Heimische Heilpflanzen: Stechpalme

Europäische Stechpalme

Im Jahr 2021 wurde die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium), die zu den Stechpalmengewächsen gehört,  zum Baum des Jahres gewählt.  Sie ist mit ihren roten Früchten und stacheligen Blättern  eine wunderschöne Dekoration u.a.  in der Weihnachtszeit. 

Früher prägte die Stechpalme unsere Landschaft. Sie ist ein immergrüner Laubbaum, der milde Winter und nicht zu trockene Sommer liebt und sich auf nährstoffreichen und kalkarmen, lockeren oder steinigen Lehmböden wohl fühlt. Die Stechpalme ist vor allem im Mittelgebirgsraum, dem Alpenvorland und in dem nördlichen Tiefland  zu finden. In diesem Gebiet lassen viele Orts,- Flur- und Familiennamen auf das Vorhandensein des Baumes schließen, da dieser  auch unter den Namen Christdorn, Hülsdorn oder Hülse bekannt ist. So soll auch der Name der großen Dichterin und Komponistin Anette Droste- Hülshoff (1797- 1848) auf die Stechpalme hinweisen.

Die Stechpalme kann als Baum oder Strauch wachsen, erreicht Höhen von 1- 5 m und kann bis zu 300 Jahren alt werden. Interessant sind die wechselständig  angeordneten Laubblätter, die auf der Oberseite glänzend dunkelgrün und auf der Unterseite hellgrün sind. Der Rand der Blätter im unteren Bereich des Baumes  ist auf beiden Seiten mit Stacheln versehen. Diese sind alternierend aufwärts und abwärts geneigt. Mit zunehmender Höhe lässt die Bestachelung nach. Vom Wild werden die Blätter gern verbissen, die Stacheln schützen die Blätter davor.

Die Stechpalme ist zweihäusig, d.h., es müssen um Früchte erzeugen zu können, männliche und weibliche Pflanzen vorhanden sein. Die Blühzeit erstreckt sich von Anfang Mai  bis Anfang Juni. (Das Foto zeigt männliche Blüten, da diese Pflanze im Bot. Garten keine Früchte trägt.) Die Bestäubung übernehmen  Insekten, vorwiegend die Bienen.  Die Fruchtreife erfolgt im Oktober. Rote Steinfrüchte, die  kugelig, erbsenförmig, glänzend und saftig sind, enthalten vier Steinkerne, in denen die Samen sind. Amseln, Drosseln, Rotkehlchen und Mönchsgrasmücken verbreiten die Samen. Im Winter sind die  Pflanzen ein beliebter Schlafplatz für kleine Vögel und Zitronenfalter.

Medizinische Bedeutung hatte die Stechpalme schon im Altertum. Doch Blätter und Beeren sind giftig.  Die Symptome einer Vergiftung sind u.a. Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen, Durchfall und Schläfrigkeit. Dennoch wurden die getrockneten Blätter , die Schleime und Bitterstoffe enthalten, bei Fieber, rheumatischen Beschwerden und chronischer Bronchitis genutzt. Die Früchte sollten gegen Verstopfung und Epilepsie helfen. Homöopathisch werden ebenfalls die getrockneten Blätter bei grippalen Infekten oder entzündlichen Prozessen des Auges empfohlen, die frischen Blätter u.a. bei Bindehautentzündungen.

Im Elsass wird aus den Beeren ein Obstbrand hergestellt, wobei die Mazeration der Beeren in Weinbrand erfolgt und danach destilliert wird. Verarbeitet wird auch das wertvolle polierbare Holz zu Intarsien oder Druckstöcken für Holzschnitte. Verwendung findet es als Ebenholzersatz. Die Zweige wurden gebündelt und gegen Ratten- und Mäuseplagen eingesetzt. Dazu wurden Hohlräume in Häusern mit „Hülsbusch“ zur Abwehr der Tiere gefüllt. Das sattgrüne Laub und die roten Beeren verkörpern die Farbe der Hoffnung und der Liebe, vor allem auch in der dunklen Jahreszeit.

Die Europäische Stechpalme, die auch gern als Zierpflanze in Gärten oder Parks anzutreffen ist steht bei uns unter Schutz

Dr. Hannelore Pohl

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