Heimische Heilpflanzen: Prunkwinde

prunkwinde

Heilende Pflanzen vor unserer Haustür

Pflanzen, die mit kräftige Farben blühen, ziehen unsere Blicke auf sich. So erfreut uns vom Sommer bis in den Herbst die Blaue Prunkwinde (Ipomoea tricolor). Die Prunkwinden gehören zu den Windengewächsen, die etwa 60 Gattungen mit 1700 Arten umfassen. Zur Gattung der Prunkwinden, Ipomoea, zählen etwa 650 Arten, vor allem immergrüne Sträucher, Stauden oder einjährige Pflanzen. Diese sind vorwiegend in den Tropen, u.a. Mexiko oder wärmeren Regionen verbreitet. Eine der wichtigsten wirtschaftlichen Vertreter ist die Süßkartoffel (Ipomoea batatas).

Bei uns werden die Prunkwinden als einjährige Pflanzen kultiviert. Die Aussaat erfolgt  als Vorkultur in Töpfen oder als Direktaussaat nach den Eisheiligen. Die Pflanzen lieben frischen, durchlässigen und nährstoffreichen Boden. Er sollte nicht zu sauer, besser kalkhaltig und frei von Staunässe sein. Unter solch optimalen Verhältnissen beginnt ein üppiger Wuchs, der unansehnliche Flächen schnell überdecken kann Die Pflanzen benötigen eine Rankhilfe an der sie sich ausbreiten können. Es werden kräftige  Schlingen gebildet, die sich gegenseitig Halt geben. Diese ergreifen dann  Hölzer, Seile oder Gerüste. Die Wuchshöhe kann  mehrere Meter betragen.  Die Wuchsrichtung, in der sich die Pflanzen nach oben winden, ist von oben betrachtet, immer gegen den Uhrzeigersinn. Der Gattungsname Ipomoea weist auf den Wuchs der Pflanzen hin. So setzt sich das griech. Wort Ipomoea aus ips- für Wurm und homoios für ähnlich zusammen. Wurmähnlich bezieht sich also auf die Eigenschaft als windende Pflanze.  Die Blätter sind herzförmig, zeigen eine hellgrüne Blattspreite, sind 1,5- 6 cm lang und stehen wechselständig. Die Blüten sind wunderschön, etwa 2- 10 cm groß und stehen einzeln oder zu mehreren bis vielen in end- oder meist seitenständigen einfachen oder zusammengesetzten Blütenständen.  Zu Beginn erstrahlen sie in rosaund färben sich dann blau mit einem weißen Schlund. Leider sind sie sehr kurzlebig. So blühen sie mit dem Sonnenaufgang auf und verwelken nach wenigen Stunden wieder. Doch durch die Fülle der Blüten ist immer ein Farbtupfer gegeben. Die Bestäubung der Blüten übernehmen Hummeln oder Bienen obwohl kein reiches Pollen- und Nektarangebot vorliegt. Die Samen werden in aufspringenden Kapselfrüchten gebildet. Die Vermehrung der Pflanzen ist entweder durch Samen oder Stecklinge gegeben. 

Die Prunkwinden sind leicht giftig. In den Samen sind Alkaloide, das Ergin oder auch D-  Lysergsäureamid oder LSA  enthalten, das von den Ureinwohnern Mexikos schon immer als Rauschmittel verwendet wurde. Dieser Stoff ist mit dem Lysergsäureamid LSD verwandt. Die Einheimischen stellten sich aus den  gepulverten Samen  das Getränk Piule her. Sie glaubten durch dieses  Getränk Kontakt zu Verstorbenen zu erhalten, nutzten es aber auch als Wahrheitstrank und Orakel und hofften damit eigene Entscheidungen besser treffen zu können. Die Heiler glaubten, durch den Konsum der Samen zu  erkennen, wo im Körper einer erkrankten Person die Krankheit saß und dann durch Verbindung zu den Göttern den Heilungsprozess einzuleiten. Bei jeder Verwendung mit dem Samen ging es um die Kommunikation zwischen den Göttern und den Menschen. Es sollte die Zukunft vorausgesehen werden, Krankheiten und meteorologische Besonderheiten besser verstanden werden und Ernte und der Ausgang von Kriegen und Kämpfen vorausgesagt werden. Die Rauschzustände, die durch das Trinken auftraten, sollen hypnoseähnlich sein, lange anhalten und mit Müdigkeit, Apathie sowie dem Gefühl der Lehre und Unwirklichkeit einhergehen. Auch  In den oberirdischen Teilen der Prunkwinden sind Lysergsäureamide enthalten, ähnlich wie im Mutterpilz.  Die giftigen Substanzen nutzten die Indianer auch als Pfeilgifte. Vorsicht vor eigener Anwendung!!!

Doch als Zierpflanze  verwandelt  sie den Garten in ein sommerliches Gewand mit romantischer Atmosphäre.

Kontaktdaten:  Freundeskreis Botanischer Garten Oberholz, Störmthaler Weg 2, 04463 Großpösna, Tel. 034297- 41249, Mail: botanischer-garten-oberholz@gmx.de 

Hannelore Pohl.

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