Heimische Heilpflanzen: Scharfer Hahnenfuß

Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Von Mai bis Oktober ist die gelb blühende  Butterblume zu finden. In meiner Kindheit war sie immer Bestandteil der Wiesenblumensträuße. Botanisch gehört die Butterblume zu den Hahnenfußgewächsen und ist als Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris) bekannt. Weitere Trivialnamen sind Brennkraut, Gichtkraut, Hahnentritt oder Schmalzblume.

Der Scharfe Hahnenfuß ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die bis zu 110 cm groß werden kann. Aus einem kurzen verdicktem Wurzelstock entwickeln sich aufrechte Stängel. Diese sind  im unteren Bereich hohl, verzweigt, schwach behaart und tragen am Ende die leuchtend goldgelben Blüten. Es sind glänzende Nektarblätter, die eine basale Schuppe besitzen, in der sich die Nektardrüse befindet. Blütenbiologisch sind die Blüten „Nektarführende Scheibenblumen“. Zahlreiche Blütenbesucher, u.a. auch Wildbienen, übernehmen die Bestäubung. Selbstbestäubung ist ebenfalls möglich, auch gibt es rein weibliche Pflanzen. Eine Sammelfrucht enthält viele Nüsschen, die der generativen Vermehrung dienen, eine vegetative Vermehrung ist durch Teilung der Pflanze gegeben. Die Ausbildung der Laubblätter ist unterschiedlich. Die grundständigen Blätter sind lang gestielt, handförmig und fünf- siebenteilig. Die Stängelblätter sind einfacher gestaltet und im oberen Bereich ungestielt.

Der Scharfe Hahnenfuß ist sehr häufig zu finden. Er wächst auf Wiesen, im Gebüsch, auf nährstoff- und stickstoffreichen Lehmböden, liebt es feucht aber nicht zu nass. Auf Wiesen wird er von Landwirten kritisch betrachtet, da die Pflanzen für die Tiere auf der Weide gefährlich sind. Der Scharfe Hahnenfuß ist als Frischpflanze giftig. Er enthält als wichtigsten Wirkstoff das Protoanemonin, das haut- und schleimhautreizend wirkt. An weiteren Inhaltsstoffen sind Vitamin C, Saponine, Gerbstoffe und Aminosäuren zu nennen. In getrockneten Pflanzen ist das Protoanemonin zu Anemonin und dann zu Aminosäure abgebaut und das Heu ist für das Vieh ungefährlich.

Alle Hahnenfußarten fanden früher Anwendung als Volksheilmittel, vor allem bei Hauterkrankungen, wie Feigwarzen, Hautgeschwüren oder Hämorrhoiden. In alten Kräuterbüchern ist zu finden, dass die frischen Pflanzen auch bei Pest, Augenleiden oder Hüftschmerzen verwendet wurden. Es wird auch berichtet, dass sich die Bettler mit den Pflanzen Geschwüre zufügten, „womit sie die leut betriegen“ und „desto mehr Geld sammeln mögen“. Als Hausmittel ist die ätzende Wirkung der frischen Pflanze bekannt. So kann es beim Anfassen des Krautes zu Blasenbildung auf der Haut kommen.

In der Schulmedizin haben die verschiedenen Hahnenfußarten keine Bedeutung. Interessant ist die Erklärung des Namens der Pflanze. Der deutsche Name Hahnenfuß weist auf die vogelfußähnlichen Laubblätter hin. Der Gattungsname Ranunculus ist die Verkleinerungsform vom lat. rana, dem Frosch. Mehrere Hahnenfußarten leben an sumpfigen Stellen oder im Wasser, d.h., in der Nähe, wo Frösche sind.

Der Artname acris bedeutet scharf, beißend und bezieht sich auf den Geschmack der Pflanze.

Doch Vorsicht! Keine Eigenanwendung! Das frische Kraut ist giftig, die Scharfstoffe ätzen Haut und Schleimhaut und können innerlich zu Magen- und Darmreizungen mit Durchfällen und Koliken führen.

Dr. Hannelore Pohl

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