Heimische Heilpflanzen: vergissmeinnicht

Bild von Mammiya auf Pixabay

Jedes Jahr erfreue ich mich im Garten an den wunderschönen blauen Blüten des Vergissmeinnicht (Myosotis). Es gibt mehr als 100 verschiedene Spezies, die zu der Gattung zählen. Die Pflanzen sind entweder mehrjährig, wie das Sumpfvergissmeinnicht, zweijährig, wie das Waldvergissmeinnicht oder einjährig, wie das Ackervergissmeinnicht.. ((Myosotis  arvensis). Ebenso wie Beinwell oder Lungenkraut gehört das Vergissmeinnicht zu der Familie der Raublattgewächse.

Seine Heimat ist Europa, Asien, Afrika, Australien und Südamerika. In Mitteleuropa ist das Ackervergissmeinnicht, da es sehr anspruchslos ist, überall zu finden. Es ist zu beobachten, dass die einjährigen Pflanzen im Frühjahr völlig unerwartet erscheinen. Sie weisen behaarte Blätter auf, die weich und hellgrün gefärbt sind. Die Form der Blätter ist lanzettlich. Betörend sind die wunderschönen blauen Blüten, die fünf Blütenblätter mit einer weiß- gelben Mitte aufweisen. Die Höhe der Pflanzen beträgt etwa 30 cm. Die Bestäubung erfolgt durch Zweiflügler, Tagfalter oder durch Selbstbestäubung. Die Pflanzen haben einen dicht blütigen Blütenstand, der uns von April bis August erfreuen kann. Es werden Früchte von 2,5 x 1,2 mm Größe gebildet, die Lichtkeimer sind. So wildert bei mir offensichtlich die Pflanze aus und blüht, wo sie Platz findet.

Das Vergissmeinnicht hat ähnlich heilende Eigenschaften wie Lungenkraut und Beinwell., jedoch nicht in solch starker Ausprägung.

An Inhaltsstoffen konnten Kalium, Alkaloide und Gerbstoffe nachgewiesen werden. Außer in den Blüten sind Pyrrolizidinalkaloide enthalten. Gegen Lungenbeschwerden, Tuberkulose und Erkältungskrankheiten wurde das Vergissmeinnicht schon im Mittelalter genutzt. Leider konnten die antiviralen und antibakteriellen Eigenschaften, die der Pflanze nachgesagt wurden, wissenschaftlich nicht belegt werden. Sicher ist jedoch, dass sie entzündungshemmend, zusammenziehend, beruhigend und stärkend wirkt.

Die wichtigste Darreichungsform ist als Tee. Dazu werden 1- 2 TEL blühendes Kraut (frisch- etwas mehr – oder getrocknet) mit kochendem Wasser übergossen. 10 min. soll der Tee ziehen. Er wird bei Lungenbeschwerden und Erkältungskrankheiten eingesetzt. Eine äußerliche Anwendung hilft bei Hautentzündungen und Quetschungen.

Eine Tinktur, zu der Blüten und Blätter in Alkohol eingelegt werden, wird zur äußeren Anwendung bei Hautentzündungen oder in der Homöopathie bei chronischen Atemwegsentzündungen, Nachtschweiß, Durchfall und Entzündungen des Verdauungssystems empfohlen. In der Homöopathie findet auch die Wurzel Verwendung.

Auch in der Küche sind die schönen blauen Blüten des Vergissmeinnicht gut zu verwenden. Sie sind eine essbare Dekoration für Salate oder Dips. Der Grundgeschmack der Blüten erinnert an Grünen Tee.

Die Blume steht für Treue und ewige Liebe. Die blauen Blüten erinnern gemäß dem Volksglauben an die Augen frisch verliebter Menschen. Vergissmeinnicht sind als Treuebeweis meist vom Mann an die Frau verschenkt worden.

Eine Sage erzählt: Als ein Liebespaar einst am Fluss spazieren ging, entdeckte das Mädchen am Ufer eine blaue Blume. Ihr Liebster stieg hinab, um die Blume zu pflücken. Dabei fiel er in das Wasser und wurde fortgerissen. Er konnte seiner Liebsten nur noch zurufen – Vergiss mein nicht!

Vergissmeinnicht ist auch ein internationales Symbol für Erinnerung und liebevollen Abschied, verbunden mit dem Wunsch, nicht aus dem Gedächtnis eines geliebten Menschen verdrängt zu werden.

Dr. Hannelore Pohl

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