Heimische Heilpflanzen: Schwertlilie

schwertlilie

Heilende Pflanzen vor unserer Haustür

Wunderschön anzusehen sind die Schwertlilien (Iris- Arten). Sie gehören zur Familie der Schwertliliengewächse und bilden eine eigene Gattung, die etwa 300 Arten umfasst. Die Schwertlilien zeichnen sich durch schmale, schwertartige Laubblätter aus, die an Gräser erinnern. Die verschiedenen Arten blühen in fast allen Farben des Regenbogens. So könnte sich der Name Iris aus dem altgriechischem Xinres abgeleitet haben, der sich mit Farbe des „Regenbogens“ übersetzen lässt. Eine weitere Herleitung könnte auf die Göttin Iris Bezug nehmen. Sie gilt als Personifikation des Regenbogens und war dabei als eine der wichtigsten Gottheiten der griechischen Mythologie anzusehen.  Der Botaniker Carl von Linné hat diese Pflanze im Jahr 1753 zuerst beschrieben. Im Botanischen Garten ist die Sibirische oder Wiesenschwertlilie (Iris sibirica) zu finden.

Diese besticht durch ihre blau-violette Blütenfarbe in den Monaten Mai bis Juni. Sie liebt sumpfige, nährstoffarme Au- und Waldwiesen und ist in Europa bis Westsibirien heimisch. Als Kultur sind sie pflegeleicht, genügsam, mögen es gern feucht, tolerieren aber auch trockene Phasen und passen sich so jedem Standort an.  In den vergangenen Jahre ist ihr Bestand stark zurückgegangen. Die winterharte, ausdauernde Pflanze erreicht ein Höhe von 60- 100 cm. Als Speicherorgane besitzt sie Rhizome. Die schwertartigen Laubblätter stehen senkrecht, wobei sich die Blätter nicht in Ober- und Unterseite unterscheiden. Die meisten Blätter entspringen dem Wurzelstock. Im Herbst färben sich die grünen Blätter in ein attraktives Gold oder Bronze. Die Blütenknospen  sind rötlich, die Blüte selbst ist filigran und dreiteilig. Die Einzelblüten setzen sich aus drei Hängeblättern im äußeren Blütenkreis sowie den drei dazugehörigen inneren Perigonblättern, den sog. Domblätter zusammen. Die Hängeblätter sind meist heller, bläulich violett gefärbt und dunkel geädert. Die Basis ist mit gelben Saftmalen versehen, die Insekten zur Bestäubung anlocken. Die kleinen Domblätter sind in der Regel dunkler und stehen aufrechter. Aus den Blüten ragen drei kronblattähnliche Blumen (Bestäubungseinheiten) heraus, die aus Griffel und Staubblatt bestehen. Die Blüten produzieren reichlich Nektar und werden von Insekten, wie kräftigen Hummeln sowie Wildbienen und Bienen bestäubt. Die Samen bilden sich in Kapselfrüchten, die sich dreiteilig öffnen und mehrere glänzende Samen enthalten.  Die Pflanzen sind „Wintersteher“, streuen ihre Samen erst im Winter aus und keimen bei Kälte. Die Vermehrung erfolgt über Samen oder Teilung der Pflanzen.

Der Wurzelstock ist wegen seines Geruches auch als Veilchenwurzel bekannt. Schon in der Antike wurde das Rhizom wegen seines aromatischen Geruches geschätzt. Bereits Karl der Große (747- 814) ließ die Schwertlilie anbauen. So stand sie später oft verwildert in Burg- und Klostergärten. In dem Wurzelstock konnten ätherische Öle, Stärke, Gerbstoffe und das nach Veilchen duftende Iridin nachgewiesen werden. So wurde die Wurzel arzneilich als Abführmittel genutzt. Da die Schwertlilie schwach giftig ist, kann der Verzehr der Blätter oder Rhizome zu Magenbeschwerden, Übelkeit oder Erbrechen führen. Dennoch werden zermahlene oder gepulverte Rhizome in Hustentees, Pudern oder Zahnpulvern oder in der kosmetischen Industrie verwendet. Auch diente die entrindete und getrocknete Wurzel zahnenden Säuglingen zum Beißen.  Eine frühere Tradition in Polen war, dass die Bräute vor der Hochzeitsnacht zur Empfängnisverhütung gekochte Samen verzehren. Zu Nachahmung ist dieser Brauch wegen der Unberechenbarkeit der Gifte nicht zu empfehlen. In China wird aus den Rhizomen eine essbare Stärke gewonnen. Doch Vorsicht, empfindliche Personen regieren schnell mit Hautreizungen oder allergischen Reaktionen z. T. schon auf den Saft der Pflanzen. Nach wie vor werden gepulverte Rhizome in Pudern, Hautcremes, Reinigungsmilch  Seifen oder Potpourris und Sahtes angewendet. Auch zum Aromatisieren von Likören, Weinen oder Tabak findet die Veilchenwurzel Verwendung.

Vielleicht findet die Pflanze im Garten, Kübel oder Topf noch einen würdigen Platz!

Der Botanische Garten ist wieder Partner der Kleingärtner zur Haus- Garten- Freizeitmesse vom 11.- 19. Februar auf dem Gelände der Neuen Messe. Zu finden sind Vertreter des Freundeskreises Botanischer Garten Oberholz e.V. am Stand des Stadtverbandes der Kleingärtner in der Halle 1. Einladen möchten wir Sie zum Kräutertag am Mittwoch, dem 15.02.2023 am Stand.

Kontakt: Freundeskreis Botanischer Garten Oberholz e.V.; botanischer-garten-oberholz@gmx.de, Tel.:034297- 41249   Hannelore Pohl

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