Heimische Heilpflanzen: Teufelsabbiss

Foto: Dr. Hannelore Pohl

Mit einer Blüte, die fast wie eine Skabiose aussieht, fiel mir im Botanischen Garten der Teufelsabbiss (Succisa pratensis) auf. Eine Pflanze mit interessanter Geschichte.

Teufelsabbiss, auch unter den Namen Abbisskraut, Ackerskabiose, Satanswurz oder Teufelswurz genannt, gehört zur Familie der Geißblattgewächse. Zu finden ist die Pflanze m gesamten europäischem Raum. Sie liebt karge, feuchte Wiesen und Waldlichtungen. Teufelsabbiss ist eine mehrjährige, ausdauernde Pflanze. Ein senkrecht stehendes Rhizom, das bis zu 50 cm tief reicht, dient als Überdauerungsorgan. Daraus entwickelt sich eine Rosette, deren Blätter lanzettlich, ungleichmäßig und gezähnt sind. Auf der Oberseite sind sie glatt. Stängel, die eine Höhe bis zu 80 cm erreichen können, stehen aufrecht, sind behaart und verzweigen sich im oberen Teil. Endständig wird ein halbkugeliger köpfchenförmiger Blütenstand gebildet, der 50- 60 Einzelblüten beinhaltet. Die schönen blauen, seltener weißen oder rosa gefärbten Blüten erscheinen von Juli bis September. Teufelsabbiss ist eine gynodiözische Pflanze, das heißt, es gibt rein weibliche und zwittrige Blüten. Dadurch soll die Fremdbefruchtung gefördert werden. So ist sie auch ein wertvoller Nektarlieferant für viele Schmetterlinge, wie dem Landkärtchen und dem Großen Ochsenauge. Die Früchte werden durch den Wind und Tiere, u.a. auch von Ameisen verbreitet. Die Samen sind Kaltkeimer.

Schon seit dem Mittelalter wird Teufelsabbiss als Arzneipflanze genutzt. Bedeutung hat die Pflanze vorwiegend in der Volksmedizin, da Inhaltsstoffe und Wirkung bisher zu wenig erforscht sind. An Inhaltsstoffen konnten Bitterstoffe, Gerbstoffe, Stärke, Saponine und Saccharose nachgewiesen werden. Pflanzen mit dieser Wirkstoffgruppe wirken adstringierend, auswurffördernd, blutreinigend und wundheilend, schweißtreibend, verdauungsfördernd und tonisch. Genutzt werden das Kraut und die Wurzel sowohl innerlich als auch äußerlich. Ein Tee, gereinigtes und getrocknetes Kraut mit kochendem Wasser übergießen und etwa 10 min. ziehen lassen oder ein alkoholischer Auszug helfen bei Bronchitis, Heiserkeit und Husten, bei Lungenkrankheiten, bei Magen- und Darmbeschwerden sowie bei Durchfall und Verstopfung. Für den alkoholischen Auszug wird die Droge mit Alkohol übergossen und sollte etwa 10 Tage ziehen. Ein Auszug mit Obstessig ist ebenfalls möglich, da dieser zusätzlich beruhigenden Wirkung hat. Äußerlich werden Präparate bei Hauterkrankungen, Ekzemen oder Geschwüren empfohlen.

Interessant ist die Erklärung des Namens Teufelsabbiss. Es wird erzählte, dass der Teufel aus Zorn über die Heilkraft der Pflanze das Rhizom abgebissen hat. Tatsächlich stirbt der Wurzelstock von unten her ab und sieht dadurch wie abgefressen aus. So hat natürlich   die Pflanze eine okkulte und abergläubische Seite. Als Amulett um den Hals getragen, schützt das Rhizom den Träger vor böser Zauberei, aufgehängt im Stall sind die Tiere geschützt.

Die botanische Bezeichnung Succisa, lat. Succisus, bedeutet „unten abgeschnitten“ und der Artname pratensis, dass die Pflanze auf Wiesen zu finden ist.

Doch auch für das Auge ist der Teufelsabbiss eine Schönheit, ist er doch im Garten eine robuste dauerhafte Staude und mit ihren schönen Blüten ein Blickfang.

Dr. Hannelore Pohl

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