bis zu 10 m erreichen.

Offensichtlich kommen die Sauerkirschen aus Gebieten am Schwarzen Meer. Lucullus soll sie von einem Kriegszug im Jahr 74 v. Chr. von dort mit nach Europa gebracht haben. Die Zuchtformen der Früchte sollen von den Römern  stammen . Heute sind etwa 500 gezüchtete Kirschsorten vorhanden.

Schon im Altertum war der gesundheitliche Nutzen der Sauerkirschen bekannt. So wurden Kirschen bei Störungen der Darmfunktion empfohlen.

Sauerkirschen haben einen hohen Gesundheitswert. Sie enthalten Phosphor, Kalium, Calcium. Magnesium, Eisen und die Vitamine A, B1, B2, C und E. Daneben sind in den Früchten,  Fruchtsäuren, Pektine, der glycosidische Anthocyanfarbstoff Caracyonin und Gerbstoffe nachgewiesen. Kohlenhydrate, die in der Form von Frucht- und Traubenzucker vorliegen, können direkt in die Blutbahn aufgenommen werden und liefern sofort Energie.

Sauerkirschen werden weniger frisch verzehrt, sondern unterschiedlichst  zubereitet.   So wird Kirschsirup aus dem Fruchtsaft und Saccharose hergestellt, der als Arzneimitttelträger und Geschmackskorrigens Verwendung findet. Die Industrie verarbeitet Sauerkirschen zu Konserven, Konfitüren, kandierten Früchten, Pralinen, Eiscreme, Likören und Weinen. Für die Vorratshaltung lassen sich ebenfalls köstliche Produkte aus Sauerkirschen zubereiten.

Bei Blutüberfülle, d.h., wenn das Blut aus bestimmten Regionen nicht normal abfließen kann und bei rheumatischen Erkrankungen werden Kirschkuren empfohlen. Sauerkirschsaft hilft bei Fieber den erwärmten Körper zu kühlen, auch wirkt er harntreibend. Sauerkirschen sind eine ideale Naturmedizin gegen Paradentose. Anthocyane lindern Entzündungen, auch schützen und erneuern  sie Bindegewebe. Interessant ist auch, dass die Stiele der Sauerkirschen, die Gerbstoffe enthalten, in der Volksmedizin als Diuretikum (wassertreibendes Mittel) und als Stopfmittel empfohlen werden. In England sollen Stiele Bestandteile von Entfettungstees sein, auch werden sie und die Laubblätter  zum Einlegen von Gurken genutzt. Das Öl der Kirschkerne, ein fettes, trockenes Öl, gilt als hervorragendes Speiseöl. Auch die getrockneten Laubblätter, die Gerbstoffe, Säuren, Flavonoide, Amygdalin und Cumarin enthalten, finden in  der Volksheilkunde bei Blutarmut Anwendung und wurden früher als Tabakersatz bzw. zum Strecken von Tabak verarbeitet.

Aus den zerstoßenen und gegorenen Früchten wird durch Destillation das „Schwarzwälder Kirschwasser“ hergestellt. Es hat einen Alkoholgehalt von 45- 48 % und enthält als Aromastoff Spuren von Blausäure aus den Kirschkernen. Wohltuend soll es nach einem deftigen Essen wirken, auch ist es in einem kräftigen Käsefondue oder der Schwarzwälder Kirschtorte zu finden.

Kirschkerne, erwärmt in Kissen, helfen bei Verspannungen. Diese fielen bei der Verarbeitung der Früchte in Likörfabriken an und wurden von Arbeiterinnen „probiert“. Archäologen fanden aber Überreste eines Kirschkernkissens bereits aus dem frühen Mittelalter.

Sicher ist der Vers „Rote Kirschen ess ich gern, schwarze noch viel lieber…“ bekannt. Die Kirsche verkörpert Leidenschaft und Liebe, sie ist  Symbol für die roten vollen Lippen einer Frau. Wegen dieser „unreinen“ Symbolik wurde die Kirsche lange Zeit von der Kirsche als verbotenen Frucht stigmatisiert. Doch auch die Blüten haben Symbolcharakter. Mit dem Kirschblütenfest feiern die Japaner seit Jahrtausenden das Frühlingserwachen. Auch bei uns wird in verschiedenen Gegenden der Kirschblüte gedacht und so der Frühling begrüßt. Die Kirschblüte steht somit  für Schönheit und Vergänglichkeit.

Kontaktdaten:  Freundeskreis Botanischer Garten Oberholz, Störmthaler Weg 2, 04463 Großpösna, Tel. 034297- 41249, Mail: botanischer-garten-oberholz@gmx.de 

Hannelore Pohl.

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