Heimische Heilpflanzen: Tausendgüldenkraut

Bild von TheOtherKev auf Pixabay

Da das Tausendgüldenkraut die Pflanze auf unserem diesjährigen Flyer ist, möchte ich sie etwas genauer vorstellen. Faszinierend sind die zahlreichen Blüten, die von einem fünf-zipfeligem Kelch umgeben sind und in fünf roten Blütenzipfeln enden. Diese öffnen sich dann sternförmig bei Sonnenschein.

Auch unter den Namen Aderntee, Erdgalle, Fieber-, Gottesgnaden-, Laurin- oder Piferkraut ist die Pflanze bekannt. Das Tausendgüldenkraut gehört zu den Enziangewächsen. Es ist eine Bitterdroge aus der Gruppe der Amara. Sein Bitterwert beträgt 1:3500. Das heißt, ein wässriger Auszug besitzt noch in einer 3500-fachen Verdünnung einen bitteren Geschmack.

In ihrem natürlichen Vorkommen ist die Pflanze wegen ihrer Zartheit nur schwer zu finden. Sie ist zweijährig. Aus einer hellen Pfahlwurzel bildet sich ein vierkantiger Stängel. Die Höhe beträgt etwa 10 bis 50 cm. Oft ist die grundständige Blattrosette zur Blütezeit schon verwelkt. Die Laubblätter stehen kreuzgegenständig. Ihre Form ist länglich eiförmig bis lanzettlich. Deutlich sind die Längsadern sichtbar. Die Blütezeit kann sich von Juni bis September erstrecken.

Tausendgüldenkraut steht unter Naturschutz und darf nicht geerntet werden!! Die bei uns angebotene Droge, das gesamte Kraut, wird aus Marokko und den Balkanstaaten importiert.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind die Bitterstoffe Amarogentin und Gentiopikrin, Flavonoide, Sterole, ätherische Öle, Zucker und Fettsäure. Diese Stoffe helfen bei Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl, Blähungen, Appetitlosigkeit, Kreislaufschwäche, nervöser Erschöpfung, Infektanfälligkeit, sind Stärkungsmittel für Rekonvaleszenten, beruhigen Schwangerschaftsübelkeit, heilen und desinfizieren schlecht heilende Wunden.

Die Kommission E und der Dachverband der nationalen Gesellschaft für Phytotherapie bewerten die Pflanze positiv.

Nicht angewendet werden darf die Droge bei Geschwüren am Magen und Zwölffingerdarm.

Schon in der Antike war Tausendgüldenkraut als Heilpflanze bekannt. Von den Buckelapothekern (18.-19. Jahrhundert) wurde sie als Fieberkraut vertrieben. Sebastian Kneipp schätzte die Pflanze als Universalmittel, da sie ein gutes Mittel gegen Sodbrennen ist, Magenwinde verdrängt, unbrauchbare und ungenügende Sekrete weg befördert, Magensäfte verbessert und sich dadurch günstig auf Leber und Niere auswirkt.

Der Name der Pflanze lautet auf eine hohe Summe, die Hilfe spendet das Kraut jedoch jedem umsonst!

Tausendgüldenkraut wird vorwiegend als Tee empfohlen. Für einen Kaltauszug werden ein TL Kraut mit 250 ml kaltem Wasser übergossen. Nach 6 bis 8 Stunden wird abgeseiht und 30 min. vor der Mahlzeit leicht angewärmt und ungesüßt getrunken.

Interessant ist auch eine Tinktur. Dazu 20 Teile Droge mit 100 Teilen Alkohol (Wodka, Korn) 5 bis 10 Tage ziehen lassen, abseihen und filtern. 10 bis 30 Tropfen in Wasser geben und 3 Mal täglich trinken.

Ein Badezusatz hilft bei Übermüdung und unreiner Haut. Dazu werden 3 EL Tausendgüldenkraut mit 1 l Wasser 12 Stunden eingeweicht, abgegossen und dem Badewasser zugesetzt.

Eine Verwendung in der Küche zu Salaten, Kohlspeisen und Dressings verleiht den Speisen einen würzigen und bitteren Geschmack. Dabei aber bitte nur sehr dosiert anwenden!

Das Tausendgüldenkraut, das sicher mehr wert ist als Tausend Gulden!

Dr. Hannelore Pohl

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