Eine Pflanze, die bei uns auch als langlebige und elegante Staude für Schattenbereiche Bedeutung hat, ist die Silberkerze. Ursprünglich ist sie in den Wäldern Nordamerikas und Kanadas beheimatet. Verschiedene Arten und Sorten sind im Handel, die durch unterschiedliche Blüh- und Laubfärbung erfreuen. Im Botanischen Garten hat sich die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) etabliert. Sie ist auch unter den Namen Traubenwurzel, Langtraubiges Christophskraut, Wanzenkraut oder Schwarze Schlangenwurzel bekannt und gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Die Pflanze kann eine Höhe bis zu 2 m erreichen, bildet Horste bis zu 60 cm Breite und blüht von Juli bis September. Die kleinen weißen Blüten stehen in mehreren traubigen langen schmalen Teilblütenständen, die sich zu einem großen Blütenstand verbinden. Die Laubblätter sind relativ groß, gestielt und dreifach gefiedert.
Schon von den nordamerikanischen Ureinwohnern wurde die Traubensilberkerze medizinisch genutzt. Sie fand Anwendung zur Erleichterung der Geburt, gegen Schmerzen und bei Schlangenbissen. Etwa im 19. Jahrhundert gelangte sie nach Europa.
Pharmazeutisch wird der Wurzelstock genutzt, der im Herbst geerntet, gewaschen und getrocknet wird. Die Droge riecht unangenehm, schmeckt bitter und scharf.
An Inhaltsstoffen konnte ein komplexes Gemisch von Triterpenen, phenolischen Stoffen (Cimicifugasäuren, einem Gemisch aus Harzen und Bitterstoffen), Flavonoiden und Gerbstoffen nachgewiesen werden.
Interessant ist, dass die Droge östrogenähnliche Eigenschaften hat. Obwohl die Wirkung der Pflanze in den vergangenen Jahren intensiv untersucht wurde, ist der Wirkmechanismus noch nicht geklärt. Die Wirkstoffe sind chemisch gesehen anders als Östrogene, wirken aber teilweise ähnlich wie weibliche Hormone und können dadurch Frauenbeschwerden lindern. So wird die Traubensilberkerze bei Wechseljahresbeschwerden, wie Hitzewallungen, Zyklusschwankungen, depressiven Verstimmungen und Schlafstörungen empfohlen. Also bei Frauenleiden, die durch hormonelle Schwankungen hervorgerufen werden.
Präparate werden auch eingesetzt bei Muskel- und Gelenkschmerzen, da die Inhaltsstoffe entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Auch erleichtern Cimicifuga- Präparate die Geburt, da Krämpfe gelindert und Wehen reguliert werden. Durch die wehenfördernde Wirkung sollen derartige Präparate jedoch nicht zu Beginn der Schwangerschaft angewendet werden.
Auch in der Homöopathie werden Präparate bei rheumatischen und Wirbelsäule bedingten Muskelschmerzen, Krampfschmerzen am Herz, im Magen-Darm-Trakt, der Gallenblase und vor allem bei Wechseljahresbeschwerden empfohlen.
Der Gattungsname Cimicifuga ist zusammengesetzt aus cimex– Wanze und fuga– Flucht, da der Geruch der Pflanze Insekten und Wanzen vertreibt. Der Artenarme racemosa bedeutet Traube und weist auf den traubigen Blütenstand hin. Der deutsche Name Traubensilberkerze unterstreicht die traubenartigen, leicht silberfarbigen Blütenstände.
Dr. Hannelore Pohl