Heimische Heilpflanzen: Heilpelargonie

Heilpelargonie

Heilende Pflanzen vor unserer Haustür

Es ist für mich immer wieder faszinierend, was uns die Natur an interessanten Pflanzen zur Verfügung stellt. Die Pflanzen betören durch bestimmte Laubblätter, die besonders auffallen , die Form der Blüten, der Duft der Blüten oder die Inhaltsstoffe, die in den unterschiedlichsten Teilen zu finden sind.

Sehr bekannt und beliebt sind die Pelargonien. Sie sind eine Pflanzengattung,  die zu den Storchschnabelgewächsen gehört. Etwa 280 Arten zählen dazu, die ihren Ursprung  vorwiegend im südlichen Afrika haben. Pelargonien sind weltweit als  Beet- und Balkonpflanzen bekannt. Als Hybriden wurden sie aus verschiedenen Wildarten kultiviert. Durch Züchtungen gibt es heute viele hundert Sorten, die zahlreiche Liebhaber gefunden haben. Doch zwei Arten, Pelargonium sidoides und reniforme werden vorwiegend medizinisch verwendet. Diese sollen näher betrachtet werden.

Seit vielen Jahrhunderten nutzten die Medizinmänner in Südafrika die Heilpelargonien. Das Haupteinsatzgebiet waren Krankheiten an der Lunge und dem Hals.

Ab 1650 finden sich Aufzeichnungen von europäischen Forschern, die Pelargonien- Arten arzneilich und als Nahrungsmittel empfahlen, die knollige rote Wurzeln  mit adstringierenden Wirkungen aufwiesen. Die filigranen Pflanzen werden 20- 80 cm groß, sind mehrjährig aber nicht frostbeständig und haben  graublättriges Laub. Sie wachsen auf trockenen bis mäßig feuchten, durchlässigen, sandigen Böden in halbschattigen bis sonnigen Lagen . Die Pflanzen bilden ein  starkes weitverbreitetes Wurzelsystem aus, das aus dünnen und etwa 3 cm dicken Abschnitten zusammengesetzt ist. So kann die Pflanze extreme Witterungen überstehen.  Die Blüten sind tiefrot bis violett und werden  aus drei kleinen und zwei größeren  Kronblättern gebildet. Nach der Bestäubung entwickeln sich  Spaltfrüchte mit  einem langen Schnabel. Die Samen werden bei Reife aus den Früchten geschleudert. Heilpelargonien können bei uns problemlos in Kübeln oder Töpfen angebaut  und frostfrei überwintert werden.

Als Droge wird die Wurzel mindestens 3- jähriger Pflanzen genutzt. Wichtigste Inhaltsstoffe sind Cumarine, Umckalin, einfache phenolische Verbindungen, Gerbstoffe vom Typ der Proanthocyanidine und ätherisches Öl, Geranii ätheroleum.

Es wird berichtet, dass auf Anraten seiner Ärzte der an Tuberkulose erkrankte Engländer Charles Henry Stevens im Jahr 1897 zu einem Aufenthalt nach Südafrika reiste. Dort sollte er sich erholen. Ein Medizinmann behandelte den Erkrankten mit einem Wurzelsud der Kap- Pelargonie. Stevens konnte geheilt werden und importierte die Droge nach England. Bis etwa 1950 galt diese als anerkanntes Heilmittel gegen Tuberkulose.

Zahlreiche Studien belegten die Wirksamkeit  der Droge u.a. bei Husten, Erkältung, Bronchitis, Atembeschwerden, sowie Abwehr- und Herzschwäche. Eine Zulassung des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist für die Anwendung akuter Bronchitis gegeben. Eine gute Wirksamkeit wurde bei Kindern und Erwachsenen festgestellt. Die Inhaltsstoffe wirken gegen Bakterien und gegen Viren. Positiv ist, dass es zu keiner Resistenzentwicklung kommt und eine paralleler Einsatz von Antibiotika möglich ist, wenn dies nötig wird.  In Apotheken sind genau definierte Präparate, wie Tabletten, Dragees, Tropfen, Sirup   oder Kapseln zu erhalten. Ein Sud sollte nicht selbst hergestellt werden, da eine gleichbleibende Qualität nicht gewährleistet ist. In Südafrika werden die Pflanzen in Gewächshäusern angebaut, die Verarbeitung erfolgt in Deutschland.  Die Nutzung von Präparaten der Heilpelargonie sollten  bei Einnahme blutverdünnender Medikamente unterbleiben, da Cumarinverbindungen die Blutungsneigung erhöhen können. Ebenfalls sollen  Patienten mit Leber- oder Nierenerkrankungen von einer Einnahme absehen.

Der Name der Präparate ist sehr ungewöhnlich- Umckaloabo. Ist er doch der Sprache der Zulu entnommen, in der die Kaplandpelargonie, P. sidoides schon am Namen zeigt, wofür sie angewendet wird: bei Beschwerden in der Lunge und Schmerzen im Brustbereich.

Das Jahresprogramm wird erarbeitet. Bitte informieren sie sich vorerst über Veranstaltungen auf unserer Internetseite.

Kontakt: Freundeskreis Botanischer Garten Oberholz e.V.; botanischer-garten-oberholz@gmx.de, Tel.:034297- 41249   Hannelore Pohl

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