Eine Pflanze, die in den vergangenen Jahren wieder interessant wurde, ist das Mutterkraut (Chysanthemum parthenium). Die ausdauernde Staude, die zu den Korbblütlern gehört, kann bis zum Winter Blüten tragen. Durch zahlreiche Samenbildung ist eine Selbstaussaat immer möglich. In ihrem Aussehen ähnelt sie der Kamille, kann etwa 60 cm hoch werden undi st jetzt in vielen Gärten oder auf sonnigen Standorten zu finden.
Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem Mittelmeergebiet und war schon im Altertum bekannt. Auch der Engländer Nicholas Culpeper (1616- 1654) kannte und schätzte sie. In seinem Kräuterbuch hat er ihr ein Kapitel gewidmet. Sie wurde als Aspirin des Nordens bezeichnet und als solches verwendet, da sie u.a.schmerzstillend wirkt.
Die Pflanze, auch bekannt unter dem Namen Frauenminze, Falsche Kamille, Mutterkamille, Feverfew oder Knopfkamille soll helfen, Melancholie, Schmerzen und Kopfweh zu besänftigen. In den vergangenen Jahren wurden nach wissenschaftlicher Analyse mehrere neue Heilsubstanzen in der interessanten Pflanze gefunden. So sind neben ätherischen Ölen mit Campher und Chrysanthenol weiterhin Sesquiterpene (Kohlenstoffverbindungen mit 15 C- Atomen) mit Parthenolid und Flavonoide nachgewiesen. Parthenolid ist ein pflanzlicher Gegenspieler zu Serotonin. So wird die Ausschüttung von Serotonin verhindert, denn die Wirkung von Serotonin auf die Durchblutung im Gehirn soll Migräne auslösen.
Prophylaktisch sollten Migränepatienten täglich frisches Mutterkraut (3- 5 Blättchen) oder eine Messerspitze getrocknetes Mutterkraut zu sich nehmen. Auch als Tee oder Tinktur ist eine Einnahme möglich. Ihr Geschmack ist bitter und aromatisch.
Durch die Inhaltsstoffe wirkt die Einnahme der Pflanze auch beruhigend, verdauungsfördernd (Bitterstoffe) und gegen Parasiten im Darm, reguliert den Menstruationszyklus, wenn Unregelmäßigkeiten auftreten und gleicht in den Wechseljahren den Hormonmangel aus.
Während der Schwangerschaft sollte die Pflanze nicht genutzt werden. Äußerlich angewendet ist sie zu empfehlen bei Hautkrankheiten, Insektenstichen und als Mundspülmittel nach Zahnbehandlungen. Im Haushalt kann ein Aufguss der Pflanze als mildes Desinfektionsmittel oder die getrocknete Pflanze als Muttenschutz engesetzt werden. Trotz des bitteren Geschmacks ist das Mutterkraut eine Bereicherung von Gerichten, um ihnen den „Fettgeschmack“ zu nehmen.
Verschiedene Sorten von Mutterkraut sind im Handel zu erhalten. Vielleicht finden auch Sie in Ihrem Garten einen Platz für diese anspruchslose, aber hübsche Pflanze.
Dr. Hannelore Pohl