Recht interessante Pflanzen, die ihrem Aussehen nach den Disteln ähneln, sind die Mannstreu- (Eryngium) Arten. Obwohl sie den Doldenblütlern m.E. auf den ersten Blick gar nicht ähnlich sehen, gehören sie zu dieser Familie. Im Botanischen Garten ist die Edeldistel, der Flachblättrige Mannstreu (Eryngium planum) zu finden. Er ist eine ausdauernde, distelartige, krautige Pflanze, die bis zu 100 cm hoch werden kann. Im oberen Teil ist die Pflanze blau unterlaufen. Die Blütenköpfchen sind blau bis lilafarben, die Blühzeit erstreckt sich von Juni bis September. Mit einem dicken, braunen Wurzelstock ist die Pflanze im Boden verankert.
Beheimatet ist der Mannstreu oder die Donardistel offensichtlich in den Balkanländern und dem Mittelmeerraum. Zu finden ist er aber auf sonnigen Standorten in ganz Mitteleuropa, auf kargen Wiesen, Ödland, sandigen Böden und Wegrändern.
Als Droge finden die Blätter und der Wurzelstock Verwendung. An Inhaltsstoffen sind u.a. Schleime, Saponine, Flavonoide, ätherische Öle und Zuckerarten zu nennen. Die Inhaltsstoffe der verschiedenen Eryngium-Arten variieren.
Im Altertum erfolgte die Anwendung bei Bauchschmerzen, gegen Geschwüre, bei Krämpfen, bei Nierensteinen und zur Stärkung der Leber. Im Mittelalter wurde Mannstreu bei Brustkrankheiten, wie Bronchitis mit festsitzendem Schleim eingesetzt. Auch bei Zahnfleischentzündungen, Gelbsucht, Hautkrankheiten und Harnverhalten wurde Mannstreu empfohlen. Der Sage nach soll die Dichterin Sappho (612- 570 v. Chr.) die Pflanze als Aphrodisiakum gebraucht haben. Heute noch zeigt der Flachblättrige Mannstreu recht gute Wirkung gegen Keuchhusten vor allem bei Kindern. Die Droge wirkt abschwellend, soll auch gegen Pilze helfen, lindert die Entzündung der Harnwege und dient beim Abstillen.
In der Literatur war zu finden, dass die Droge vor allem innerlich eingesetzt wird und ein Aufguss mit Wasser, Milch oder Wein zubereitet werden kann, von dem täglich 2 bis 3 Mal eine Tasse getrunken werden soll.
Chemische Analysen der Inhaltsstoffe bestätigten die appetitanregende Wirkung und die harntreibenden Eigenschaften. Nebenwirkungen sind bei der Anwendung nicht bekannt.
Mannstreu kann auch als Nahrungsmittel und Gewürz verwendet werden. Die zarten Schösslinge können als Salat zubereitet und die jungen Blätter wie Gurken eingelegt werden. Der Geschmack soll zuerst süßlich, dann bitter und scharf sein.
Der deutsche Name Mannstreu geht wahrscheinlich auf die vermutete aphrodisierende Wirkung der Pflanze zurück. Die griechische Bezeichnung Eryngium soll vom griech. aryngano oder ereugomai, von rülpsen, sich erbrechen abgeleitet sein, da die Pflanze als Heilmittel gegen Blähungen aller Art galt.
Dr. Hannelore Pohl