Heimische Heilpflanzen: Osterluzei

Passend zur Osterzeit in diesem Monat möchte ich die Pflanze Osterluzei (Aristolochia clematitis) vorstellen. Die ursprünglich im Mittelmeergebiet, jetzt aber auch an wärmeren Standorten in Mitteleuropa zu findende Pflanze gehört zu den Osterluzeigewächsen.

Osterluzei, Wolfskraut, Löffelkraut oder Pfeifenblume ist eine ausdauernde, jedoch giftige, krautige Pflanze, die bis zu 1 m hoch werden kann. Im Boden verzweigt sie sich mit einem kriechenden Rhizom. Die Laubblätter sind lang gestielt, tief ausgebuchtet und herzförmig. Die Pflanze riecht leicht fruchtig. Die Blühzeit erstreckt sich von Mai bis Juni.

Auffällig ist die Blütenform. Die Blüten sind oben tütenförmig, gehen in eine Blütenröhre über, die innen mit nach unten stehenden Haaren bedeckt ist und sich nach unten in einen Blütenkessel bauchig erweitert. Die Blüten werden von Insekten bestäubt. Durch die Behaarung der Blütenröhre werden die Insekten gefangen, bleiben bis zur Bestäubung in der Röhre und können während der Zeit mit Nektar versorgt werden. Nach der Bestäubung erschlaffen die Haare und das Insekt kann, mit Blütenstaub beladen, wieder entweichen. Nach der Bestäubung entwickelt sich eine vielsamige Kapselfrucht, die anfangs grün ist und später schwarz wird. Die Form der Frucht gleicht einem Ei (der deutsche Name Osterluzei wird mit Ostern in Verbindung gebracht).

Schon im Altertum hatte Osterluzei als Heilpflanze Bedeutung. Aristolochia-Arten dienten als Mittel gegen Schlangenbisse. Anwendung fand die Pflanze auch bei der Geburt. Weist doch auf diese Verwendung der Gattungsname Aristolochia hin, wobei aristo auf sehr gut und lockies bzw. lockheia auf Geburt bzw. zum Gebären bedeutet. Auch galt Osterluzei als Abtreibungsmittel, da sie die Wehentätigkeit einleitet.

An Inhaltsstoffen sind bis zu 1 % flüchtige, wasserunlösliche, giftige Aristolochiasäuren, die nierenschädigend und krebserregend wirken können, sowie ätherische Öle, Gerbstoffe und Clematinin enthalten. Seit 1981 ist die arzneimittelrechtliche Zulassung widerrufen worden.

Anwendung findet die Pflanze noch in der Homöopathie oder äußerlich als Umschlag gegen entzündete Wunden.

Offensichtlich ist die sogenannte „Balkannephropathie“ von 1956 auf Osterluzei, das im Getreidebestand als Unkraut vorhanden war, zurückzuführen. Der Samen der Pflanze gelangte wahrscheinlich mit dem Getreide in die kleinen Dorfmühlen, von denen die bäuerlichen Familien ihr Mehl bezogen. Verunreinigte Backwaren führten zu einer schleichenden Vergiftung und zu einem fortschreitenden Nierenversagen.

Früher war Osterluzei in jedem Bauerngarten anzutreffen. Heute ist die Pflanze selten zu finden, sollte aber doch in keinem Naturgarten fehlen, da der Osterluzeifalter auf sie angewiesen ist. In verschiedenen, vor allem katholischen Regionen, ist Osterluzei Bestandteil eines Pflanzengebindes zur Kräuterweihe im August.

Dr. Hannelore Pohl

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